Gemeinderat,
10. Sitzung vom 27.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 96
Kunst plus 16,8 Prozent; Film, Kino, Video minus 1,7 Prozent; Sonstige plus 6,1 Prozent. - Im Mozartjahr bei der darstellenden Kunst ein Plus – klar!
Das einzige, was mir zum Mozartjahr eingefallen ist:
Vielleicht kann man es das nächste Mal wirklich so machen, dass, wenn es solch
ein Großereignis gibt wie das Mozartjahr - was ja prinzipiell ein Ereignis ist,
das würdig ist, es zu feiern -, die gesamte Stadt das machen kann, dass man
also sagt, wir geben dem ein spezielles Budget, wir machen ein großes
Mozart-Festival und belasten sozusagen nicht auf Kosten anderer das Kulturbudget.
Warum? – Jetzt kommen wir ins Detail: Wenn man sich
im Detail ansieht, was im Rechnungsabschluss an Ausgaben enthalten ist, was
2005 im Voranschlag zu finden ist und was im Voranschlag 2006 zu finden ist,
dann kommen ganz interessante Zahlen heraus. Im Voranschlag gab es für die
Filmförderung im Jahr 2005 10,5 Millionen EUR. Ausgegeben wurden
10,6 Millionen. Im Voranschlag 2006 finden wir 5,2 Millionen. Das
heißt, laut Rechnungsabschluss und Voranschlag wird die Filmförderung halbiert.
Jetzt bekommt der Filmfonds laut Kunstbericht 2005 8 Millionen EUR;
vorangeschlagen sind 5 Millionen EUR. Jetzt bin ich sehr neugierig,
wie sich das ausgehen soll, also ob die Filmförderung wirklich in dem Ausmaß
gekürzt worden ist und ob das nur mit dem Mozartjahr zusammenhängt - so nach
dem Motto: Heuer ist Mozartjahr, heuer geht es sich nicht aus; geht ein Jahr
lang Taxi Fahren, und nächstes Jahr geht es wieder! - Ich weiß es nicht. Ich
weiß es wirklich nicht.
Auffallend ist auch, dass bei dem Posten
"Sonstige kulturelle Maßnahmen" - darunter fällt ja beispielsweise
auch das Donauinselfest... - Apropos Donauinselfest: Da fällt mir noch eine
Kleinigkeit ein. Im Voranschlag 2004 gab es noch den Budgetposten
"Sommerveranstaltungen", und das war eigentlich ganz gut, denn man konnte
gut nachvollziehen, was das Donauinselfest ausmacht. Seit dem
Rechnungsabschluss 2004 existiert dieser Posten nicht mehr, und wir finden ihn
bei den "Sonstigen kulturellen Maßnahmen" - er ist hier eigentlich
ein bisschen versteckt. - Also wir fänden es eine ganz gute Idee, wenn man den
Posten "Sommerveranstaltungen" wieder einführen würde. Dann wäre
sozusagen für Kostentransparenz gesorgt, das würde uns ganz gut gefallen.
Aber kommen wir zurück zu den "Sonstigen
kulturellen Maßnahmen": Im Voranschlag 2005 gab es
18,5 Millionen EUR, im Rechnungsabschluss wurden
23,3 Millionen EUR ausgegeben, also doch um nicht ganz
5 Millionen EUR mehr. Im Voranschlag 2006: 8,1 Millionen EUR. -
Von 23,3 Millionen EUR auf rund 8,1 Millionen EUR! - Ich bin
neugierig, wie sich das ausgeht und ob das Donauinselfest das auch weiß, denn
die werden ja aus diesem Posten bezahlt. Ich bin neugierig!
Aber prinzipiell: Abschließende Worte, die ich hier
noch anbringen will - Herr Kollege Stefan hat es schon zum Ausdruck gebracht -
bezüglich der Transparenz der Aktenlage. Wir haben das jetzt schon sehr oft
diskutiert, aber bei dieser Gelegenheit möchte ich es noch einmal betonen,
insbesondere, was die Vereinigten Bühnen Wien betrifft: Wir wünschen uns, wenn
wir schon über öffentliche Gelder, über Steuergelder sprechen, dann doch einen
transparenten, demokratischen Weg, dass wir Kosten nachvollziehen können, dass
wir nachvollziehen können, worüber wir überhaupt abstimmen. Und in diesem Sinne
hoffe ich, dass es auch bis nächstes Jahr hier eine Verbesserung gibt.
Und traditionell gibt es am Schluss die Dankesworte
an die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der MA 7 - diesen Dankesworten
möchten wir uns übrigens anschließen! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zum Wort
gelangt nun Herr GR Dr Wolf. - Bitte schön.
GR Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Der Rechnungsabschluss ist die Bilanz über das
vergangene Budgetjahr. An diesem Tag stellt sich die Frage nach der
Budgetklarheit und nach der Budgetwahrheit. Damit ist es traditionell nicht
weit her. Das Kulturbudget wurde auch heuer wieder gegenüber dem genehmigten
Voranschlag überzogen, und zwar um rund 5 Prozent. Hier zeigt sich der
großzügige Umgang des Stadtrats mit öffentlichen Geldern. Und neben der
ärgerlichen Tatsache, dass der Gemeinderat dem Stadtrat ein detailliertes
Budget vorgibt, an das er sich nicht hält - denn bei genauer Überprüfung zeigt
sich, dass auch interne Verschiebungen bei einzelnen Budgetposten stattfinden
-, neben all dem ist die spannende Frage, was mit diesem Geld geschieht, welche
Kulturpolitik mit fast 200 Millionen EUR in dieser Stadt finanziert
wird. Ein konzises und nachvollziehbares kulturpolitisches Konzept ist nicht
auszumachen. (Beifall bei der ÖVP.)
Die Subventionen fließen, es wir verwaltet statt
gestaltet. Und wenn der Stadtrat einmal den Versuch unternimmt, Kulturpolitik
zu machen, zu gestalten also, dann bleibt es bei Absichtserklärungen. Ein
Beispiel: Der Verein Domus. Das Leitbild zur Theaterreform stellt eindeutig
fest – Zitat: Die Theaterreform umfasst alle Gruppen und Einrichtungen der
darstellenden Kunst, die von der Stadt Wien Finanzierungsbeiträge erhalten. -
Ende des Zitats.
Eine Empfehlung der Kuratoren zur Subventionierung
des Wiener Lustspielhauses gibt es nicht, dafür aber Geld vom Stadtrat:
350 000 EUR für 15 Vorstellungen. Und weil das offenbar noch zu
wenig ist, subventioniert auch noch die MA 49 - Forstamt und Landwirtschaftsbetriebe
der Stadt Wien - das Unternehmen. Da stellt sich schon die Frage, ob neben der
Wien Energie und anderen Wirtschaftsbetrieben der Stadt Wien auch das Forstamt
nun Kulturpolitik macht.
Von Gestalten und
kulturpolitischen Entscheidungen des Stadtrates ist jedenfalls keine Rede. Auch
nicht bei den - nächstes Beispiel - Vereinigten Bühnen. Die haben seit
Amtsantritt von Andreas Mailath-Pokorny 118,3 Millionen EUR
Subvention bekommen - und sie suchen gerade wieder einmal 3 Millionen EUR,
die ihnen fehlen. Und das, obwohl ein abenteuerliches Finanzierungsringelspiel
mit der Wien Holding in Gang gesetzt wurde, bei dem nicht einmal die Kosten für
die Zinsen bekannt sind.
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