Gemeinderat,
10. Sitzung vom 27.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 96
Der Ablauf war folgender: Am Freitag Nachmittag vor Pfingsten
wurde zu dem Sonderausschuss für Dienstag nach Pfingsten eingeladen. Ich hatte
zum gleichen Zeitpunkt als Veranstalter ein Symposium zu eröffnen, habe das
abgesagt und bin eine Stunde im Ausschuss gewesen. Die gesamte Zeit anwesend
war mein Kollege Bernhard Dworak.
Letzte Bemerkung: Ich habe in der Stunde genügend
erfahren, was meine Einschätzung der Wiener Kulturpolitik bestätigt hat. –
Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu
Wort gemeldet ist Herr GR Mag Ebinger. Ich erteile ihm das Wort. –
Bitte sehr.
GR Mag Gerald Ebinger (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat! Meine Damen und
Herren!
Wenn man Herrn Kollegen Woller zugehört hat, dann
kann man sagen: Das war wirklich ein Lobgesang und eine Hymne auf die
Kulturpolitik der Stadt Wien! Und das zieht sich wie ein roter Faden durch alle
Kulturdebatten der letzten Monate und Jahre. Ich muss nur daran denken, wie
viele Fragestunden wir schon erlebt haben, in welchen ein SPÖ-Abgeordneter den
Herrn Stadtrat gefragt hat, was Sie beispielsweise im Mozartjahr alles gemacht
haben, und ihm quasi die Chance gegeben hat, sich ein bisschen zu belobigen,
wie super Sie das Mozartjahr gestaltet oder den Karlsplatz ausgestaltet
haben. – Ich will gar nicht sagen, dass all das schlecht ist, aber ich
meine, gut ist etwas dann, wenn es auch die Opposition lobt und wenn man das
Lob nicht krampfhaft aus den eigenen Reihen herbeiführen muss, damit einen
irgendjemand lobt! (Beifall bei der FPÖ.)
Aber die Opposition habe ja, wie wir der Rede des
Herrn Woller entnehmen konnten, offensichtlich von nichts eine Ahnung, sei
völlig inkompetent und wisse nicht einmal mit den Zahlen umzugehen. Er freut
sich, dass mehr… (GR Ernst Woller: Ich
habe nur Herrn Wolf gemeint!) Sie haben nur Wolf gemeint? Bin ich
ausgenommen? Dann muss ich meine Rede ad hoc umändern! (Weiterer Zwischenruf
von GR Ernst Woller.)
Ich wollte gerade auf die Zahlen eingehen und sagen,
dass das Kulturbudget einen Zuwachs aufweist, was an sich etwas Positives ist!
Als Kulturpolitiker kann ich sagen, dass das positiv ist, aber wenn ich das
Gesamtbudget betrachte, dann stelle ich fest, dass es sich da ein bisschen um
kommunizierende Gefäße handelt und nach dem Floriani-Prinzip vorgegangen wird.
Denn irgendwo muss das Geld ja weggenommen werden, und als Gesundheitspolitiker
kann ich nur hoffen, dass es nicht aus der Gesundheitspolitik weggenommen wird,
denn dann haben wir Schwierigkeiten mit der Finanzierung des KAV und des Fonds
Soziales Wien et cetera. Das ist also immer differenziert zu betrachten.
Sie haben sich auch hinsichtlich des Tourismus
gelobt. – Klar: Wien ist Gott sei Dank eine Stadt, die alle Möglichkeiten
von sich aus bietet, auch schon bevor die Stadt sozialistisch war.
Das mit dem Mozartjahr fand ich auch sehr lustig:
Zuerst hat Kollege Schreuder gesagt, dass man Mozart nicht so einvernehmen
soll, denn dieser war nicht nur in Wien, sondern auch in Salzburg und in Prag
und überhaupt international tätig. Dann kommt – wupp! – Kollege Woller
und sagt: Das hat 30 Millionen EUR gekostet, es sind sehr viele
Touristen gekommen, es hat Zuwachs und viele Nebeneffekte gegeben, das
Mozartjahr läuft super! (GRin Inge Zankl: Daher haben wir mehr Geld zum
Ausgeben!) Dagegen habe ich
nichts! Ich stelle nur fest, dass wir Mozart doch für uns einvernommen
haben.
Dann hat Kollege Woller von der Umwandlung des
Theaters an der Wien in ein reines Operntheater gesprochen. Das halten wir und auch
ich persönlich für sehr positiv. Schließlich wurde das Theater an der Wien ja
von Schikaneder gebaut, der ein Texter von Mozart war und beispielsweise mit
ihm gemeinsam im Theater auf der Wieden die Zauberflöte uraufgeführt hat. Das
Theater an der Wien soll also nach all den Jahren endlich wieder ein
Operntheater sein. Ich bin ja selbst einer von den Abonnenten, von denen Sie
gesprochen haben, und ich kann nur hoffen, dass das Niveau, das derzeit
durchaus gegeben ist, auch nach dem Mozartjahr gehalten werden kann! Es ist
nämlich nicht so einfach, immer solche Produktionen mit solchen Dirigenten und
solchen Sängern hierher zu bekommen.
Weniger glücklich beziehungsweise überhaupt nicht
glücklich sind wir betreffend das andere korrespondierende Gefäß, das Ronacher.
Ich kann nicht verstehen, warum das Ronacher nicht funktionsfähig gewesen wäre,
ohne dass man jetzt solche Unsummen hineinbuttert und auch noch einen Kredit
aufnimmt. Die Stadt Wien verschuldet sich auf zehn Jahre oder länger, damit sie
fast 50 Millionen EUR in eine Renovierung des Ronacher steckt, das
erst vor einigen Jahren renoviert wurde, und man muss mir erst erklären, wo der
großartige Unterschied zu dem liegt, was kommen wird, und warum es nicht so
gegangen wäre. Meines Erachtens ist das eine Verschwendung von Steuergeldern!
Mit dem Wien Museum ist es auch wieder so eine
komische Geschichte: Es ist natürlich ein gutes Museum mit tollen Exponaten und
einer riesigen Sammlung. Sie haben gesagt, dass durch die Ausgliederung hier
Reserven gebildet werden. Diese doppelte Sichtweise ist doch bemerkenswert:
Wenn die Stadt Wien ausgliedert, dann ist es gut und werden Reserven gebildet,
wenn der Bund ausgliedert, dann wird alles schlecht gemacht und es ist ein
Ausverkauf des Familiensilbers. (Beifall bei der FPÖ.) Auf jeden Fall
sehen Sie das so: Wenn Wien und die SPÖ es machen, dann ist alles super!
Dann haben Sie eine Statistik gebracht, die ich auch
hinterfragen möchte. (GR Ernst
Woller: Wir haben es nicht verkauft, es gehört nach wie vor der Stadt Wien!
Aber durch die Ausgliederung ist es möglich, Reserven zu bilden!) Ich habe
heute eh schon darüber gesprochen: Durch die Ausgliederung werden der
Opposition natürlich gewisse Mitspracherechte entzogen. Das haben wir beim
Fonds Soziales Wien, beim KAV und beim Wiener Wohnen erlebt, und wir erleben
das immer wieder. Das Budget wird ausgedünnt.
Im Hinblick darauf haben wir die Forderung gestellt,
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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