Gemeinderat,
10. Sitzung vom 27.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 96
Wo sind Berichte? Wo sind Leistungszahlen?, ist das fast schon eine Aggression. Ich habe mich aber durchgesetzt, und die Präsidentin hat nach verschiedenen Urgenzen Zahlen über die Leistungen der Hera vorgelegt.
Diese Zahlen sind niederschmetternd. Nahezu jedes
zweite Bett in der Hera steht in eleganter Ruhe leer, leer das ganze Jahr. Es
ist einfach keiner, der dort behandelt werden will. Bei den systemisierten
Betten sind 50,9 Prozent, bei den tatsächlich aufgestellten Betten
60,9 Prozent ausgelastet. Und das kostet. Das kostet vor allem die
Beitragszahler und Beitragszahlerinnen in der KFA viel, viel Geld.
22,8 Millionen EUR ist der Nettoaufwand, Erträge
4,0 Millionen EUR. Jetzt wird bestimmt ein sozialdemokratischer
Abgeordneter nachher ans Pult treten und sagen: Wir gönnen unseren Versicherten
auch wirklich etwas. Und ich bin Ihrer Meinung. Gönnen Sie Ihren Versicherten
was, aber gönnen Sie ihnen nicht verschwendete Mittel, gönnen Sie ihnen nicht
leere Betten, die Staub ansetzen, und gönnen Sie ihnen nicht Abteilungen, die
Fallzahlen haben, wo man sich fürchten muss aus medizinischen Gründen. Die
Plastische Chirurgie hat gerade 99 Fälle gehabt im Jahre 2005, die
Dermatologie nur 14 Patienten und Patientinnen. Hätte man die nicht
woanders wunderbar unterbringen können?
Nehmen Sie das Geld Ihrer
Versicherten, das diese einzahlen, und leisten Sie etwas für die Versicherten.
Zum Beispiel in der Gesundheitsförderung, in der Prävention. Tun Sie Dinge, die
nötig sind, verschwenden Sie nicht das Geld, und machen Sie der Bevölkerung
nicht vor, diese Überversorgung wäre gut für sie.
Es ist, Herr Generaldirektor
Marhold, im Krankenanstaltenverbund noch ein Projekt nicht realisiert, das Sie
dringend hätten realisieren müssen. Der WIKAP 2003 schreibt Ihnen nämlich vor,
dass Sie die Palliativbetten auszubauen haben. Palliativmedizin, das ist die
Betreuung sterbenskranker, unheilbarer Patienten und Patientinnen. Wir bleiben
50 Prozent hinter dem notwendigen und verordneten Ausbauplan zurück. Wir
machen es einfach nicht. Niemand setzt es um, obwohl der KAV und die Frau
Stadträtin dazu den Auftrag haben.
Wir schlagen daher vor, dass der
Krankenanstaltenverbund sich schlicht in der Hera einmietet und dort jene
Betten, die im Krankenanstaltenverbund für die Palliativversorgung noch
mangeln, zur Verfügung stellt. Das Haus wäre geeignet in seiner Dimension, in
seiner Lage, in seiner Orientierung.
Ich komme zum Schluss. Selbst dort, wo die Stadt Wien
weiß, dass sie Unrecht tut, ändert sie es nicht. Das Kuratorium Wiener
Pensionistenwohnhäuser beschäftigt Personal aus Pooldiensten. Das ist rechtlich
nicht in Ordnung. Aber wenn man das sagt in der Vorstandssitzung, dann heißt,
es ist uns wurscht, bei uns ist die Erde eine Scheibe; wir behaupten,
Pooldienste sind legitim, auch wenn alle Arbeitsrechtler und das
Gesundheitsministerium anderer Meinung sind.
Ich ersuche Sie, Frau Stadträtin, in Zusammenarbeit
mit der Frau Vizebürgermeisterin diesen Missstand schleunigst zu beseitigen. –
Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Korosec.
GRin Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Frau Stadträtin! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Der Rechnungsabschluss des Jahres 2005 ist die in
Zahlen gegossene Politik dieser Stadt. Der Herr VBgm Dr Rieder hat gestern in
der Generaldebatte die besonders starke Zunahme der Zahl von
SozialhilfeempfängerInnen erwähnt. Da stimme ich auch zu. Ja, es gibt viele
SozialhilfeempfängerInnen in Wien, zu viele. Nur die Schlussfolgerung ist eine
andere. Warum sind es so viele? Das ist nämlich ist der Beweis – der Kollege
Schuster schaut schon sehr skeptisch – der falschen Beschäftigungspolitik, der
fehlenden Bildungspolitik in dieser Stadt. (Beifall bei der ÖVP.)
Der Herr Klubobmann Oxonitsch – ich sehe ihn nicht,
das ist auch symptomatisch für die heutige Gesundheitspolitik… (GR Christian
Oxonitsch, der hinter den Bankreihen steht: Frau Abgeordnete, entschuldigen
Sie, ich bin da!) Ach da! Gut. Ich suche Sie auf Ihrem Platz. (GR Franz
Ekkamp: Das ist Ihre Qualität!) Also Sie sind hier. (GR Franz Ekkamp: Das ist Ihre Qualität!) Na, hören Sie mir zu,
Herr Kollege! Es wäre ganz gut, wenn Sie zuhören würden.
Nämlich so einfach, wie Sie es sich gestern gemacht
haben zu argumentieren, alles, was in Wien an Arbeitsplätzen verloren gegangen
ist, hat die Bundesregierung verursacht, hat der Bund eingespart (GR Franz Ekkamp: Ja, so ist es!), ist
es nicht. Das Gegenteil ist der Fall. In Wien ist es ein hausgemachtes Versagen
der SPÖ-Stadtregierung in der Wirtschaftspolitik und ein hausgemachtes Versagen
der SPÖ-Stadtregierung in der Beschäftigungspolitik. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich erwähne es
noch einmal, es ist zwar gestern von einigen Oppositionsdebattenrednern gesagt
worden, aber offenbar muss man es Ihnen wirklich oft sagen, bis Sie endlich
diese Realitätsverweigerung, die Sie offensichtlich haben, aufgeben.
Die Arbeitslosenrate im Vorjahr war in Wien
9,7 Prozent und in Oberösterreich 4,7 Prozent. Das ist ein Faktum,
Herr Kollege Oxonitsch, und da kann man noch so lange herumreden, das ist so. (GR
Christian Oxonitsch: Wissen Sie, wie viele Tausende Oberösterreicher in Wien
arbeiten, weil sie in Oberösterreich keine Hacken kriegen?) Das ist so!
Wien hat mit Abstand die höchste Arbeitslosenrate. (GR Godwin Schuster:
Haben Sie sich die Struktur der Sozialhilfebezieher angeschaut? Wissen Sie, wie
viele Junge das sind, wie viele Working Poor, die arbeiten, aber nicht genug
zum Leben haben, wie viele alte, ausgesteuerte Menschen?) Herr Kollege
Schuster, das weiß ich, aber das ist Ihre Beschäftigungspolitik, Ihre
Wirtschaftspolitik in dieser Stadt. Da sind wir uns ja einig. (Beifall bei
der ÖVP. – GR Godwin Schuster: Das ist doch Ihre Politik! Das können Sie doch
nicht leugnen!)
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