Gemeinderat,
10. Sitzung vom 26.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 118
sechstreichste Region sind, die viertbeste
Lebensqualität und so weiter haben. Das ist ein Ergebnis, auf das wir nicht nur
stolz sein können, sondern für das wir früheren Generationen auch Dank
schulden. Und dessen sind wir uns bewusst. (Beifall bei der SPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ein ganz
kleines Stück kommt dabei natürlich auch der sozialdemokratischen Politik zu.
Dass das die Wienerinnen und Wiener wissen, das sehen wir ja an den
Wahlergebnissen. Dass das aber auch ein Verantwortungsgefühl in uns bewirkt,
das dürfen Sie uns glauben. Wir werden in dem Verantwortungsbewusstsein dieser
geschichtlichen Bedeutung unsere Arbeit fortsetzen, und dafür steht nicht
zuletzt auch der Rechnungsabschluss 2005. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke, Herr Vizebürgermeister. - Ich eröffne nun die
Debatte über den Rechnungsabschluss.
Als erster Redner ist Herr GR Strache gemeldet. Ich
erinnere an die freiwillige Redezeitbeschränkung von 30 Minuten für die
erste Runde.
GR Heinz-Christian Strache (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr
Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Man hat heute gemerkt, dass der Begriff "die
dunkle Seite der Macht" eine völlig neue Bedeutung bekommen hat. Denn was
der Herr Stadtrat heute zum Besten gegeben hat, war ja teilweise
Realitätsverweigerung, Schönfärberei und fahrlässig mit falschen Zahlen
operierend, obwohl man ganz genau weiß, dass es anders aussieht. Das hat mich
irgendwie auch an diese ganze ÖGB-Situation erinnert, in der man ebenfalls sehr
fahrlässig mit Zahlen umgegangen ist.
Denn der ganze Rechnungsabschluss 2005 ist im Grunde
genommen ein Wahlschwindel. Man kann es gar nicht anders bezeichnen, gar nicht
treffender bezeichnen. Der Herr Stadtrat wirft Nebelgranaten und hofft, dass
sich dann sozusagen ein Schleier über diesen Rechnungsabschluss legt und man
gewisse Sachen nicht durchschaut und nicht erkennt. Bei der Wirtschaftspolitik
ist er leider Gottes nicht so kreativ wie bei seinen Budgettricks, die er in
diesen Rechnungsabschluss auch eingebaut hat.
Wenn der Herr Stadtrat mit seinen Genossen letztlich
auch die Kontrolle in diesem Haus sukzessive ausgehöhlt hat, wenn er durch
unzählige Ausgliederungen dafür Sorge getragen hat, dass wir teilweise gar
nicht mehr die Kontrollfunktionen, die diesem Haus im Grunde genommen zustehen,
ausüben können und man heute in brustschwachen Beiräten letztlich nicht einmal
Quartalsberichte bekommt, dann wundert es auch nicht, wenn er hergeht und in
einem Jahresabschluss Zahlen wie im Fall des Krankenanstaltenverbundes einfach
versteckt, die in diesem Rechnungsabschluss überhaupt nicht nachvollziehbar
vorhanden sind.
Wenn er dann glaubt, dass das niemandem auffällt,
dann muss ich ihn enttäuschen. Denn wir haben es bemerkt, und wir nehmen mit
Bedauern zur Kenntnis, dass im Krankenanstaltenbereich diesmal, im Vergleich
zum letzten Rechnungsabschluss, das Defizit ein Ausmaß in der Höhe von
103 Millionen EUR erreicht hat. Sie wollen uns das offensichtlich
verheimlichen. Ich denke oder hoffe, dass der Bürgermeister sehr wohl darüber
Bescheid weiß und dass das nicht auch ihm gegenüber verschleiert wurde.
Es war natürlich so, dass der Herr Bürgermeister nach
dem Lainz-Skandal - ich erinnere daran: Selbstverständlich auch nicht ganz
freiwillig, aber aufgrund einer Untersuchungskommission, aufgrund des Drucks
der Oppositionsparteien - die Notwendigkeit einer Pflegemilliarde erkannt hat
und sie auch vollmundig versprochen hat. Aber sie ist nicht in Sicht! Ich
befürchte, dass wir in den nächsten 20 Jahren nichts von dieser
Pflegemilliarde spüren und merken werden.
Nicht so beim Gas- und Strompreis: Da hat er ja
unmittelbar nach der Wiener Wahl sein Wahlversprechen sofort gebrochen! Daran
erinnern wir uns alle, dass kurz nach der Wahl eine deftige Erhöhung
stattgefunden hat; das zeigt schon auch, was die Versprechungen des Herrn Bgm
Häupl wert sind. Genauso wird es bei der Pflegemilliarde der Fall sein. Die
Finanzierung ist weit und breit nicht in Sicht, die hilfsbedürftigen und
pflegebedürftigen Menschen und die Angehörigen dieser Menschen in dieser Stadt,
nämlich eine teilweise überalterte Bevölkerung, muss befürchten, dass es hier
zu dramatischen Entwicklungen kommen wird.
Wie soll denn das SMZ-Nord in Floridsdorf errichtet
werden, das Sie schon seit langem immer wieder medienwirksam bewerben, wenn es
von vorne bis hinten wirklich an Geld fehlt? Ich weiß schon, dass man,
vielleicht nach der Nationalratswahl, dann eben zugeben muss, dass der Bau
abzusagen ist und dass er nicht zu finanzieren ist, so wie es beim ÖGB-Gebäude
der Fall ist, das sich gerade in Bau befindet und nicht wird weitergebaut
werden können. Das sind ähnliche Situationen, die man durchaus vergleichen
kann.
Da hört man auch immer wieder diese monotonen
Geschichten von Ihnen, dass der Bund schuld sei. Das erleben wir ja immer
wieder. Hauptsache, der Schein suggeriert, dass in der Wiener SPÖ noch
gearbeitet wird. Sie sind aber heute eine reine Ankündigungspartei, eine
Viel-Lärm-um-nichts-Partei, könnte man auch sagen. Dieses Verhalten zieht sich
durch den gesamten Rechnungsabschluss, und ich werde später noch auf die
einzelnen Punkte genauer eingehen.
Irgendwie werde ich den Eindruck
nicht los, dass die Mechanismen, die Sie hier im Haus mit Ihrer absoluten
Mehrheit leben, ähnliche Mechanismen sind wie die, die wir im Zuge des
ÖGB-BAWAG-Skandals erlebt haben. Das betrifft insbesondere die Kontrolle in der
Haushaltspolitik, besonders in der Ausgabenpolitik, die Kontrolle bei der
sinnvollen Verwendung öffentlicher Mittel, die eigentlich eine notwendige
Selbstverständlichkeit sein sollte, wobei man von jedem Verantwortlichen
höchste Sorgfalt erwarten können muss. Aber genau dort haben Sie uns ja
beschnitten! Wenn ich mir diesen Rechnungsabschluss beispielhaft anschaue, dann
komme ich zu
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