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Gemeinderat, 10. Sitzung vom 27.06.2006, Wörtliches Protokoll  -  Seite 25 von 96

 

glücklicherweise nicht notwendig habe, mich zu streiten und zu sagen: „Ich habe es zuerst gewusst.“ Das ist der Sache in so einem wichtigen Thema unwürdig, in der meiner Meinung nach größten Herausforderung vor der wir stehen, nämlich der Betreuung der älteren Menschen in dieser Stadt und im Übrigen auch in unserem Land in Europa.

 

Das heißt, ich würde das sehr gerne mit Ihnen gemeinsam machen. Deswegen haben wir auch in der Geriatriekommission ein an sich sehr offenes Gesprächklima und Dr Paukner hat das dort auch präsentiert. Das heißt, Sie wissen ganz genau, was hier passiert und ich denke, dass wir wirklich versuchen sollten, diese Dinge einfach zu sehen, wie sie sind, genauso, wie wir sehen, wenn nach wie vor Dinge zu langsam gehen. Und glauben Sie, es geht niemandem so zu langsam als mir - ich dränge ununterbrochen, dass wir schneller sind - oder wenn wir Dinge sehen, die zu kritisieren sind.

 

Es wurden ja heute auch im Zuge der Diskussionsreden Fälle angesprochen, wie sie in den letzten Tagen in den Medien beschrieben waren, zwei Fälle, wo es Probleme gegeben hat. Wir verschließen nicht die Augen davor, aber ich bitte Sie, dass Sie auch zur Kenntnis nehmen, dass diese Fälle schon von der Ombudsstelle des Krankenanstaltenverbundes intensiv betreut und untersucht werden und dass wir uns hier sehr genau jeden einzelnen Fall anschauen, was passiert ist, und auch entsprechende Konsequenzen ziehen werden. In dem einen Fall hat es offensichtlich ein Kommunikationsproblem zwischen den verschiedenen Trägern gegeben, weil da nicht nur der KAV beteiligt war, sondern verschiedene Träger, Privatspital, Hanusch-Krankenhaus, Krankenanstaltenverbund. Da hat der Herr Generaldirektor das auch schon öffentlich kommuniziert und entsprechende Konsequenzen gesetzt.

 

Das heißt, wir verschließen nicht die Augen davor, wenn wo etwas schief läuft, sondern wir schauen ganz genau hin, wir schauen sehr präzise hin, wir schauen sehr selbstkritisch hin und wenn es notwendig ist, setzten wir strukturelle Maßnahmen. Ich würde Sie bitten, auch dorthin zu schauen, wo etwas passiert.

 

Dies in unserem gemeinsamen Sinn, denn die Frage Abbau der Großanstalten, kleinere, bezirksnahe, dezentrale Einheiten ist ja unser gemeinsamer Wunsch. Also ich verstehe nicht, wieso man das einfach ignorieren kann. (GRin Dr Sigrid Pilz: Aber Sie machen ja nichts!) Entschuldigen Sie, wir suchen Grundstücke, wir werden sie errichten. Wir haben jetzt schon Liesing präsentiert, da ist der Plan schon fertig. Schauen Sie, Frau Dr Pilz, wenn Sie glauben, Politik funktioniert so, dass man schnipp macht und dann fällt ein Geriatriezentrum vom Himmel, dann kann ich nur sagen, hoffentlich bleiben Sie noch recht lange in Opposition, denn das wäre eine fürchterliche Arbeit, die Sie machen würden. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Wir haben im Vorstand des Kuratoriums Wiener Pensionistenwohnhäuser eine ausführliche Diskussion geführt, weil es da dasselbe ist und es genau dieselbe Diskussion gibt. Veränderungen gehen nur schrittweise. Natürlich wandeln wir die Plätze um, auch an Sie gerichtet, Frau Kollegin Korosec. Jetzt machen wir mehr Pflege nicht nur - auch das haben wir dort diskutiert - mit den Pflegestationen, sondern auch mit der Pflege im Appartement. Es ist ja die Zukunft des Kuratoriums, und das war auch der zitierte Beschluss aus dem Jahr 2001, dass wir die Pflege im Appartement erhöhen wollen, weil wir – und da scheinen wir offensichtlich einen grundsätzlich unterschiedlichen Zugang zu haben – so wenig wie möglich die alten Menschen in der Gegend herum schicken wollen, weil das für sie etwas ganz Schlimmes ist. Deswegen ist es eben unsere Idee, dass ein Mensch, der lange Zeit im Appartement im KWP gewohnt hat, auch möglichst lange, wenn es geht, auch bis zu seinem Lebensende, im Appartement bleiben kann. Und das Besondere und die tolle Chance, die das KWP bietet, ist, dass wir diese Pflege im Appartement bieten können und wirklich nur diejenigen, bei denen es gar nicht anders geht, auf die Pflegestation oder in einem weiteren Schritt dann auch entsprechend eben in eine medizinische Pflegeeinrichtung oder in ein Spital bringen.

 

Und dasselbe, Frau Kollegin Pilz, ist die Einstellung, die Sie hier formuliert haben: „Was macht eine Plastische Chirurgie im Geriatriezentrum Wienerwald.“ Unsere Idee ist, dass wir nicht die Menschen in der Gegend herumschicken, sondern diejenigen, die sie betreuen. Was ist denn die Alternative? Wir haben es doch bitte gesehen, wie wir gemeinsam auf der Ausschussreise in Stockholm waren, dass dort die Pflegeeinrichtungen so sind, dass die Menschen bei jeder Kleinigkeit ins Spital geschickt werden. Das wollen wir nicht, wir wollen sehr wohl auch die medizinische Betreuung anbieten, aber auch - und das ist kein Widerspruch und das werden wir Ihnen beweisen, wenn Sie die neuen Geriatriezentren sehen – ein medizinisches Angebot, qualitativ hochwertigst, das sich jedoch im Hintergrund hält, aber da ist, wenn man es braucht.

 

Im Vordergrund stehen aber das Wohnen, die Pflege, das Wohlfühlen, die Beschäftigung, die Unterstützung der Menschen. Und die Medizin ist da, wenn wir sie brauchen.

 

Ich möchte nicht, dass Menschen herumgeschickt werden. Es kann ohnedies etwas ganz Schwieriges geben, dann müssen wir sie sowieso ins Spital bringen, denn wir können jetzt nicht in den Geriatriezentren OPs bauen und das wollen wir auch nicht, denn das macht weder medizinisch noch finanziell Sinn. Aber für Dinge, die älteren Menschen relativ oft passieren, wollen wir für die Zielgruppe der Menschen mit Pflegestufe 4 und höher, die eben sehr oft auch medizinische Unterstützung brauchen - denn in den Häusern des KAV haben wir ja diese Zielgruppe - die Ärzte vor Ort haben.

 

Und die von Ihnen angesprochene Plastische Chirurgie: Es ist eine Kollegin tätig, die, glaube ich, 20 Stunden in Form einer Konsiliarbetreuung macht. Das heißt, sie ist nicht im GZW fix, sondern sie kommt, wenn es notwendig ist. Wir bieten den Menschen diese Betreuung an und ich sage Ihnen allemal, ich schicke lieber meine Ärzte in der Gegend herum als meine Patienten. Zu dem

 

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