Gemeinderat,
10. Sitzung vom 26.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 86 von 118
Prater. Die
Jesuitenwiese ist jedes Wochenende bevölkert von Hobbykickern, und vor dem
Radstadion treffen sich die Radvereine zu Ausfahrten.
Es gibt in Wien nichts, was es nicht gibt (GR Mag Wolfgang Jung: Wie wahr, Frau
Kollegin! Wie wahr!): In Wien
gibt es Schlepplifte, Langlaufloipen, Eislaufplätze. Es gibt Bogenschützen,
Wasserballer, Ruderer, SynchronschwimmerInnen und noch vieles mehr. Am
30. Juni wird sogar die erste Sommerrodelbahn auf der Hohen-Wand-Wiese
eröffnet. Die Stadt fördert unzählige Sportvereine, sie verwaltet insgesamt
141 Sportplätze und sie finanziert Sportgeräte für eine Reihe von Schulen.
Sport ist nicht nur gesundheitsfördernd, sondern
Sport spielt vor allem bei Kindern und Jugendlichen sowie deren Eltern eine
wertvolle Integrationsfunktion. Beim Fußball, beim Laufen oder beim Volleyball
zählt nicht die Herkunft oder die Hautfarbe, sondern einzig die Leistung.
Dadurch bietet Sport für viele Kinder mit Zuwanderungshintergrund eine
hervorragende Möglichkeit, Anerkennung zu finden, Kontakte zu knüpfen und
Freunde zu finden, die nicht dem eigenen Kulturkreis angehören.
Ein typisches und erfolgreiches Beispiel ist der ASV
Wien. Wie viele andere Wiener Schwimmvereine auch, sieht sich der ASV Wien
einem Ansturm von Kindern ausgesetzt, die alle einmal eine Mirna Jukic oder ein
Markus Rogan werden wollen. Die Eltern dieser Kinder kommen aus mehr als
30 Nationen. Ein Trainer kommt aus Ungarn, eine Trainerin aus Rumänien und
ein Trainer aus Wien. Hier wird Integration durch Sport gelebt. Das verbindende
Element ist das Schwimmen, der Sport. Unterstützt werden die jungen
SchwimmerInnen durch die Bäderverwaltung, die vor allem dafür Sorge trägt, dass
unser sportlicher Nachwuchs genügend Schwimmbahnen zur Verfügung gestellt
bekommt. Ähnliche Voraussetzungen gibt es in Hunderten anderen Sportvereinen in
Wien. Sie leisten dadurch einen unbezahlbaren Beitrag für das friedliche
Miteinander in unserer Stadt.
Ganz im Gegensatz dazu steht wiederum die Politik des
Bundes. Es ist unerklärlich, wieso die Regierung unter dem Vorwand des
Nulldefizits die Sportstunden für eine große Anzahl von Schülerinnen und
Schülern auf ein Minimum gekürzt hat. Sport und Bewegung sind für die
Bundesregierung dann wichtig, wenn man sich zum Beispiel während oder nach der
Olympiade mit erfolgreichen Sportlern schmücken kann. Dafür sorgen, dass es
erfolgreiche SportlerInnen gibt, sollen natürlich andere.
Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte auch ein
paar Sätze zu einer sehr wichtigen Institution der Stadt sagen, es ist der
Wiener Bürgerdienst. Das ist eine der einfachsten und niederschwelligsten
Ansprechstationen für alle Wienerinnen und Wiener. Es ist genau das Gegenteil
dessen, was die Kunden bei anderen Gesellschaften und Konzernen ärgert, denn
ein "dafür sind wir nicht zuständig" oder "das weiß ich
nicht" gibt es beim Wiener Bürgerdienst nicht. Ob telefonisch, persönlich
oder online angefragt wird, kein Problem ist zu klein und schon gar keines zu
groß.
Neben den Bezirksbürgerdiensten bietet auch der
mobile Bürgerdienst sein Service an. Der mobile Bürgerdienst bietet bei seinen
wechselnden Standorten Rat und Hilfe in jeder Lebenssituation und nimmt
Meldungen über Verunreinigungen und Schäden auf öffentlichem Gut entgegen. Die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Mobilbüros informieren die Bevölkerung vor
Ort im Zusammenhang mit Projekten der Wiener Stadtverwaltung.
Ich möchte mich zum Schluss bei allen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern, bei allen SozialarbeiterInnen, die in der Jugendarbeit tätig
sind, und bei allen Lehrerinnen und Lehrern, die für die Wienerinnen und Wiener
nach wie vor sehr engagiert tätig sind – im Gegensatz zu dem, was die Kollegin
gesagt hat – und viel für unsere Wiener Kinder tun, sehr herzlich bedanken. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächster zu Wort gemeldet: Herr Mag Jung, bitte. Ab nun 15 Minuten.
GR Mag Wolfgang Jung (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Danke, Herr Präsident! Meine Damen und Herren!
Darf ich eingangs auf die freundliche Erwähnung der
Kollegin Smolik zurückkommen. Ich stimme ihr vollinhaltlich zu, dass im Bereich
der Erwachsenenbildung auch noch einiges zu tun ist und dass das Lesen und
Leseverstehen auch bei manchen Inländern einer Nachschulung bedarf. Da haben
Sie sicher sehr Recht, Frau Kollegin.
Wien hat sich vor allem auf Grund seiner zentralen
Lage zu einem starken Magneten für Zuwanderer entwickelt, und das wird sich in
den nächsten Jahren nicht ändern, sagt Dr Lebhart von der Statistik
Österreich. Österreich liegt mit einem Ausländeranteil von 14 Prozent –
gezählt sind dabei nur die legal Aufhältigen – weit vor dem der USA, die sich
als Einwanderungsland bezeichnen, und der Anteil in Wien beträgt sogar
19 Prozent. Zusätzlich zu den bereits Eingebürgerten bedeutet das: Jeder
Fünfte ist Ausländer und jeder dritte Gemeindebaubewohner hat
Migrationshintergrund.
Das alles kann natürlich nicht ohne Auswirkungen auf
alle Bereiche, insbesondere aber jene, die die Jugend betreffen, bleiben. Das
erschwert und verunmöglicht manchmal sogar die Arbeit der vorschulischen
Einrichtungen und Pflichtschulen. Damit ist nichts gegen die damit befassten
Personen gesagt, die sich oft mit großer Mühe und großem Einsatz, aber manchmal
auch an der Grenze der Belastbarkeit um eine gute Jugendarbeit bemühen. Es ist
nicht der schlechte Erhaltungszustand der Gebäude bei uns schuld an der Misere
oder zumindest nicht primär schuld, es ist nicht hauptsächlich der Mangel an
Lehrkräften, der die Probleme macht, und es ist auch nicht das fehlende Geld
das wichtigste Problem. Das größte Problem wird schlicht und einfach durch die
große Zahl der Kinder und Jugendlichen aus nicht integrierbaren und manchmal
auch nicht integrationswilligen Familien verursacht, die unser System
überfordern.
Die
Zahl der echten Asylanten kann dabei vernachlässigt werden; sie ist eine
geringe und bedeutet kein Problem. Aber von der großen Masse an
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