Gemeinderat,
10. Sitzung vom 26.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 118
nehmen und zu kappen. Das ist ja genau das.
Das alles, was jetzt ans Tageslicht kommt, ist ja nur
eine Bestätigung dafür. Die Kosten im Pflegebereich, im Krankenanstaltenbereich
oder im Sozialbereich explodieren. Die Arbeitslosigkeit nimmt zu in dieser
Stadt, und wenn ich mir die Zahlen vom Herrn Stadtrat anhöre, ich meine, da
muss sich ja jeder Arbeitslose gepflanzt vorkommen, wenn er diese
Märchengeschichten heute hören muss, die der Herr Stadtrat zum Besten gegeben
hat. Rekordarbeitslosigkeit gibt es in Wien. 8,8 Prozent Arbeitslose,
bitte! Ich komme dann noch genau zu den Zahlen. Unter den Bundesländern ist das
ein Spitzenwert. Wir sind leider Gottes das Bundesland, in dem die höchste
Arbeitslosigkeit vorhanden ist. Die nimmt zu. Es gibt eine Abwanderung
arbeitsintensiver Unternehmen. Konkurse nehmen zu. Immer weniger Geld steht
immer höheren Ausgaben gegenüber.
Und jedem hier ist klar, warum das so ist: Weil die
Demoskopie, aber auch die wirtschaftliche Entwicklung das letztlich aufzeigen.
Diese Entwicklung ist vorauszusehen, wenn man sich das vergegenwärtigt. Und das
ist ja kein Wunder, das ist eine Entwicklung, die evident ist.
Dennoch verteidigen Sie Ihre fragwürdige
Wirtschaftspolitik. Sie stellen sich hier heraus, rechtfertigen wider besseren
Wissens das Handeln des Herrn Stadtrates, weil es sozusagen einem kurzen
politischen Effekt dienen soll, nämlich den Menschen etwas vorzugaukeln, was
nicht stimmt, dass wir quasi eine Insel der Seligen da in Wien haben, die es
überhaupt nicht gibt, die überhaupt nicht mehr greifbar ist, sondern ganz im
Gegenteil, wo jeder spürt, dass da alles ins Wanken gekommen ist in dieser
Stadt.
Ich meine, wir wissen schon und das wissen in der
Zwischenzeit auch die Menschen, dass die SPÖ nicht wirtschaften kann. Da gibt
es ja Beispiele zuhauf, die das bestätigen. Die SPÖ kann halt nicht
wirtschaften, egal, ob das jetzt der Bereich Bank Burgenland war, ob das die
“Konsum“-Pleite war, ob das die ARBÖ-Geschichte ist, ob das jetzt
ÖGB-BAWAG-Spekulationsgeschäfte waren. Das ist ja ein Sammelsurium an
Bestätigungen, dass Sie leider Gottes nicht wirtschaften können.
Das muss man einmal festmachen und das ist halt das
Schattenboxen, das auch teilweise stattfindet. Es wird mit der Bundesregierung
gelebt, es unterscheidet Sie eigentlich nicht viel von dieser Bundesregierung,
aber unter dem Motto "Haltet den Dieb" wird da geschrien. In
Wirklichkeit sind es ähnliche Mechanismen, die gelebt werden. Da bekommt dann
die rote BAWAG vom schwarzen Bundeskanzler den Vorfinanzierungsauftrag für die
Eurofighter. Hu! Oje, ertappt. Hat niemand gewusst. Nach außen meckern wir und
kritisieren wir den Eurofighter-Deal, aber nach innen kommt dann plötzlich
heraus, dass wir ja voll dabei waren, respektive voll dabei sind.
Da hat sich sogar der Rechnungshof gewundert, warum
der schwarze Bundeskanzler der roten BAWAG einen Vorfinanzierungsauftrag in der
Höhe von 2 Milliarden EUR zukommen lässt. (GR Godwin Schuster: Der PSK! Lernen Sie ein bisschen was!) Ist ja
eigenartig, nicht? Dann sagt der Herr Bundeskanzler, das ist deswegen, weil die
BAWAG so tolle internationale Kontakte hat. Die haben wir ja gesehen, die
internationalen Kontakte in der Karibik. Und man hat gesehen, wie bei der
PSK-BAWAG-Fusionierung der ehemalige ÖVP-Finanzreferent Koren hineingeschickt
worden ist und von der SPÖ der ehemalige Finanzreferent Nowotny, damit man
wieder schön im Sinne des Proporzes packeln kann. (GR Godwin Schuster: Stimmt ja gar nicht!) Das ist ja ohnedies
alles offenkundig, aber genauso leben Sie das in allen Bereichen, und da kann
man die ÖVP nicht ausnehmen. Das ist eben genau das, worum es geht.
Aber dann, wenn es darauf ankommt, sind die
Verantwortungsträger weit weg Golf spielen. Golf spielen in Frankreich, an der
Küste irgendwo aufzufinden. Da gibt es keine Haftbefehle in der Republik. Das
ist ja nur ein Klacks, der da passiert ist. Bis heute ist kein einziger
Haftbefehl ausgestellt worden. Aber Golf spielen! Herrlich!
Und Sie, meine Damen und Herren von Rot und Schwarz,
und ich sage das ganz bewusst, denn die ÖVP ist nicht auszunehmen, die ÖVP ist
immer dann umgefallen, wenn es für sie irgendwo einen Vorteil zu lukrieren gab,
da sind also die Aufsichtsräte der ÖVP nicht besser, die waren ja da auch dabei
bitte in der BAWAG, die haben damals dem Herrn Elsner ja auch genauso wie der
Herr Hundstorfer und Sie die 100 Millionen ATS Pensionsabfertigung
zukommen lassen, zum Beispiel. Und erzählen Sie bitte nicht, dass Sie nicht
gewusst haben, dass der Herr Elsner und der Herr Verzetnitsch ein Penthouse
gehabt haben mit Swimmingpool. Wahrscheinlich waren Sie selber baden dort, Herr
Schuster, bei einem Flascherl Chianti. (Heiterkeit
bei der FPÖ. – GR Godwin Schuster: Tiefer geht es schon gar nicht!)
Also tun Sie doch nicht so, als hätten Sie das alles
nicht gewusst. Natürlich haben Sie das auch gewusst. Ich meine, ich bin froh,
dass es keine Badehosenfotos gibt, denn da haben wir vom Karl Heinz
Grasser genug, aber es ist schon genau das System, das es zu kritisieren gilt,
das System, wo Spitzen der SPÖ dahinterstehen und das zu verantworten haben.
Aber das sind keine Einzeltäter, das ist ein System, und diese Systemimmanenz,
die ist es, die letztlich zu diesen unglaublichen Entwicklungen führt, und das
wollte ich heute auch einmal mit diesem Beispiel aufgezeigt haben.
Das sind die Mechanismen, die eben im ÖGB auch
gewirkt haben. Wer aufmuckt, der spuckt. Es gibt da einen guten Spruch, ich
glaube, der ist von Brecht und passt für ÖGB und BAWAG: Schlechte Gauner
überfallen eine Bank, kluge Gauner gründen eine Bank. Das ist eigentlich ein
guter Spruch. Das ist schon etwas, was auch ein Sittenbild darstellt.
In Wien wird es die
Pflegebedürftigen, die Sozialhilfeempfänger geben, Patienten in den
Krankenanstalten geben, die tüchtigen Arbeitnehmer geben, die unverschuldet in
Not geraten sind. Die werden Ihre Ausgliederungen treffen. Das erleben wir ja
heute auch schon in der Daseinsvorsorge, wo die Gebühren von der SPÖ erhöht
werden. Man dreht an der Schraube bei der
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