Gemeinderat,
10. Sitzung vom 27.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 27 von 96
verantworten haben im Sinne von Verursacht-Haben, werden wir uns in Zukunft verstärkt für Wiedereinstiegsmaßnahmen für jugendliche Menschen stark machen, weil das, sehr geehrte Damen und Herren, das ist wirklich das Schlimmste: Junge Menschen, die den Einstieg in die Arbeitswelt überhaupt nicht schaffen, denen von vornherein die Gesellschaft das Signal gibt, wir brauchen dich nicht, du bist unnötig, das ist das Allerschlimmste und das bricht mir das Herz, wenn ich die Zahlen von meinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen bekomme und ich finde es ganz besonders schlimm, dass man jungen Menschen die Zukunft raubt.
Und deswegen werden wir uns im Rahmen unserer
Möglichkeiten, die leider beschränkt sind, weil das eigentlich eine
Bundesangelegenheit wäre, aber trotzdem werden wir uns im Rahmen unserer
Möglichkeiten mit allen Mitteln dafür stark machen, gerade diese jungen
Menschen zu unterstützen, um Ihnen den Einstieg in die Arbeitswelt zu
ermöglichen. (Beifall bei der SPÖ.)
Zur Frage der behinderten Menschen, die uns allen
auch ein sehr großes Anliegen sind: Das war zwar ein rhetorischer Einstieg,
Frau Kollegin Praniess-Kastner, zu sagen, sie blickten hier in ratlose
Gesichter. Ich denke, unsere Gesichter sind entweder alle ratlos oder gar
keines. Wir sind keiner ratlos, weil uns allen dieses Thema am Herzen liegt,
das unterstelle ich einmal wirklich allen, und wir sind alle ratlos, weil wir
selber glücklicherweise nicht in der Situation sind. Und das ist mein Zugang
und der Zugang des FSW und der Zugang der Sozialpolitik dieser Stadt, dass wir
die Betroffenen zu Wort kommen lassen.
Und das tun wir auch. Wir haben - und das wissen Sie
ganz genau - ein Projekt Nueva gerade zum Thema Qualitätssicherung im
Wohnangebot, Nutzerinnen evaluieren, wo wir Betroffene bitten, gebeten haben,
dass sie im Zuge dieses Projektes Menschen mit Lernschwierigkeiten und
Behinderungen darüber informieren und evaluieren, wie denn unsere betreuten
Wohnplätze ausschauen. Und es gibt ja hier sehr viele, es gibt über
1 400 vollbetreute Wohnplätze, es gibt 900 teilbetreute
Wohnplätze “Die Zukunft“, denn der Weg der größeren Selbstbestimmtheit liegt
sicher dort, wo es möglich ist. Die teilbetreuten Plätze stehen mehr im
Vordergrund und es ist nicht richtig, dass die KundInnenwünsche nicht
berücksichtigt werden. Selbstverständlich versuchen die einzelnen Vereine, wenn
jemand einen Wunsch hat, dort möchte ich hin, dort möchte ich nicht hin, diesen
zu berücksichtigen. Nur, behinderte Menschen sind Menschen wie wir alle und es
gibt auch Situationen in einer Wohngemeinschaft von vier Leuten, wo einer sagt,
ich will dort hin, aber die drei anderen sagen, den wollen wir aber nicht.
Also, diese schwierige Situation haben wir auch, weil wir alle Menschen sind,
behindert, nicht behindert, mit besonderen Bedürfnissen, ohne besondere
Bedürfnisse. Aber das kann ich wirklich mit gutem Gewissen sagen, die Vereine
sind dahinter und bemühen sich sehr, in ihrem eigenen Interesse, weil sie ja
von dieser KundInnenzufriedenheit auch leben und sie versuchen hier die
entsprechenden Maßnahmen zu setzen, dass die Menschen auch gut betreut sind.
Zur Frage der Informationspolitik im FSW halte ich
mich ganz kurz, weil wir das schon so oft diskutiert haben. Langsam denke ich
mir, die Opposition müsste eigentlich sehr glücklich sein mit dieser
Konstruktion, die wir im FSW gewählt haben, denn es gibt ihnen die beste
Ausrede, sich nicht intensiv mit den Dingen auseinander zu setzen.
Denn das ist der Vorwurf,
sehr geehrte Damen und Herren, den ich Ihnen machen muss, wenn ich an die
letzte Sitzung des FSW denke, wo wieder ausführlichst, mit einer eigenen Intranet-Seite,
ein Riesenpaket an Unterlagen diskutiert und präsentiert wurde: Es ist nicht
eine einzige Frage vorgelegen, es ist keine einzige Frage eingebracht worden! -
Ich würde Sie also wirklich bitten: Nutzen Sie die Gremien, die es gibt, auch
die Behindertenkommission – diese haben Sie ja selbst angesprochen. Bitte
nutzen Sie diese Gremien, die wir geschaffen haben und wo es genügend
Möglichkeiten zur Diskussion gibt, die wir sehr, sehr gerne führen.
Abschließend, sehr geehrte Damen und Herren, zu den
Anträgen, die zuletzt noch eingebracht wurden:
Es tut mir sehr Leid, ich würde sehr gerne darum
bitten, diesem Antrag zur Vereinheitlichung der Sozialhilferichtsätze
zuzustimmen, weil wir das ja schon oft gemacht haben - wir sind ja alle
miteinander für eine Vereinheitlichung der Sozialhilfe, für gleiche Grundsätze
-, nur: Erstens einmal ist die Analyse eine falsche. Ich darf Sie, weil wieder
behauptet wird, in Wien wären die Sozialhilfesätze so niedrig und so schlecht,
nur an die Pfeilstudie - die nicht in unserem Auftrag, sondern im Auftrag des
Sozialministeriums erstellt wurde – erinnern, in der die Sozialhilfe in den
Bundesländern verglichen wird und wo wir gelobt werden, weil wir so flexibel
und gut arbeiten. Gut, da könnte man noch sagen: Egal, die Begründung
beschließen wir nicht!, aber: Zu einem Antrag, in dem ich sicherstellen soll,
dass es zu einer einheitlichen Sozialhilfe kommt, muss ich sagen: Tut mir Leid,
das geht nicht! - Wir können, und das haben wir ja versucht - wenn Sie den
Antrag dahin gehend abändern würden - in diese Richtung Schritte setzen, aber
sicherstellen kann ich nichts, weil ich nur ein Teil von neun bin, und insofern
müssen wir das leider ablehnen.
Zur Frage der Tageszentren würde
ich wirklich bitten, dass wir das einmal genau miteinander diskutieren, denn
wir wissen von unseren Betreuten, dass diese in unseren Tageszentren nicht
länger bleiben wollen, im Gegenteil: Ab 15 Uhr, 15.30 Uhr drängen
schon alle nach Hause. Aber wir können das sehr gerne auch in der Geriatriekommission
diskutieren, genauso wie die Frage der Validation. Ich halte das für eine
interessante Diskussion, die aber nicht neu ist. Es gibt ja schon jetzt sehr
viel Beratung von Angehörigen und Betreuung, es gibt viele Seminare, die
angeboten werden, und ich bitte um Verständnis, dass wir diesen Antrag so jetzt
auch nicht annehmen können - nicht, weil es nicht eine spannende Diskussion
ist, aber, bitte, das ist keine Diskussion, die wir jetzt durch Handheben
beschließen, sondern da müssen wir meiner Ansicht nach in der
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