Gemeinderat,
10. Sitzung vom 27.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 96
bei der FPÖ.)
Aber vielleicht können wir auch den Abriss neu
renovierter Pavillons, zum Beispiel Wien-Baumgarten, einmal überdenken. Da wäre
effizienter Einsatz von gesundheitspolitisch notwendigen Mitteln unerlässlich.
Und dass wir auf einem Pulverfass sitzen, zeigen
mittlerweile auch die optimistischen Untersuchungen. Wir sehen auf
medizinischer Seite immer mehr und mehr, dass auch die Zahl der
Pflegebedürftigen mit Demenzen und Alzheimererkrankungen massiv zunimmt. Daher
wird die Intensität der Pflege und Betreuung im Einzelfall eher zunehmen.
Demographen sagen ab dem Jahr 2010 einen bedeutenden
Anstieg der hochaltrigen Bevölkerung voraus. Nach Berechnungen werden im Jahre
2010 etwa 180 000 Personen über 70 Jahre alt sein, ab 2020 bereits
mehr als 236 000, und diese Menschengruppe wird bist zum Jahr 2040 auf
356 000 anwachsen.
Innerhalb der nächsten zehn Jahre verschiebt sich das
Verhältnis auch zwischen erwerbsfähiger und tätiger Generation und den Älteren,
nicht Erwerbstätigen dramatisch. Die so genannte Altersüberlastungsquote von
derzeit 330 steigt bis zum Jahre 2035 auf 634. Und die Nachkriegsgeneration der
heute 60- bis 65-Jährigen nähert sich der Pension. Nur wenige Junge rücken da
nach. Ab 2050 verringert sich der Zahl der sich im beschäftigungsfähigen Alter
Befindlichen, und dem Land werden damit auch qualifizierte Arbeitskräfte
fehlen. Das bedeutet auch, dass man entsprechende Löhne als Einpreis zahlen
muss, statt einen Konkurrenzdruck durch billige Zuwanderer zu schaffen, die
sich, sobald sie da sind, sowieso in andere Beschäftigungsbereiche oder ins
soziale Netz verabschieden.
Alles, was der Gesundheitserhaltung dient und
Krankenhausaufenthalte vermeidet, hilft älteren Menschen in ihrem eigenen
Lebensumfeld.
Sie, meine Damen und Herren von den Stadtverantwortlichen,
müssen erhebliche Anstrengungen unternehmen, ein Altern in Würde und
bestmöglicher Gesundheit hier zu ermöglichen. Und das könnte erreicht werden,
indem unter anderem jede Form der Unterstützung und Hilfe auf Eigenart und
Ursache der Notlage, auf den persönlichen Bedarf ausgerichtet wird. (Beifall
bei der FPÖ.)
Hilfe muss so gestaltet sein, dass auch das soziale
Umfeld des Hilfs- und Betreuungsbedürftigen berücksichtigt wird. Vereinfachen
wir die Betreuung zu Hause. Es kann nicht sein, dass zum Beispiel ein alter,
kranker Mensch, will er zu Hause bleiben, eine Kraft für Einkäufe und
dergleichen hat, die dann nicht einmal den Verband wechseln darf. Und wenn er
vielleicht jemanden braucht, der ihm die Medikamente einschachtelt, sag ich
jetzt, braucht er wieder eine andere Kraft dafür. Und eine weitere Person
braucht man vielleicht, wenn man eine Rheumasalbe eingeschmiert bekommt. (GRin
Karin Schrödl: Was reden Sie da?)
Menschen, die für eine würdige Gestaltung ihres
Lebens im Alter der Hilfe der Gemeinschaft bedürfen, müssen diese wichtigen
Leistungen auch weiterhin erhalten, und dafür müssen die finanziellen Mittel
sinnvoll eingesetzt werden. Ohne die versprochene Pflegemilliarde des Herrn
Bürgermeisters wird es nicht gehen.
Und ich möchte noch einmal hier anmerken, zum
Beispiel den Pflegeskandal. Heute, zum Beispiel, in der Früh hab ich in der
U-Bahn noch gelesen: "Pflegeskandal – Spitäler und Heim bestreiten
Vorwürfe."
Frau Stadträtin – so was, jetzt ist sie nicht da. Das
ist schade. Wo ist die Frau Stadträtin? Aber ich sag es Ihnen, bitte. Ich darf
es Ihnen kurz zitieren:
Anna S, 96, starb nach 10-tägigem Heimaufenthalt
an Austrocknung. Franz B wurde bis zu seinem Tod von Spital zu Spital
geschickt. Heute damit konfrontiert, weisen Krankenanstaltenverbund und
Kuratorium für Pensionistenhäuser dennoch alle Schuld von sich. Und ich sage
Ihnen, das ist mehr als peinlich, glauben Sie es mir.
Und das möchte ich jetzt als Schluss sagen: Ziehen
Sie hier bitte Konsequenzen und prüfen Sie nicht jahrelang, um dann zu
erzählen, was hier alles vorfällt. Stellen Sie dies sofort ab und nicht erst in
einigen Monaten. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort
gemeldet ist Frau GRin Cammerlander. Ich erteile es ihr.
GRin Heidemarie Cammerlander
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Gerne würde ich heute sagen, es ist viel passiert im
letzten halben Jahr in Wien. Die Sozialmiete ist erhöht worden, ein Heizkostenzuschuss
ist bewilligt worden, für alle, die ihn brauchen, auch für Selbstständige.
Endlich hat das rote Wien, nach 17 Jahren, mit
der roten Stadt Linz gleichgezogen. Wir haben einen Aktivpass, der
SozialhilfeempfängerInnen, Arbeitslosen, Zivildienern, alten Menschen und
ärmeren Menschen in unserer Stadt Ermäßigungen ermöglicht, Ermäßigungen bei den
öffentlichen Verkehrslinien, beim Eintritt in Bädern, in Museen und für Große
an den Volkshochschulen.
Gerne würde ich auch sagen, es ist schön, in einer
Stadt Sozialpolitik mitzugestalten, in der es eine Stadträtin gibt, der die
sozialen Belange wirklich ein Anliegen sind.
Aber leider, leider schaut es nicht so aus. Das
einzige, was stimmt, ist die Kosmetik. Die Sozialhilfe wurde erhöht, toll, um
5,2 Prozent. Das heißt, für eine Einzelperson um 16 EUR mehr. Für
eine Familie mit sechs Kindern um 64 EUR mehr. Und selbst wenn man den
Heizkostenzuschuss und die Wohnungsbeihilfe dazuzählt, sind es immer noch
73 EUR unter dem von der Armutskonferenz errechneten Betrag einer
Existenzsicherung von 785 EUR. Das kann ich nicht toll finden.
Der Heizkostenzuschuss wurde
bewilligt, super, aber nicht für alle, die ihn benötigen, und nicht angepasst
an die steigenden Energiekosten. Und nachdem die Verhandlungen mit dem Bund
gescheitert waren, blieben noch 75 EUR übrig. 75 EUR für den ganzen
Winter, meine Damen und Herren, für diesen Winter, für diesen, der nicht mehr
aufhören wollte. Schauen Sie doch einmal auf Ihre Energierechnungen. Aber ich
weiß,
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