Gemeinderat,
10. Sitzung vom 27.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 48 von 96
lesen können. Ich hoffe sehr, dass Sie dann auch sehen werden, wie sehr die Wissenschaftspolitik der Stadt auch eine strategische ist. Auch hier, meine Damen und Herren, wird gestaltet und nicht nur verwaltet!
Aber ich möchte sagen, es wird auch verwaltet in
dieser Stadt, und zwar gut verwaltet. Man soll das nicht immer nur
hinunterreden. Ich möchte das für einen Dank an all die Kolleginnen und
Kollegen, die in der Verwaltung tätig sind, benützen und nicht nur diesen Dank
abstatten, sondern auch sagen, dass die überwiegende Mehrheit von ihnen, fast
alle, weit über ihre Verwaltungstätigkeit hinaus mitdenken, überlegen und
insofern im Grunde an der Formulierung der Politik teilhaben.
Meine Damen und Herren, lassen Sie mich vielleicht
noch einen Zuruf von dieser Stelle aus machen. Ich habe es bisher in den fünf
Jahren, in denen ich hier als Kulturstadtrat und Wissenschaftsstadtrat tätig
bin, jedenfalls auch für die Kulturpolitik in der Stadt als bereichernd
empfunden, dass es eine immer wieder harte, aber doch relativ konstruktive
Diskussion gegeben hat. Ich würde mir das sehr wünschen und richte diesen
Appell namentlich an die Österreichische Volkspartei, dass Sie diesen Weg nicht
verlassen! Ich glaube, Sie wären gut beraten, wieder auf den Weg einer
konstruktiven Politik und Kritik zurückzukommen! Sie stellen sich mit dem Weg,
den Sie jetzt einschlagen, schlicht und einfach selbst ins Out! Das merken
natürlich die Kulturschaffenden in dieser Stadt, weil es nicht nur einen Mangel
an Kulturpolitik von Seiten des Bundes gibt, sondern es gibt im Grunde auch
nichts, worüber man ernsthaft mit der Wiener ÖVP diskutieren könnte! Das ist
schade! Das war nicht immer so, Sie hatten andere Aktive in der Kulturpolitik,
die sich hier durchaus kritisch, aber jedenfalls sehr viel konstruktiver
eingebracht haben!
Was die Antworten auf Ihre Anfragen anbelangt, lieber
Herr Kollege Wolf, halte ich mich an ein großes Vorbild von Ihnen, das ist der
Bundeskanzler. Wenn Sie sich die Antworten anschauen, die von dort an die
Opposition des österreichischen Parlaments kommen, sind meine Antworten
geradezu Bibliotheken. Wenn Sie mir längere Antworten von Seiten des
Kunstministers dieser Republik zeigen, dann bin ich gerne bereit, auch da ein
bisschen ausführlicher zu werden.
Im Übrigen, das muss ich schon zurückweisen, ich habe
niemandem einen Maulkorb erteilt oder jemandem verboten, etwas zu sagen. Ich
weiß nicht, wo der Herr Kollege Dworak ist. Ah, da sitzt er eh! Also das ist
absurd, das wird auch niemand ernsthaft behaupten können. Ich habe lediglich
ein Gutachten des Verfassungsdiensts des Magistrats zitiert. Wenden Sie sich
dorthin. Dort können Sie sich gerne mit den Juristen auseinander setzen, ob das
ein Maulkorb ist oder nicht. Ich habe lediglich zitiert, dass ausgelagerte
Unternehmen, die im Eigentum der Stadt Wien sind, nicht der gemeinderätlichen
Verwaltung unterliegen und daher auch ein eingeschränktes Fragerecht und eine
eingeschränkte Redepflicht haben. Aber Sie können sich gerne mit den Juristen
auseinander setzen. Ich stelle Ihnen das zur Verfügung.
Meine Damen und Herren, ich komme zum Schluss. Ich
glaube, dass dieser Rechnungsabschluss einmal mehr bewiesen hat, dass die
Kultur in dieser Stadt den Stellenwert einnimmt, den sie für eine Kulturstadt
hat, dass sie ausgeweitet wurde und dass wir guten Mutes an die Arbeit gehen
können, noch mehr Menschen als bisher dieses großartige Angebot anzubieten.
Davon werden die nächsten Jahre einer sozialdemokratischen Kulturpolitik in
dieser Stadt dominiert sein und ich freue mich schon sehr darauf! - Danke
vielmals. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Es liegt keine Wortmeldung mehr zur
Geschäftsgruppe Kultur vor.
Wir kommen nun zur
Beratung der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung und Verkehr.
Herr Dr Madejski, bitte.
GR Dr Herbert Madejski
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Zum Kapitel Verkehr und Planung werde ich meine Rede
so einteilen: Zuerst das Lob und dann die Kritik. Das heißt, 1 Minute Lob
und 24 Minuten Kritik. Das Lob ist an sich relativ schnell ausgesprochen,
Herr Stadtrat. Da ist man wirklich in einer Minute fertig.
Die Arbeit wird in unserem Ausschuss nicht erschwert.
Wir haben einen offenen Gedankenaustausch. Die Mitarbeiter sind kooperativ, die
Beamten für Infos immer zur Hand, zum Unterschied von anderen Ausschüssen wie
Kultur, Umwelt oder Gesundheit. Dafür möchte ich Ihnen auch als
Oppositionspartei danken. Jetzt wenden wir uns den Fehlentwicklungen der
Stadtplanung zu. Ich habe sogar nur 50 Sekunden gebraucht.
Man könnte jetzt bei den
Fehlentwicklungen natürlich über Rothneusiedl, die U-Bahn, Park and Ride-Anlagen
Hütteldorf oder sonstwo, wo sie nie verwirklicht worden sind, und wenn sie
verwirklicht werden, dann dort, wo sie nicht hingehören, reden. Man könnte über
die Wienerbergentwicklung reden, durchaus ein neuer Stadtteil, der interessant
ist, nur leider kann man nicht hinfahren. Man könnte über die U‑Bahn-Verlängerungen
reden, wo heute noch nicht ganz klar ist, wohin sie überhaupt führen sollen.
Man könnte über die Ausfahrt Simmering auf der Südosttangente reden, wo nach
25 Jahren, glaube ich, noch immer nicht klar ist, wo und wann sie eröffnet
wird. Doch ich möchte mich in meiner Kritik auf drei Punkte konzentrieren. Dies
sind drei Punkte, die in den letzten Monaten und vor allem im letzten Jahr so
augenscheinlich für eine Fehlentwicklung, Herr Stadtrat, waren, und zwar sind
das erstens die Garagenkonzeptlosigkeit, die Tempodiskussionen und die totale
Pleite im Radwegeverbau, die auch einen Namen hat, nämlich den Arbeitstitel
"Radwegenetz", aber es ist sicher kein Radwegenetz, sondern ein Radwegeverbau.
Von einem Konzept kann hier sicherlich keine Rede sein.
Beginnen wir mit dem
Garagenkonzept und den Garagen. Hier hat Herr Ing Theuermann, der
Beauftragte und Garagenkoordinator, kürzlich in der Einleitung zu einem Bericht
gesagt, in Wien sind 660 000 PKWs zugelassen, die steigende
Motorisierung wird laut Statistik
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