Gemeinderat,
10. Sitzung vom 26.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 118
dem Schluss, dass effektive Kontrolle in diesem Haus nicht nur nicht möglich ist, sondern genauso wenig erwünscht ist wie eben beim ÖGB, wo auch die Kontrollinstanzen leider Gottes völlig versagt haben.
Ich bin ein sehr direkter Mensch, und verzeihen Sie
mir diese direkte Art - aber das war ja ähnlich auch beim ÖGB, bei jener Organisation,
in der genauso die Entscheidungsträger die höchsten Spitzen der
Sozialdemokratie ausgemacht haben. Die höchsten Spitzen: Präsidiumspolitiker
der SPÖ-Bundespartei wie Verzetnitsch, auch Herr Bgm Häupl sitzen ja im
Präsidium. Herr Verzetnitsch saß dort, und dann tut man so, als hätte man von
alldem nichts gewusst!
Natürlich ist eine Ähnlichkeit da: Das System ist ein
ähnliches, die Führungspersönlichkeiten sind ähnliche und teilweise auch
identisch, so wie wir es hier am ÖGB-Vorsitzenden Hundstorfer sehen, der dann
leider Gottes nicht gewusst hat, was er da unterschreibt. Da geht es ja nur um
eine läppische Summe von 1,5 Milliarden EUR, die ihm da passiert ist
- für die man offensichtlich zufälligerweise unterschrieben hat, weil man geglaubt
hat, dass man eine Anwesenheitsliste unterschrieben hat. Ich meine, so viel zum
Thema Verantwortung! Da muss einem angst und bange werden in diesem Haus, wenn
man sich auch das vor Augen führt, was heute der Herr Stadtrat zum Besten
gegeben hat.
Ernst Sittinger hat es vor kurzem in der
"Kleinen Zeitung" so umschrieben - und ich zitiere ihn: „Was muss man
eigentlich können und wissen, wenn man am Türschild 'Eigentümervertreter' oder
'Aufsichtsrat' stehen hat?"
Die Antwort: Je weniger,
desto besser, am besten gar nichts. Und die Unterschrift Rudolf Hundstorfers
beim Transfer der Bankschulden in den ÖGB hat ja auch so ein bisschen dieses
Bild gezeigt.
Den Beschluss von 27 Aufsichtsräten über
skandalöse 6,8 Millionen EUR an Pensionsabfindung für den Herrn
Elsner haben wir ja auch noch in Erinnerung und dann auch das Rechtfertigen des
heutigen Gewerkschaftsbosses, dass das eine Summe ist, die selbstverständlich
diesem fleißigen Menschen zugestanden hat, denn der hat so viel an
Managementqualitäten mitgebracht. Ich denke, wahrscheinlich keine Ahnung – aber
das ist natürlich der phantastische Irrealismus, den Sie wahrscheinlich hier
genauso leben –, nichts gewusst, ein bisschen herumgelogen (GR Godwin Schuster: Ihre Rede zeigt, dass bei der FPÖ genau diese
Vorgangsweise herrscht!),
in letzter Minute ist jemand hineingeschickt worden. Ausreden über Ausreden!
Die Kontrolle hat genauso versagt, wie Sie hier die Kontrolle der Opposition in
der Zwischenzeit abgeschnitten haben. (GR
Godwin Schuster: So ein Unsinn!)
Nicht nur Macht braucht Kontrolle, Kontrolle braucht
auch Macht. Und das ist ja genau das, was Sie nicht wollen. Das wollen Sie halt
nicht, weil Sie was zu verbergen haben, weil Sie hier im Hohen Haus genauso
einiges zu verstecken haben und die kritische Wachsamkeit der Opposition gar
nicht wollen. (GR Godwin Schuster: Zeigen
Sie uns doch ein Bundesland, wo es mehr Kontrolle gibt!) Aber wir leben
diese kritische Wachsamkeit und natürlich werden wir scheinbar logische Abläufe
in Frage stellen, auch wenn es Ihnen unangenehm ist, Herr GR Schuster. (GR Godwin Schuster: Nicht unangenehm! Aber
mehr Kontrollmöglichkeiten gibt es in keinem anderen Bundesland!) Ich
verstehe schon, dass es Ihnen unangenehm ist, wenn man kontrolliert wird und
man einiges zu vertuschen und zu verdecken hat. Keine Frage!
Aber wir Freiheitlichen nehmen Kontrolle ernst, wir
haben sie immer ernst genommen und wir werden, soweit es die Verhältnisse in
diesem Haus heute noch erlauben, diese Kontrolle auch soweit wie möglich
sicherstellen. Aber der Spielraum der Kontrolle ist ja ein sehr, sehr enger,
weil Sie mit Ihrer absoluten Mehrheit und mit Ihren Methodiken der
Ausgliederungen letztlich dafür gesorgt haben, dass uns die Kontrolle hier in
diesem Haus entzogen wird.
Wenn wir uns die Tagesordnungen bei den Sitzungen in
den Ausschüssen ansehen, dann braucht man nur zu vergleichen, wie es vor fünf
Jahren ausgesehen hat in diversen Ausschüssen, ob das der Gesundheitsausschuss
war, ob das der Sozialausschuss war, wo man noch dicke Akten hatte, wo man
teilweise über 30 Tagesordnungspunkte erleben konnte. Heute schafft man es
vielleicht, wenn es hoch hergeht, mit fünf Tagesordnungspunkten, weil zum Glück
auch ein paar Anfragen in diesem Ausschuss zu behandeln sind. Sie haben ja
alles ausgelagert, Sie haben in Wirklichkeit die Kompetenz dieses Hauses völlig
beschnitten.
Das ist ja genau der Skandal, auf den wir auch seit
Jahren aufmerksam machen. Dann irgendwann einmal gibt es einen großen Knall,
dann passiert etwas Ähnliches, wie es beim ÖGB passiert ist, dass man
draufkommt, dass man bankrott ist. Wir – gerade meine Generation – werden das
vielleicht noch erleben müssen auch hier in dieser Stadt, in diesem Haus, weil
Sie letztlich unverantwortlich mit dem Budget umgegangen sind. Dann wird man,
ähnlich wie beim ÖGB, sagen: Na ja, es ist halt leider Gottes passiert. Das
sind immer diese gleichen Muster, und deshalb nehmen wir Kontrolle sehr ernst.
Wir wollen nicht, dass es soweit kommt.
Was machen Sie, meine Damen und Herren von der SPÖ,
wenn es ums Hinterfragen geht? Und da müssen Sie ehrlich sein. Egal, ob Budget
oder Rechnungsabschluss, dass dieses ausreichende Hinterfragen, bevor sie die
Hand heben, nicht erfolgt, das unterstelle ich Ihren KollegInnen schon. (GR Godwin Schuster: Das ist aber schon mehr
als eine Unterstellung!) Das ist ähnlich wie in den Aufsichtsräten. Da
bekommt man halt ein Mandat, da verdient man halt ein bisschen was neben
anderen Gagen, die man kassiert, und als Dankeschön hebt man dann halt, ohne zu
überprüfen, die Hand, und das ist sozusagen die Kontrolle, die da stattfindet.
Das ist genauso, wie das ja auch
der Herr Sittinger in der "Kleinen Zeitung" geschrieben hat: „Viele
Aufsichtsräte sehen ihre Mandate als leicht verdientes Zusatzeinkommen. Sie
bedanken sich dafür mit berechnendem Wohlverhalten.“ Und das ist es halt. Da
hebt man dann,
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