Gemeinderat,
10. Sitzung vom 26.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 118
Die freiheitliche Fraktion fordert Sie auf: Räumen
Sie mit diesen Missständen in der Gewerkschaft auf, sonst werden wir nämlich
den Gewerkschaftsmitgliedern dabei helfen (Beifall bei der FPÖ.), sonst
werden wir den kleinen Gewerkschaftsmitgliedern auch eine neue politische
Heimat bieten! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Dipl Ing Margulies. Ich erteile es ihm.
GR Dipl Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr
Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich will es ganz kurz machen, um die Rituale des Rechnungsabschlusses
nicht zu verlängern, nur vielleicht ein paar Anmerkungen.
Die erste Anmerkung ist zum Schulbudget, weil immer
wieder gesagt wird, Wien kürzt nicht, Wien ist so super, Wien verhandelt zusätzliche
Lehrer heraus. Ich habe mir erlaubt, mir für das Budget einige Budgetdaten über
Zeitreihen anzuschauen.
Da nehme ich zum Beispiel den
Ansatz 2101-Pflichtschulen und man sieht, die Stadt Wien hat dafür im
Rechnungsabschluss 2002 noch 216 Millionen EUR ausgegeben,
2003 186 Millionen EUR und 2004 172 Millionen EUR
genauso wie 2005. Das heißt, im Endeffekt wird es jedes Jahr ein bissel
weniger, gerade zwischen 2004 und 2005 ist es halt auf niedrigem Niveau gleich
geblieben, aber im Vergleich zu 2002 sind es alleine 30 Millionen EUR
bei den Pflichtschulen weniger.
Wenn man sich als nur ein Beispiel die Gesamtkosten
für die Landeslehrer anschaut, dann muss man auch mit einer Mär aufräumen, weil
im Jahr 2002 die Stadt Wien zu den Landeslehrern noch rund
27 Millionen EUR zugeschossen hat, im Jahr 2003 waren es noch
18 Millionen EUR, aber im Jahr 2005 schießt die Stadt Wien zu
den Bezügen der Landeslehrer nur mehr 1,5 Millionen EUR zu und zwar
wird das in absoluten Zahlen immer weniger! Das ist nicht nur der Bund, sondern
die Stadt Wien zahlt direkt immer weniger!
Aber damit eines klar ist, den Bund kostet es – auch
durch eigenes Verschulden – mehr, denn während die Aktivbezüge der Lehrer
sinken, weil es einfach immer weniger Lehrer und Lehrerinnen gibt, sind in den
letzten drei Jahren die Pensionsbezüge der Lehrer und Lehrerinnen um
20 Millionen EUR gestiegen! Das heißt, man hat als Stadt Wien und
Bund gemeinsam die unglaublich intelligente Leistung zusammengebracht, mehr
Geld auszugeben, das aber so zu verschieben, dass die Aktivbezüge weniger
bekommen und die Pensionisten mehr. Das ist peinlich sowohl für die Stadt Wien
als auch für den Bund! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Nächster Punkt Krankenanstaltenverbund, nur ganz
kurz, weil es angesprochen wurde, das strukturelle Defizit. Ich kann mich noch
an die Debatten erinnern, die wir mit der StRin Pittermann und dann auch mit
der StRin Brauner gehabt haben, wo es darum gegangen ist, wie hoch es
tatsächlich ist, was sich daraus für Schlussfolgerungen ergeben und wo wir
gesagt haben, die Rücklagen sind de facto leer. Gut, das stimmt, das
strukturelle Defizit ist gleich groß geblieben. Es hat sich ja in Wirklichkeit
auch nichts verändert, weil sich am strukturellen Defizit nichts verändert hat.
Das einzige, was sich verändert hat, ist, dass gegenüber dem Budgetvoranschlag
120 Millionen EUR mehr in den Krankenanstaltenverbund als im
Rechnungsabschluss 2004 geflossen sind, sogar um ungefähr
150 Millionen EUR mehr, aber es hat sich nichts geändert. Das ist ja
das zentrale Problem daran: Es hat sich im Pflegebereich nichts geändert, es
hat sich im Gesundheitsbereich fast nichts geändert. Und die Probleme, die
schon aufgezählt worden sind, will ich nicht wiederholen, denn die
Spezialdebatte findet sowieso beim Gesundheitsbereich statt. Nur, das ist nicht
etwas, worauf man sich ausruhen kann.
Vielleicht noch ein letzter Satz auch zu den
Investitionen. Es ist ja wunderschön, wenn die Investitionen steigen. Aber
haben Sie sich schon einmal genau angeschaut, welche Investitionen vor allem
gestiegen sind, wenn man wirklich von dieser Erhöhung spricht, ganz abgesehen
davon, dass bei den 1,5 Milliarden EUR die
140 Millionen EUR für den Krankenanstaltenverbund wieder doppelt
gezählt worden sind? Sie sind eh jedes Jahr doppelt gezählt, also ist das für
den Vergleich eigentlich egal. Aber die zentralen Punkte sind der Wiener
U-Bahn-Bau und die Finanzierung des Krankenanstaltenverbundes. Das sind die
großen Brocken, wo im Großen und Ganzen die Investitionen passieren und das
Restliche ist im Verhältnis dazu Nebengleis.
Warum ist das eigentlich alles gegangen? Und das ist
ja die nächste Geschichte. Nicht, weil Wien so super ist und auch nicht, weil
der Bund so super ist, sondern weil aus den Ertragsanteilen, den
Finanzzuweisungen und den Finanzzuschüssen um rund 150 Millionen EUR
mehr lukriert wurden, als man ursprünglich geglaubt hat und das auch im
Vergleich zu 2004. Deshalb ist es sich gerade noch ausgegangen und deshalb wird
die Stadt Wien, wenn man sich die Prognosen für das heurige Jahr anschaut, doch
erhebliche Probleme bekommen.
Aber ich will das Ganze nicht endlos auswalzen,
sondern ich komme zu einem letzten Punkt: Das Budget ist nämlich rechnerisch
falsch. Die Budgetsumme stimmt, wenn man die Einzelposten betrachtet, um etwas
mehr als 1,1 Millionen EUR nicht. Und ich denke, Sie werden in den
kommenden eineinhalb Tagen Zeit haben, diesen Fehler zu finden. Ich bin Ihnen
auch gerne behilflich. Es betrifft die Einnahmenseiten. Es sind um
1,1 Millionen und ein bissel was zu wenig an Einnahmen ausgewiesen. Ich
denke, die Stadt Wien sollte aus den unterschiedlichen finanziellen
Kalamitäten, die es rund um Wien herum gibt - sei es der ÖGB oder die BAWAG -,
lernen und dann zumindest ein richtiges Budget vorlegen. Es war beim Nachrechnen
eine Überraschung für mich, ich gebe es zu, dass das Budget um
1,1 Millionen EUR falsch ist. Nichts desto weniger erwarte ich mir
selbstverständlich, dass es richtig gestellt wird. - Ich danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Zum Wort gemeldet ist Frau StRin Mag Cortolezis-Schlager. Ich erteile es
ihr.
StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat!
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