Gemeinderat,
10. Sitzung vom 26.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 80 von 118
nötigen Gelder her, damit die Erwachsenenbildung
nicht weiter so ein stiefmütterliches Daseins lebt wie im Moment? - Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. -
Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau StRin Mag Cortolezis-Schlager. - Bitte.
StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager: Sehr geehrte
Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Frau Vizebürgermeisterin, wenn es um Bildung geht, haben
Sie unsere Zustimmung; unsere Zustimmung dazu, dass dieses Bildungsbudget nicht
ausreichen kann, um die Qualität der Pflichtschulen in Wien zu sichern. Dieses
Bildungsbudget ist ein Sparbudget, wie wir heute schon sehr deutlich aufgezeigt
haben; ich hoffe, dass diese Botschaft auch bis zu Ihnen gekommen ist. Sie
haben unsere volle Unterstützung in dem Ansinnen, dass Herr VBgm Rieder Bildung
endlich ernst nimmt, Bildung finanziert und nicht permanent den Rotstift
ansetzt. (Beifall bei der ÖVP.)
Aber, Frau Vizebürgermeisterin, dafür braucht man
auch Transparenz, Transparenz in der Leistung und in den Kosten. Auch da könnte
Herr VBgm Rieder Sie sehr klar unterstützen. Denn Kosten-Leistungs-Rechnung ist
im Bundesbereich längst schon Teil des modernen Verwaltungsmanagements. Längst
ist, auf die Dienststelle heruntergebrochen, schon klar, welche Leistung
erbracht wird, welches Budget zur Verfügung steht, welche Kosten anfallen und
was demgegenüber auch den Bürgerinnen und Bürgern geboten wird.
Leider ist gerade im Bildungsbereich, dem
allerwichtigsten Bereich, um Jugendarbeitslosigkeit zu senken und die Chancen
für Frauen und Mädchen gleichermaßen zu erhöhen, die Intransparenz besonders
hoch. Ich fasse nicht noch einmal den Rechnungshofbericht zusammen; Sie, Frau
Vizebürgermeister, kennen ihn ja sicher. Aber ich möchte Sie darauf aufmerksam
machen, stärker darauf zu dringen im Stadtschulrat - für den der Herr
Bürgermeister zuständig ist, Sie zuständig sind und am Ende des Weges, über den
Finanzausgleich, auch der Herr Vizebürgermeister zuständig ist -, dass, wenn
eine dreifache Zuständigkeit da ist, auch dreifache Qualität erwartet werden
darf, dreifache Qualität in der Transparenz, in der Sicherung der Ressourcen
für die Schulen und in der Sicherung der Bildungsqualität! (Beifall bei der ÖVP.)
Dass genau Wien die Ursache dafür war, dass es
Bundesrichtlinien geben muss, wie so ein Dienstpostenplan zu erstellen ist, das
habe ich heute schon ausgeführt. Aber dass Sie kein Interesse daran haben, dass
diese Bundesrichtlinien auch eingehalten werden, das verwundert uns besonders
insofern, als immer wieder die Rufe von Wien kommen: Wir haben zu wenige
Lehrerinnen und Lehrer! Dieser Dienstpostenplan enthält eine sehr spannende
Dimension: Dass nämlich nicht alle Dienstposten ausgeschöpft werden, die der
Bund zur Verfügung stellt. Sie hätten allein im Sprachförderungsbereich die
Möglichkeit, über den Finanzausgleich hinaus 262 Dienstposten zu
beantragen. Tatsächlich beantragen Sie nur 217.
Frau Vizebürgermeisterin! Was ist mit der
Stadtschulratspräsidentin? Ist sie nur in den Medien vertreten? Oder kümmert
sie sich auch um eine qualitative Erstellung des Dienstpostenplans, der nicht
nur dann einberufen wird, wenn es um Medienkontakte geht, sondern auch dann,
wenn es um harte Arbeit geht? Nämlich sich hinzusetzen, mit den Schulen zu
planen, den Sprachförderbedarf im Sinne einer ordentlichen Integrationspolitik
wirklich festzustellen, dann aufgrund dieser Planungen den Bedarf zu erstellen,
diesen Plan offen zu legen und daraufhin im Bundesministerium einzureichen. Sie
fordern über die Medien, aber wenn es dann bei der Erstellung des
Dienstpostenplans ernst wird, dann brauchen Sie auf einmal die Ressourcen nicht
mehr, die Sie vorher eingefordert haben. Wo sind also hier die Engpässe? Müssen
wir Ihnen die aufzeigen, oder können Sie im Rahmen Ihrer Planungen die Engpässe
selbst feststellen?
Dass hier in erster Linie der Bürgermeister
beziehungsweise der Landeshauptmann von der Verfassung her zuständig ist, das
ist im Schulbereich klar herauszuarbeiten. Der Finanzausgleich ist durch ihn
abgeschlossen worden, er sucht sich seine Stadtschulratspräsidentin oder seinen
Stadtschulratspräsidenten des Vertrauens aus. Aber wir gehen davon aus, dass
Schule im Rahmen der Bildung auch bei Ihnen verankert ist und daher eine
Mitverantwortung entsprechend wahrzunehmen ist.
Der Rechnungsabschluss zeigt die Intransparenz auf.
Fest steht, dass der Weg der Ressourcen zwischen dem Minoritenplatz, dem
Rathaus, der Wipplingerstraße, den diversen Bezirksämtern und
Bezirksschulinspektoren und dann zu den Schulen immer mehr denselben Charakter
hat, wie er bei der russischen Gas-Pipeline festzustellen ist: Je mehr an
Ressourcen ich oben zur Verfügung stelle, desto weniger kommt an den Schulen
an. Einer der Gründe dafür liegt ganz sicher in dem Schulraum, der nicht
vorhanden ist. Wir haben derzeit um 5 000 Schülerinnen und Schüler
weniger. Wann, wenn nicht jetzt, stellen wir den Schülerinnen und Schülern die
Möglichkeit frei, in kleineren Klassen zu sitzen und dort entsprechend
pädagogisch wertvollen, individualisierten Unterricht zu bekommen? Wann, wenn
nicht jetzt, bei dieser demographischen Entwicklung, ist es möglich,
Kleingruppenunterricht in der Schule zu realisieren?
Aber wenn zwei LehrerInnen 30 Schülerinnen
und Schüler unterrichten, dann ist das nicht jener Unterricht, den wir uns
vorstellen. Denn die Klassen sind von den Baurichtlinien her nur auf
24 Schülerinnen und Schüler ausgerichtet. Es kostet den Bund gleich viel,
ob Sie 30 Schülerinnen und Schüler mit zwei Lehrerinnen und Lehrern haben
oder zwei mal 15 Schülerinnen und Schüler mit jeweils einem Lehrer. Wir
werden uns daher auch über die pädagogischen Grundsätze unterhalten müssen. Wir
von der Wiener ÖVP stehen für eine klare Senkung der Klassenschülerzahl
zugunsten des individualisierten Unterrichts, weil nur dort eine entsprechende
Förderung sowohl der Begabten als auch derjenigen, die
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