Gemeinderat,
10. Sitzung vom 26.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 118
Budget sanieren! (Beifall bei der ÖVP.)
Kennzeichen Ihrer
Sozialpolitik ist aber auch, dass die am meisten von Armut betroffenen Kinder
und Frauen in Wien wohnen. Auch das ist ein tragisches Beispiel Ihrer
verfehlten Sozialpolitik. Wer keinen Rahmen für Wirtschaft schafft, wer keinen
Rahmen für würdiges Leben von Alleinerzieherinnen und Alleinerziehern schafft,
darf sich nicht wundern, dass Tausende von Frauen armutsgefährdet sind. Ihre einzige
Antwort ist: Wien ist die sechstreichste Stadt. Ich sage Ihnen, Österreich ist
das viertreichste Land! Ich frage mich: Warum ist diese Metropole nur an
sechster Stelle, wenn ganz Österreich an vierter Stelle ist? Das heißt, auch
hier bremsen Sie wiederum unseren Wohlstand mit Ihrer Wirtschaftspolitik, mit
Ihrer Sozialpolitik und verteilen auch noch dazu nicht um. (Beifall bei der
ÖVP.)
70 Prozent aller Arbeitssuchenden in Österreich,
die über keinen über die Pflichtschule hinausgehenden Bildungsabschluss
verfügen, kommen aus Wien. Das ist das Ergebnis einer sozialistischen und
sozialdemokratischen Bildungspolitik! Deswegen sind wir dafür, Ihnen hier auch
Kompetenzen deutlich einzuschränken und sie lieber an die Schulstandorte zu
verlagern, die eine qualitätsvollere Bildungspolitik im Auge haben als dieser
desaströse Zustand im Stadtschulrat. (GRin Mag Sonja Ramskogler: Und wie ist
das bei den Universitäten, Frau Kollegin?)
Wien dokumentiert mit diesem Rechnungsabschluss die
politisch eingeschlagenen Wege zu einer hohen Arbeitslosigkeit und
überforderten Bürokratie. Wien hungert den Bund aus. Wien hungert aber auch die
Bezirke aus. Wien bekennt sich zur roten Farbe, wenn es um den Sparkurs in
Bildungs-, Forschungs- und Frauenpolitik geht. Wien setzt den Rotstift an und
versucht, den Bund dafür zur Verantwortung zu ziehen. Wien braucht eine starke
politische Aufsicht einer konkreten Opposition zu diesem Rechnungsabschluss, zu
dieser Budgetpolitik.
Nehmen wir den Bildungsbereich exemplarisch her, wie
Sie verschleiern können. Ganz Wien rechnet derzeit nach, meine Damen und
Herren. Ganz Wien wird mittlerweile kompetent im Verfassungsbereich, denn nur
Wien versteht bisher die Kompetenzverteilung nicht. Die Kompetenzverteilung
sieht ganz klar vor, dass über den Finanzausgleich - und ich kann das nur immer
wieder neu vorlesen, weil diese Zahlen scheinen immer wieder in Vergessenheit
zu geraten - auf 14,5 Volkschülerinnen und Volkschüler ein ganzer
Dienstposten kommt. Legen Sie von der Mehrheitsfraktion doch endlich offen,
warum Sie dann eine Klasse erst mit 26 eröffnen? Auf 10 Hauptschüler und
Hauptschülerinnen kommt ein Lehrer. Warum haben wir hier bis zu
30 Schülerinnen und Schüler?
Um herauszufinden, was hier passiert, haben wir die
Eltern informiert, haben Lehrerinnen und Lehrer informiert, haben wir
Schulleiterinnen und Schulleiter informiert, ja, wir haben auch die
Bezirksschulinspektorinnen und -inspektoren informiert. Herr Vizebürgermeister,
klären Sie uns doch alle miteinander auf, wo die Ressourcen bleiben, die der
Minoritenplatz hier ins Rathaus überweist! Wo sind diese Ressourcen? Scheuen
Sie die Kontrolle nicht! Scheuen Sie nicht die Nachvollziehbarkeit! Stellen Sie
dar, was welche Schule bekommt, denn das entspricht auch dem modernen Standard
eines Verwaltungsmanagements! Das muss jeder kleine Betrieb tun, dass er
darstellt, welche Personalkosten er in welcher Filiale hat. Stellen Sie das
auch für die Pflichtschulstandorte in Wien dar, wer welche Ressourcen bekommt
und stellen Sie dann nämlich fest, dass diese Ressourcen fehlen! (Beifall
bei der ÖVP.)
Ich sage Ihnen, es geht nicht um ein paar
Dienstposten. Es geht in Summe um jeden vierten Dienstposten, den der Bund für
den Unterricht zahlt! Sie wissen im Privatschulwesen sehr genau, wie die Kompetenzverteilung
in Ihrer Rolle als Schulerhalter ist. Sie wissen dort bei den konfessionellen
und privaten Schulen ganz genau: Schulerhaltungsaufgabe ist es, für das Gebäude
zu sorgen, Schulerhaltungsaufgabe ist es, für neue Medien, für
Unterrichtsausstattung zuständig zu sein, aber auch für die Tagesbetreuung. Und
wir, meine Damen und Herren, haben festgestellt, diese Kompetenzverteilung
kennt die Stadt und das Land nicht! Das schreibt sogar die Gewerkschaft, die
sozialistische, dass jetzt an der Nachmittagsbetreuung gekürzt wird. Aber warum
wird gekürzt? Weil verschleiert worden ist, dass bisher die Stadt Wien diese
Tagesbetreuung nicht zahlen wollte und dafür fälschlicherweise Budgetmittel
verwendet hat, die eigentlich für den Unterricht vorgesehen waren, denn
Tagesbetreuung, Nachmittagsbetreuung ist Sache des Schulerhalters, ist Sache
der Gemeinde Wien! (Beifall bei der ÖVP.)
Wenn wir also hochrechnen, um welche Budgetsummen es
da geht, dann rechnen wir einmal hoch, dass bis zu 25 Prozent der vom Bund
finanzierten Dienstposten nicht am Schulstandort ankommen und dann rechnen wir
einmal nach, um wie viel Geld es bei diesem Budget geht. Gehen wir davon aus,
dass so ein Pflichtschullehrer rund 41 000 EUR kostet im aktiven
Bereich, weil da die Pension angesprochen wurde. Und gehen wir davon aus, dass
2 500 Lehrerinnen und Lehrer falsch eingesetzt sind, dann erspart
sich dieser Vizebürgermeister in seinem Budget 100 Millionen,
100 Millionen Sparbudget an dieser Bildungspolitik, weil die Kompetenzverteilung
zwischen Bund, Land und Gemeinde einfach nicht wahrgenommen und zur Kenntnis
genommen werden will! (Beifall bei der ÖVP.)
Wenn so viel Geld im Spiel ist,
zahlen sich selbstverständlich Intransparenz, die Rechnungshofkritik und die
Nichteinhaltung von Gesetzen und Bundesrichtlinien schon aus. Und dass es
überhaupt eine Bundesrichtlinie braucht, in der Sie aufgefordert werden,
transparent zu sein, ist auf Wien zurückzuführen, weil Sie ganz einfach Ihre
Daten nicht offenlegen! Und auch heute haben Sie sich schon wieder versprochen,
besprochen und widersprochen, denn, Herr Klubobmann Oxonitsch, Sie reden von
700 zusätzlichen Lehrern, die kommen und der Bürgermeister hat im letzten
Gemeinderat von 900 Lehrern geredet! Also wir sind wieder bei
200 Lehrern, sehr salopp, und so könnten wir die ganzen Reden
durchforsten. Sie wissen bis heute nicht, sind es 700, sind es 900, wie
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