Gemeinderat,
10. Sitzung vom 26.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 118
dargestellt worden ist, war es sicherlich nicht. Wenn wir uns das genauer ansehen, was er mit so viel Eigenlob dargestellt hat, dann sieht man, dass manches Wahlkampfbudget in einem Wahlkampfjahr 2005 war.
Es sei zugegeben, die allgemeinen Investitionen lagen
2005 höher als in den Jahren davor, aber sie gehen im Budget für 2006 bereits
wieder zurück. Das gilt insbesondere auch für die Bauinvestitionen, die im
Rechnungsabschluss 2005 in Millionen Euro ausgedrückt 1 624 betragen, aber
bereits für 2006 geht man schon wieder auf 1 400 zurück. Dabei ist gerade
die Bauwirtschaft ein Sektor, der besonders arbeitsplatzfördernd ist.
Wien ist und bleibt leider das Schlusslicht in der
Arbeitslosigkeit. Wien ist aber ganz vorne, wenn es um Verschwendung geht. Wenn
man etwa die PR-Ausgaben der Stadt jenen für ganz Österreich gegenüberstellt,
so gibt die Bundesregierung für ganz Österreich lediglich zweimal so viel aus
wie die Wiener Stadtregierung. Da sieht man, wie hier das Geld beim Fenster
hinausgeschmissen wird. (GR Dipl Ing Martin Margulies: Bei der
Bundesregierung, weil das doppelt so viel ist!) Ja, doppelt so viel, aber vielleicht hat Österreich mehr als
7,5 Millionen Einwohner und Wien hat halt 1,7 Millionen Einwohner.
Gerade einer, der technische Mathematik studiert hat, müsste das eigentlich
nachvollziehen können. (Beifall bei der ÖVP.)
Kommen wir zurück zur Situation Wiens am
Arbeitsmarkt. Wien ist Schlusslicht am Arbeitsmarkt. Herr Vizebürgermeister,
Sie wollten den Vergleich mit Oberösterreich, den unser Landesparteiobmann StR
Hahn immer wieder anstellt, nicht so gern hören. Ich kann es Ihnen aber nicht
ersparen. Vergleichen Sie unsere Arbeitslosenquote von fast 10 Prozent mit
den 4,7 Prozent von Oberösterreich. Was könnten wir uns da alles leisten
und wie viele Schicksale von Arbeitslosen gäbe es nicht, wenn wir die Quote von
Oberösterreich hätten! Beispielsweise im Bereich des Wiener Lehrstellenmarktes.
Auf eine offene Lehrstelle kommen im Bundesschnitt
2,1 Lehrstellensuchende, in Wien sind es dreimal so viel, nämlich 6,2. Und
was würde Wien tun ohne den Bund? Wenn man sich das anschaut: Woraus lukriert
denn Wien seine Ertragsanteile von zusätzlich 95 Millionen EUR im
Jahre 2005 an gemeinschaftlichen Bundesabgaben? Durch die gute
Wirtschaftspolitik der Regierung Schüssel. (GR
Ernst Nevrivy: Ha! Ha! – Lebhafte Heiterkeit bei der SPÖ und den GRÜNEN.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie finden nur
einen Lacher, aber das ist eigentlich traurig. Es ist traurig, dass Sie
offensichtlich so indoktriniert sind, dass Sie nicht mehr imstande sind, Zahlen
zu folgen und so zu reagieren, wie man das tun sollte: Mit einer gewissen
Demut. Aber vielleicht liegt es halt doch noch an der Überdrehtheit der letzten
Tage vom Donauinselfest. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Einnahmen
Wiens im Jahre 2005 betrugen 9,7 Milliarden EUR, und die Stadt wird
zu mehr als der Hälfte vom Bund subventioniert; richtigerweise, aber dank der
Wirtschaftspolitik der Regierung Schüssel.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Man hat es aus
den Ausführungen des Herrn Vizebürgermeisters gehört, dass es eben die
Rahmenbedingungen sind, die das eine oder andere ermöglichen: Dass Wien eben zu
50 Prozent aus Bundesgeldern finanziert wird, dass dieser Anteil zuletzt
sogar gestiegen ist, dass 50 Prozent der U-Bahn-Anteile vom Bund gezahlt
werden. Gut, richtig, wichtig für die Stadt, aber ohne die gute Wirtschaftspolitik
des Bundes nicht möglich.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es gibt auch
jemanden, den ich hier zitieren darf, der darauf hingewiesen hat, jemanden, der
davon gesprochen hat: „Natürlich haben die Städte immer zu wenig Geld, aber wir
sind wohlhabend, wir sind bei weitem nicht ausgehungert worden, wie das
beispielsweise deutschen Städten widerfahren ist.“ Michael Häupl, Bürgermeister
der Bundeshauptstadt Wien, in der “ZEIT“ im Wiendossier im Jahr 2005. Bitte,
das nachzulesen. Es würde gut in die Rede des Herrn Vizebürgermeisters
hineinpassen. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Und wie sieht
es mit der Schuldenpolitik in dieser Stadt aus? In Wahrheit haben wir einen
Schuldenstand von 3 Milliarden EUR, und das als Frohbotschaft zu
verkünden, ist schon sehr kühn. Hier sollte auch an Oberösterreich ein Vorbild
genommen werden, das seit etlichen Jahren schuldenfrei ist.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir sollten uns
hier vornehmen, das zu tun, was Oberösterreich getan hat, das zu tun, was die
ÖIAG seit 2005 ist, eben schuldenfrei. Wir hingegen haben
3 Milliarden EUR Schulden. Und Wien hat Budgetlöcher, Löcher, die es
zu stopfen gilt. Wir haben das im heurigen Jahr im Finanzausschuss vom Herrn
Finanzstadtrat hören müssen, als er die überfallsartig beschlossenen
Gebührenerhöhungen darauf zurückgeführt hat, dass Mehrausgaben für Gesundheit
benötigt werden. Als Wiener können wir nur froh sein, wenn der
Verfassungsgerichtshof das nicht zu deutlich hört, weil diese Vorgangsweise
eindeutig verfassungswidrig ist.
Erinnern wir uns zurück: Da wird am letzten Tag des
Februar beschlossen – dazu wird sogar eine Sitzung vorverlegt –, dass die
Gebühren erhöht werden, damit sie bereits mit März Gültigkeit haben. Abwasser plus
28 Prozent, Müll plus 19,5 Prozent, Rundfunk plus 35 Prozent,
Gas plus 17 Prozent, Strom plus 5 Prozent. Das ist das, was die
Wienerinnen und Wiener zu zahlen haben, und das ist ihnen nicht zuzumuten,
meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP)
Ein anderer Bereich:
Krankenanstaltenverbund – ein Fass ohne Boden. Obwohl er jährlich mit über
1 Milliarde EUR von der Stadt dotiert wird, mussten während der
letzten Jahre immer bis zu 74 Millionen EUR nachdotiert werden. Meine
sehr geehrten Damen und Herren, daraus ersieht man, das ist ein Fass ohne
Boden. Dabei gibt es genug Vorschläge, um Kostenoptimierungen vorzunehmen.
Beispielsweise gibt es hierzu ein Gutachten der Frau Hofmacher. Immerhin hat
diese Frau Hofmacher am 11.1.2002 bei der Neujahrkonferenz der SPÖ über
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