Gemeinderat,
10. Sitzung vom 27.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 96
Forschungsaufträge vergeben. Es sind immer die gleichen Abteilungen, und zwar eigentlich nicht jene, die sich mit den gesellschaftspolitischen Entwicklungen dieser Stadt auseinander setzen könnten. Viel kommt von der MA 27 und der MA 50, und es gibt ein paar Projekte der 48er. Aber auch die Zahl dieser Projekte nimmt immer mehr ab, und insgesamt ist das, was dort zu finden ist, sehr mager. Laut Datenbank gab es 2003 immerhin noch 48 Projekte, 2004 waren es 36 Projekte, und 2005 sind es nur noch sechs. – Das ist also die groß angekündigte Forschungsauftragsvergabe der Stadt Wien! Ich glaube, das könnte ganz anders aussehen, würde man die Forschungs- und Wissenschaftspolitik in der Stadt auch wirklich ernst nehmen und umsetzen und nicht nur immer Gelder beschließen, die dann aus dem Ressort oder zum Teil auch von Rieder gezahlt werden, ohne dass überlegt wird, was man will und wohin man will, abgesehen vom vorher erwähnten Ausbau des Biozentrums im 3. Bezirk.
Zu den beiden Anträgen von
ÖVP und SPÖ: Mich wundert es ein bisschen, dass diesfalls offensichtlich beide Parteien
nicht zur Kenntnis nehmen, dass man seitens der TU klar gesagt hat, dass sie
nicht aufs Flugfeld Aspern wollen.
Ich habe jetzt gerade noch
einmal mit dem Rektorat der TU telefoniert. Diese Flugfeld-Aspern-Variante ist
zu unsicher. Es kann schon sein, dass es diesbezüglich Gespräche gibt, und wenn
der Bund Gelder hergibt, dann können wir es uns überlegen. Im Moment ist diese
Variante an der TU aber nicht in Diskussion. Es gibt zu viel Widerstand bei
MitarbeiterInnen und StudentInnen, und die TU hat darauf Rücksicht genommen. Im
Gegensatz zur BOKU, die darauf scheißt – entschuldigen Sie dieses
Wort! –, was ihre MitarbeiterInnen davon halten, wenn die TU nach Tulln
übersiedelt!
Mit Anträgen will man die
TU quasi dazu verpflichten, jetzt auf das Flugfeld Aspern zu übersiedeln. Ich
verstehe das nicht! Ich glaube, dass man den Universitäten auch als
Stadtregierung sehr wohl eine eigene Meinungsbildung zugestehen und akzeptieren
sollte, wenn eine Universität sagt: Wir bleiben lieber im 1. und im 4. Bezirk,
so wie das die TU gemacht hat. Ob das klug ist oder nicht und ob sie mit dem
Raum auskommen oder nicht, das wissen die Betroffenen selbst wohl besser!
Laut einem Antrag soll die
Bundesregierung der TU quasi ein Zuckerl geben, und man lässt der TU über die
Bundesregierung ausrichten, die sie hinaus siedeln soll. In einem zweiten
Antrag kommt die WU auch hinzu, wobei innerhalb der WU überhaupt noch nicht
klar ist, ob man das dort will oder nicht, außer dass Direktoren in einem
Zeitungsartikel einmal gesagt haben, sie könnten sich das vorstellen. (Zwischenruf
von GR Robert Parzer.)
Außerdem gibt es auch
offensichtlich noch nicht akkordierte Meinungen in der Stadtregierung: Der eine
Stadtrat meint, beide Unis wären super dort, der andere sagt, es kommt nur eine
hin. – Diese Vorgehensweise ist für uns nicht nachvollziehbar,
insbesondere weil die TU offenbar nicht einmal davon informiert wurde, dass sie
mittels eines Antrags quasi gezwungen werden soll.
Wir werden diesem einen
Antrag, der jetzt auf Zuweisung geändert wurde, zustimmen, um im Ausschuss zu
erfahren, wie es mit dem aktuellen Stand der Dinge und den Gesprächen
ausschaut. Dem Antrag auf sofortige Abstimmung werden wir hingegen nicht
zustimmen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Ich danke schön.
Ich darf jetzt einen zarten
Hinweis geben: Die Wortwahl bezüglich der Fäkalien würde ich so sehen wie Sie! (Zwischenruf
bei der ÖVP.) Aber die Frau Gemeinderätin hat sich auch dafür entschuldigt.
Das möchte ich zur Kenntnis bringen! (GR Dkfm Dr Fritz Aichinger:
Gesagt ist gesagt!)
Am Wort ist nun Frau
Mag Straubinger.
GRin Mag Sybille Straubinger (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr
Stadtrat! Meine Damen und Herren!
Ich meine, es ist wirklich
eine etwas skurrile Situation, dass wir es heute mit Kulturpolitikern zu tun
haben, die beklagen, dass es mehr Geld für Kultur gibt. Da stellt sich die
Frage: Wie gibt es das? (Zwischenruf von StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager.)
Es könnte natürlich daran liegen, dass der Stellenwert der Kultur in Ihrer
Partei und auch in der FPÖ nicht besonders hoch ist. Zumindest könnte man das
vermuten, wenn man auf ihre Homepage geht, denn dort kommt die Kultur einfach
nicht vor! (Zwischenruf bei der FPÖ.) Vielleicht sollten Sie einmal ein
bisschen in sich gehen und sich überlegen, ob nicht auch Kultur ein ganz ein
essentieller Bestandteil Ihrer Politik sein sollte! (Beifall bei der SPÖ.)
Eine Studie des
Österreichischen Städtebundes hat gezeigt, dass alle anderen Städte außer Wien
ihre Kulturbudgets kürzen. Wir in Wien haben seit Jahren steigende Budgets, und
das aus gutem Grund, um nämlich die Kulturhauptstadt Wien auf dem hohen Niveau,
auf dem sie sich befindet, halten zu können, um aber die Wiener Stadt- und die
Kulturlandschaft auch weiterentwickeln zu können. Und diese Weiterentwicklung
besteht nicht darin, dass man Dinge zudreht, um Geld für anderes frei zu haben,
und auch nicht darin, dass man einfach mehr Geld ausgibt, wie es die Anträge
der Opposition manchmal glauben machen, und auch nicht darin, dass man ein paar
Dinge etwas mehr fördert.
Vielmehr liegt die Kunst, die Kulturpolitik und die
Kulturlandschaft der Stadt Wien weiterzuentwickeln, darin, dass man Mut zur Veränderung
aufbringt. Mut braucht man deshalb, weil eine Veränderung immer auch eine
Umverteilung bedeutet, weil sie Widerstand mit sich bringt und vor allem, weil
viel Engagement nötig ist, um die Menschen und die Betroffenen auf diesen Weg
mitzunehmen. Diesen Mut haben der Kulturstadtrat und auch die Verwaltung der
MA 7, der MA 8 und der MA 9 in den letzten Jahren aufgebracht.
Auch wenn man die Erfolge vielleicht nicht immer sofort sieht, hat man doch in
den letzten Jahren gesehen und sieht es auch im Rechnungsabschluss für das Jahr
2005, dass sich Wien ganz massiv weiterentwickelt hat.
Es wurden bisher schon sehr viele Bereiche erwähnt,
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