Gemeinderat,
10. Sitzung vom 26.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 118
Dingen voranzutreiben versucht
hat, geworden ist.
Erstens: StRin Kossina hat
angekündigt, dass es eine Reform des Baumschutzgesetzes, also ein
Baumschutzgesetz neu geben wird. Vor kurzem haben wir eine schriftliche Anfrage
gestellt, und da wurde uns mitgeteilt, dass es keine Arbeitsgruppe für das
Baumschutzgesetz neu gibt, das Baumschutzgesetz also so bleibt, wie es
ist. – Dazu kann man stehen, wie man will! Jedenfalls gibt es dieses
Gesetz nicht.
Zweitens: Ähnliches gilt
auch für ein Gesetz, das von Frau StRin Kossina im Jahre 2002, also vor
etwas weniger als vier Jahren, angekündigt wurde: Am 25.9. erläuterte die
Frau Stadträtin hier im Saal das zukünftige Bodenschutzgesetz. Im Herbst 2003
sprach Kollege Zimmermann davon, und im Jänner 2004 erklärte Kollege
Hufnagel: Ein modernes Bodenschutzgesetz ist in Vorbereitung, es wird in Kürze
dem Umweltausschuss vorgelegt werden. Genau so hat er sich ausgedrückt. –
Jetzt haben wir Ende Juni 2006, aber ein Bodenschutzgesetz gibt es nicht!
Auf die Frage nach dem Grund dafür hat es geheißen: Brauchen wir nicht!
Frau Kollegin Smolik hat
vor kurzem – und zwar am 30.3. – in einer mündlichen Anfrage an die
Frau Stadträtin auch danach gefragt, und da hat die Frau Stadträtin erklärt,
dass ein Wiener Bodenschutzgesetz nicht mehr notwendig ist.
Unserer Meinung nach gibt
es zwei Gründe, warum ein Wiener Bodenschutzgesetz offensichtlich nicht mehr
notwendig zu sein scheint. – Der eine Grund wäre, dass die
Bodenversiegelung in der Stadt einfach aufgehört hat: Man hat alles positiv
beendet, es wird alles aufgebrochen, Versiegelungen gibt es nicht mehr. Die
Schwermetalle auf den Kinderspielplätzen haben sich offensichtlich
verflüchtigt. Das geht zwar nicht, dennoch soll es passiert sein, und daher
braucht man das nicht mehr. Die Überlegungen betreffend die Abgabe, die man
seinerzeit für Versiegelungen etwa für große Parkplätze von Einkaufszentren am
Stadtrand angedacht hatte, haben sich in Wohlgefallen aufgelöst.
Interessant ist, dass sich
das nicht in Wohlgefallen aufgelöst hat. Nach wie vor werden viele
Einkaufszentren geplant. Demnächst sollen in Rothneusiedl ein schönes Stadion
und in der Donaustadt ein weiteres Einkaufszentrum entstehen. Dieses Bodenschutzgesetz
brauchen wir jedoch angeblich nicht, es sei nicht mehr notwendig.
Die nächste Geschichte, die uns auch ein bisschen
beschäftigt hat, war die Tempo 50-Regelung, die dann zurückgenommen wurde.
In diesem Zusammenhang war es schon interessant, welche Macht der ÖAMTC und
auch der ARBÖ haben; der ARBÖ ein bisschen weniger, denn er hat ja ein kleines
Finanzproblem und kann deswegen jetzt weniger sagen. – Die Taferlträger
mit 50, Doppelnull und 70 aus der Gegend da drüben haben einen riesigen Wirbel
geschlagen, und dann wurde das zum Teil wieder zurückgenommen. – Da habe
ich mir gedacht: Eine andere Performance hätte der Sache besser getan!
Die Tempo 50-Regelung wurde zum Teil also wieder
beseitigt. Die Stadt Wien hat gesagt, dass man das alles mit großem Einsatz
messen wird. Herausgekommen ist aber in Wirklichkeit wenig! Es gibt ein paar
Taferl mehr, es gibt da oder dort Tempo 50, wo früher Tempo 60 beziehungsweise
70 war, und das war es schon. Eigentlich viel Lärm um nichts, wie das
Shakespeare-Theaterstück heißt!
Man hat also die Feinstaubüberschreitung, das
Stickoxidproblem, aber auch das Ozon – das heuer noch nicht so problematisch
war, weil es immer windig war – nicht wirklich in den Griff bekommen, und
da helfen auch die zwei Maßnahmenpakete nichts. Alles wurde mit großen
Ankündigungen durchgeführt, aber das war es dann auch schon.
Es gibt aber noch andere interessante Punkte für
mich: Ich erwähne zunächst die Lobau-Autobahn, die ganz unverschämt
Nord-Ost-Umfahrung oder Nord-Ost-Durchfahrung oder S1 genannt wird. Vor kurzem
habe ich eine ÖAMTC-Presseaussendung gelesen, in der der ÖAMTC sagt: Man
braucht die Lobau-Querung nicht, denn das ist eine Transitquerung, viel
wichtiger wäre eigentlich die Querung von Kaisermühlen nach Simmering. –
Diese Querung war für uns schon immer eine Variante, von der die GRÜNEN in der
Öffentlichkeit gesagt haben: Wenn es eine Donau-Querung durch eine Autobahn
geben soll, dann diese! Jetzt gibt uns der ÖAMTC Recht. Die SPÖ und die ÖVP
wollen aber noch immer die Lobau-Querung, obwohl diese ganz viel kosten wird!
Der Ring um Wien – ich werde das dann noch genau
ausführen – kostet insgesamt rund 5 Milliarden EUR. Das ist
ungefähr so viel, wie das österreichische Bildungsbudget in einem Jahr
ausmacht! Aber dafür hat man das Geld offensichtlich, und die Stadt ist auch
zufrieden, denn der Speckgürtel in Niederösterreich ist auch etwas Schönes, und
das Geld wird da hinaus fließen.
Jedenfalls gibt es einen wasserrechtlichen Bescheid,
und seit kurzem gibt es auch den naturschutzrechtlichen Bescheid der
MA 22, der die Probebohrungen im Nationalpark zulassen wird. – Es ist
ein offenes Geheimnis, dass wir damit keine Freude haben, und wir werden schon
einige Dinge in Bewegung setzen, dass es nicht so wird, wie man jetzt glaubt!
Interessant war für uns auch, dass nach einigen
Gesprächen ein rot-grünes Projekt zu Grabe getragen wurde, nämlich der so
genannte Umweltfonds. Dabei ist es darum gegangen, dass man
Waffengleichheit – wenn man dieses Wort überhaupt verwenden will –
zwischen Bürgerinitiativen und Betreibern, in diesem Fall der Stadt, herstellt.
Kollege Blind hat das heute schon ein bisschen verwechselt, aber er hat gesagt,
dass für die Müllverbrennungsanlage Simmering Gelder der Stadt, also
Steuergelder, für die Umweltverträglichkeitserklärung und für die
Umweltverträglichkeitsprüfung in Höhe von rund 5 Millionen EUR
aufgewendet werden. Die Bürgerinitiative hat hingegen ein Budget von
5 000 EUR. In Anbetracht dessen kann man wohl nicht von
Gerechtigkeit, Ausgleich oder gleichen Waffen sprechen!
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular