Gemeinderat,
10. Sitzung vom 27.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 96
gespielt. Das war wirklich ein
passender Abschluss für das Ganze!
Wir haben jedenfalls schon
mehrfach festgestellt, dass uns diese parteipolitische Präsenz am
Donauinselfest besonders stört und nicht das Fest an sich! (Zwischenrufe von
GR Karl Dampier.) Er fühlt sich offenbar besonders betroffen!
Wahrscheinlich ist er mir böse, weil ich ihn nicht besucht habe! (Weitere
Zwischenrufe bei der SPÖ.) Aber ich konnte nicht! Ich hatte keine Zeit! Tut
mir Leid! Ich war bei der BAWAG‑Open-Air-Bühne, und da bin ich gleich
wieder gegangen!
Noch ein abschließendes
Wort: Würde die SPÖ es fertig bringen, das Donauinselfest von Parteipolitik zu
trennen, dann hätte niemand hier im Haus ein Problem damit! Aber es geht
offensichtlich nicht, dass man diese Größe beweist! Als Alibi gibt es dort
mittlerweile halt auch einen Stand der katholischen Kirche, aber darüber hinaus
ist es ein Parteifest, und das ist es, was wir immer ankreiden!
Ein kurzes Wort noch zu
den Anträgen der ÖVP betreffend “Science City“, die Ansiedlung der
Wirtschaftsuniversität und der Technischen Universität Wien auf dem
Stadtentwicklungsgebiet Flugfeld Aspern. – Das ist eine alte Forderung von
unserem StR Schock. Wir werden dazu selbstverständlich unsere Zustimmung geben!
Außerdem freue ich mich als Gesundheits- und Kulturpolitiker, wenn die
Krankenanstalt Baumgartner Höhe zum Weltkulturerbe werden soll und sozusagen
eine Verbindung zwischen beiden Gebieten hergestellt wird. – Danke. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Als
Nächster am Wort ist Herr
GR Mag Dworak. – Bitte schön, Herr Gemeinderat: Sie sind
am Wort.
GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine Damen und
Herren!
In den letzten Wochen war sehr oft das Wort
Flurschaden in den Medien zu hören und zu lesen. Bei diesem Wort Flurschaden
denke ich an Ihr schädliches Wirken in der Wiener Kulturpolitik, das für viele
Kulturschaffende immer mehr zum Problem wird.
Sie haben beim Rechnungsabschluss 2005 Ihr Budget
von 195 Millionen um mehr als 5 Prozent überzogen. Auf den ersten
Blick ist das nicht allzu viel. Das Budget ist aber dazu da, dass es
eingehalten und nicht überzogen wird, Herr Kollege Woller, und Wollen und
Können sind halt nicht immer deckungsgleich! (Beifall bei der ÖVP.)
Bei Ihrer Politik der
Deckelung von Kulturförderungen ist das allerdings bemerkenswert. So ist
beispielsweise bei den Wiener Symphonikern der Beitrag seit 2001 gleich,
beim Volksbildungswerk wurde seit 1995 nicht erhöht, und auch bei den
Wiener Bezirksmuseen oder bei der Wiener Kammeroper sind die Beträge über viele
Jahre gleich geblieben. Bei der Kinoförderung haben Sie im Vorjahr sogar
deutlich weniger ausgeben müssen. Die Liste der wichtigen Kulturinstitutionen
mit gedeckelten Förderungen ließe sich beliebig verlängern. Heute müssen bei
Ihrer Kulturpolitik viele wichtige Spielstätten und Kulturschaffende mit
weniger Geld auskommen, und das trotz jährlicher Inflation von
2,3 Prozent! Manche erhalten überhaupt keine Kulturförderung mehr.
In Ihrem
Rechnungsabschluss haben wir nach unseren Unterlagen auch feststellen können,
dass rund 8 Millionen EUR ohne Gemeinderatsbeschluss vergeben wurden. Auch
dieser hohe Betrag bestätigt unsere Kritik an Beschlüssen über Rahmenbeträge,
die allein von Ihnen nach der von mir oft kritisierten Gutsherrenart vergeben
werden können. In Anbetracht dessen fallen mir die Verluste von BAWAG und ÖGB
ein: Was hätte man alles mit rund 3,5 Milliarden EUR in der Wiener
Kulturlandschaft machen können!? Man hätte beispielsweise 100 Mal den
Zuschussbedarf der Vereinigten Bühnen von heuer decken können! Oder man hätte
rund 94 000 neue Arbeitsplätze in Wien schaffen können. Aber auch die
Rechnung, dass man damit allen ÖGB-Mitgliedern für 15 Jahre der
Mitgliedsbeitrag erlassen könnte, ist bemerkenswert!
Als Oppositionspartei sind wir der Kontrolle
verpflichtet. Wir fragen nach. Und das hätten Sie bei der BAWAG
auch zeitgerecht machen sollen! In den Gemeinderatsausschüssen nachzufragen,
wäre sicherlich auch für die Mitglieder der SPÖ von Vorteil.
Zurück
zu den Flurschäden Ihrer Kulturpolitik in Wien. Zum Beispiel wurde bei den
Wienern Symphonikern für 2007 jetzt schon die seit 2001 gleich gebliebene
Subvention zugesagt, damit überhaupt die Bilanz erstellt werden kann. Obwohl
allseits bekannt war, dass deutlich mehr Mittel benötigt werden, haben Sie,
Herr Stadtrat, aus Bequemlichkeit den Betrag einfach fortgeschrieben. Präsident
Streicher hat bei seiner diesjährigen Karfreitags-Pressekonferenz von mehr als
12 Millionen EUR für 2006 gesprochen, die der Zuschuss betragen muss.
Warum hört man nicht auf die Fachleute, die wissen, wovon sie reden? Wir wollen
den Symphonikern die Blamage ersparen, von Finanzengpässen sprechen zu müssen.
Ein anderes Beispiel ist der Jazzclub Birdland von
Joe Zawinul. Auch dort gibt es Probleme: Das Kontrollamt hat 2005 die
ordnungsgemäße Verwendung der Subvention geprüft, und es wurde festgestellt,
dass die Mittel nicht korrekt verwendet wurden. Die Vertragsgestaltung war
unklar, und das Geld wurde verjubelt. Schon wieder hat das Birdland Schulden
von mehr als 600 000 EUR! Um nicht wieder auf die Mittel der
MA 7 zurückgreifen zu müssen, hat man die Wien Holding, die Heizbetriebe
und das Wasserwerk zur Subventionierung herangezogen. Das Management des
Kulturstadtrats hat wieder einmal versagt! Ein weiterer Fall von “Flurschaden“.
(Beifall von GR Mag Wolfgang Jung.)
Zum Beispiel Netzkultur: Obwohl
wir wiederholt gewarnt haben, den Betreiber “t0 Public Netspace“ zu
fördern, musste heuer zur Sanierung und Schließung der Aktivitäten letztlich
gutes Geld nachgeschossen werden. Das neue Modell der Förderung der Netzkultur
wird selbst von jenen kritisiert, die davon profitieren sollten. Die Kritik
betrifft folgende Punkte des Konzepts: Fehlende Transparenz, Ungleichbehandlung
der Teilnehmer
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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