Gemeinderat,
10. Sitzung vom 27.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 96
allen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern für diesen Einsatz zum Wohle der Stadt Wien. Herzlichen
Dank. (Beifall bei der SPÖ)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau Mag Antonov hat sich gemeldet. Ich erteile
ihr das Wort.
GRin Mag Waltraut Antonov (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und
Herren! Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Nach dieser umfangreichen Brandrede für das Wiener
Gesundheitssystem habe ich mir ja gedacht, was soll ich da jetzt noch
herauskommen und meine Anträge stellen, es ist ja ohnedies schon alles so toll.
(GR Kurth-Bodo Blind: Brandrede!)
Aber dann bin ich doch wieder aufgewacht und habe mich entschlossen, meine
Anträge doch noch einzubringen. (GR Robert Parzer: Sie sind also
aufgewacht!)
Ich möchte zwei Möglichkeiten aufzeigen, wo Geld
eingesetzt werden kann - und gar nicht einmal so viel -, um es an anderer
Stelle im Gesundheitssystem wieder einsparen zu können. Bei beiden Anträgen
geht es um die Angehörigen von pflegebedürftigen Menschen und um die
pflegebedürftigen Menschen selbst. Und zwar um Menschen, die noch nicht in
Pflegeheimen sind und noch nicht in stationärer Betreuung.
Beim ersten Antrag geht es um die geriatrischen
Tageszentren. Diese sind eine großartige Einrichtung, die vor allem Angehörige
unterstützen, die ihre pflegebedürftigen Angehörigen nicht in ein Heim geben
wollen, sie zu Hause betreuen wollen und nicht rund um die Uhr dazu in der Lage
sind. Diese Tageszentren sind natürlich auch für die Pflegebedürftigen selbst
ein sehr wichtiger Orientierungspunkt, weil sie hier auch eine Förderung
erfahren können, die einen Eintritt ins Pflegeheim hinauszögern kann und
spielen dadurch eine wichtige Rolle.
Einen kleinen Haken - klein in Anführungszeichen zu
verstehen, bitte - haben diese geriatrischen Tageszentren. Sie stehen nur
montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr zur Verfügung. Ich bin der Ansicht,
dass das zu wenig ist, um die pflegenden Angehörigen auch wirklich zu entlasten
und wir stellen daher den Antrag, über die Öffnungszeiten der geriatrischen
Tageszentren nachzudenken, diese auszuweiten, zumindest an einem Wochentag bis
20 Uhr und auch an den Wochenenden Öffnungszeiten anzubieten.
Der zweite Antrag bezieht sich ebenfalls auf
pflegebedürftige Menschen und auf ihre pflegenden Angehörigen. Und zwar geht es
um die Ausbildung pflegender Angehöriger zu ValidationsanwenderInnen. Was ist
die Validation? Validation bedeutet nichts anderes, als im Umgang mit dementen
Menschen beiderseitige Wertschätzung und beiderseitige Akzeptanz einzubringen.
Angehörige sind oft mit der Pflege dementer Personen überfordert, was
verständlich ist. Vor allem, wenn sie ein Naheverhältnis zu den Personen haben,
wird es immer schwieriger für sie, wenn demente Personen desorientiert sind und
immer wieder dasselbe fordern. Es entstehen Missverständnisse, die sich unter
Umständen vermeiden lassen. Es ist auch bekannt, dass es immer wieder zu
Aggressionen kommt. Es ist selbstverständlich ein großes Potentialfeld in
dieser Geschichte drinnen und wenn man Angehörige pflegt, ist das eine
ungemeine Belastung für alle, für die Pflegenden, für die Pflegebedürftigen und
für die gesamte Familie. Und jede Unterstützung, die diese Familien, die
Pflegenden und die Pflegebedürftigen bekommen können, müsste uns eigentlich
wert sein, dafür Geld zu investieren. Eine Ausbildung zu
ValidationsanwenderInnen würde die Pflegenden darin unterstützten, sich darüber
klar zu werden, dass sie in einer Situation sind, in der sie nicht alleine
gelassen werden und sie würden auch von Seiten der öffentlichen Hand eine
Anerkennung erfahren, indem man ihnen sagt, uns ist klar, was ihr da leistet
und was ihr da im Dienste der Öffentlichkeit eigentlich vollbringt.
Eine entsprechende Ausbildung könnte dazu beitragen,
mehr Verständnis der Pflegenden für die Pflegebedürftigen zu entwickeln. Es
könnte dazu beitragen, dass manche Aggressionen gar nicht erst entstehen, weil
die Situation immer wieder aufgefangen werden kann. Eine begleitende Ausbildung
und eine Begleitung der Pflegebedürftigen wäre dringend notwendig.
Diesbezüglich stelle ich auch diesen Antrag: Es wäre
auch eine Möglichkeit, dass Personen, die im Gesundheits- und Sozialbereich
tätig waren oder noch tätig sind, die eigentlich nicht mehr arbeiten können
oder nicht mehr arbeiten wollen, aber dennoch ihre Erfahrungen einbringen
wollen, im Rahmen dieser Ausbildung eingebunden werden. Auch das wäre durchaus
eine sehr sinnvolle Sache.
Wie gesagt, beide Anträge sind vermutlich, was das
Finanzielle betrifft, weitaus weniger kostenintensiv als der Ausbau von noch
mehr Pflegeplätzen und würden ganz wesentlich dazu beitragen, den Eintritt in
die Pflegeheime hinauszuzögern. Ich ersuche Sie daher, beiden Anträgen
beizustimmen. Danke. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist
Frau Amtsf StRin Mag Brauner. Ich erteile es ihr.
Amtsf StRin
Mag Renate Brauner: Sehr
geehrte Damen und Herren!
Vielen
Dank für die Diskussion, die - wie einer meiner Vorredner schon gesagt hat -
sich dann noch mit meinem Ressort befasst hat, denn die erste Wortmeldung des
Kollegen Ebinger war eigentlich ziemlich erfreulich, es war von der Opposition
her ein überraschendes Kompliment für die Arbeit. Dass alle Insassen in unseren
Häusern gut betreut werden, wissen wir. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in unseren Spitälern bemühen sich sehr,
ihre schwierige, verantwortungsvolle, körperlich und psychisch herausfordernde
Arbeit gut zu bewältigen. Rückmeldungen werden immer sehr gerne zur Kenntnis
genommen, sowohl von Abgeordneten, aber ich kann Ihnen versichern, dass wir
auch sehr viele positive Briefe bekommen. Meistens beginnen sie damit: „In der
Zeitung liest man immer nur das Schlechte, es wird immer nur kritisiert, wir
wollen aber sagen, dass…“ und dann bekommen wir sehr viele positive
Rückmeldungen von Menschen, die entweder in unseren Pflegeheimen oder in unsren
Spitälern oder in den Ambulanzen mit sehr viel
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