Gemeinderat,
9. Sitzung vom 24.05.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 95 von 108
qualifizierte Arbeit. Selbstverständlich ist da auch die Selbsthilfe wichtig. Für Selbsthilfegruppen wurde auf meine Initiative hin eine eigene Anlaufstelle, die Selbsthilfeunterstützungsstelle Wien - SUS Wien beim FSW eingerichtet.
Zur Frage 27: Es ist grundsätzlich die Aufgabe
des Wiener Drogenkoordinators, mit den Bezirken entsprechend Kontakte zu
halten, was er auch laufend tut. Ich weiß, wenn es Probleme gibt, dass sehr
häufig Sitzungen stattfinden. Die Bezirke haben eigene BezirksrätInnen für
Drogenfragen. Auch die einzubeziehenden Magistratsdienststellen sind immer sehr
flexibel und reagieren sehr rasch.
Darüber hinaus lade ich persönlich, ich erwähnte es
schon, die Bezirksvorsteher und Bezirksvorsteherinnen gemeinsam mit der
Drogenkoordination und der Polizei regelmäßig zu einem Erfahrungsaustausch ein.
Darüber hinaus gibt es seit Jahren existierende
Plattformen der regionalen Sozialeinrichtungen. Auch hier ist der
Drogenkoordinator eingebunden.
Zur Frage 28 geht es nicht, sehr geehrte Damen
und Herren, um meine persönliche Meinung. Das wäre ein Armutszeugnis, wenn sich
eine so wichtige fachliche Frage ausschließlich auf persönlichen Meinungen
basieren ließen. Auch hier empfehle ich bei wirklichem Interesse, sollte es
vorhanden sein, die Lektüre einschlägiger Berichte. Es geht um die Haltung
aller Präventionsexperten und -expertinnen.
Sinnvolle Suchtprävention widmet sich nicht allein
der Vorbeugung von Drogenabhängigkeit, sondern generell der
Persönlichkeitsstärkung zur größtmöglichen Resistenz gegen jede Art von
Abhängigkeit. Durch Suchtprävention wird die Stärkung der Lebenskompetenz, die
Schaffung eines Gesundheitsbewusstseins schon in ganz kleinem Kindes- und
Jugendalter erreicht. Die Methode der Strafandrohung und Abschreckung im
Bereich der Suchtprävention ist, wie inzwischen leider ganz klar auf dem Tisch
liegt, erfolglos, zum Teil sogar kontraproduktiv.
Zur Frage 29 kann ich Sie informieren, dass wir
hier keine eigenen Veranstaltungen planen. Nachdem die UNO-Drogenbehörde in
Wien angesiedelt ist, gestaltet sie diesen Tag selbst.
Zur Frage 30: Auch dieses Thema haben wir im
Wiener Gemeinderat schon mehrfach behandelt. Aus mehreren Gründen, die ich aus
Zeitökonomie jetzt nicht ausführlich begründen möchte, halte ich von so einem
Mahnmal überhaupt nichts. Im Gegenteil, ich glaube, dass das zu einer Heroisierung
beitragen würde. Gerade Jugendliche, die in einem schwierigen Alter sind, die
suchtgefährdet sind, würden sich von so einem Mahnmal eher als heroisierendes
Mahnmal anziehen lassen. Wer mir das nicht glaubt, den lade ich ein, einmal
nach Paris auf den Friedhof Pere Lachaise zu fahren und sich dort das Grab von
Jim Morrison anzuschauen, zu schauen, was sich dort zum Thema der Heroisierung
abspielt und was in Wirklichkeit mit so einem Denkmal erreicht wird, nämlich
genau das Gegenteil.
Abschließend, sehr geehrte Damen und Herren, möchte
ich Sie, auch wenn mich leider mein Bemühen oder meine Verpflichtung, die Dinge
so darzustellen, wie sie sind, gezwungen hat, einige sehr scharfe
Richtigstellungen zu formulieren, trotzdem alle einladen, sich aktiv in die
bestehenden Gremien, die es gerade im Drogenbereich ausführlich gibt,
einzubringen und bitte Sie wirklich sehr herzlich, darauf zu verzichten, ein
gesellschaftspolitisch so sensibles Thema, wie es die Arbeit mit und für Sucht-
und Drogenkranke nun einmal ist, in ein parteipolitisches Hickhack
hineinzuziehen. Mit sinnlosen Übertreibungen, neu aufgestellten Bemerkungen,
die nicht der Realität entsprechen, und vor allem undifferenziertem Schüren
diffuser Ängste ist keinem Kranken, keinem Verwandten und keinem Angehörigen
geholfen und diese Hilfe, sehr geehrte Damen und Herren, sollte für uns alle im
Vordergrund stehen! - Danke schön.
(Beifall bei der SPÖ. - GR Heinz-Christian Strache: Wie gehabt, nichts anderes
als im letzten Jahr! Wir haben uns nichts anderes erwartet!)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke,
Frau Stadträtin, für die ausführliche Beantwortung.
Zur Debatte für die Beantwortung der Dringlichen
Anfrage hat sich Herr GR Mag Ebinger gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Mag Gerald Ebinger (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Meine Damen und Herren!
Wenn Sie sagen, man macht ein parteipolitisches
Hickhack, möchte ich eingangs schon feststellen, wenn Sie heute durch Wien
gehen, mit der U-Bahn oder mit der Straßenbahn fahren, gibt es kaum mehr einen
Menschen, der nicht beobachten kann, wie gedealt wird. Es ist kaum mehr jemand
davor gefeit, das ständig zu sehen, wenn man durch den Karlsplatz geht. Ich
weiß, der größte Bahnhof Österreichs, ich weiß, “Help U“ ist dort tätig,
das weiß ich alles, aber gehen Sie einmal zu Mittag dort, dann sind nur mehr
Süchtige in der Passage und es wird eigentlich von Mal zu Mal schlimmer. Wir
Freiheitlichen sind in diesem Fall in erster Linie nicht für die Beratung, sondern
für die Verhinderung der Drogensucht und für die Verhinderung des Dealens. (Beifall bei der FPÖ.)
Für die Prävention, für die
Erhöhung der Strafen, für das Zerschlagen der offenen Szene, für Drogentests im
Straßenverkehr und an Schulen stehen wir auch. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich
werde mir jetzt, nachdem die Stunden fortgeschritten sind, erlauben, nicht in
allen Details auf jede der 30 Fragen einzusteigen, sondern nur ein paar
Wörter dazu zu sagen.
Zur
Frage 3 komme ich vielleicht ein bisschen später.
Zur Frage 7 fragen wir: „Wie
beurteilen Sie die Aussagen des Drogenkoordinators Michael Dressel,
Haschischkonsum und -besitz aus dem Strafrecht herauszunehmen oder seine
Vorstellung, das Aufeinandertreffen von Dealern, Süchtigen und Passanten verträglicher
zu gestalten?" - Dazu haben Sie gesagt, das haben wir missverstanden, weil
es hier nur um die Entkriminalisierung geht. - Jetzt muss ich Sie allerdings
fragen: Was ist ein Herausnehmen aus dem Strafrecht anderes als eine
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