Gemeinderat,
9. Sitzung vom 24.05.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 94 von 108
Auch die Intention der Frage 16 beinhaltet leider Unterstellungen, die nicht richtig sind. Bitte lesen Sie das Suchtmittelgesetz 1997 und die zugehörige Suchtgiftgrenzmengenverordnung. Es ist nicht richtig, dass derzeit dem Drogenhandel Vorschub geleistet wird. Drogenhändler können nämlich auch derzeit bei kleinsten Mengen mit Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren bestraft werden, bei größeren Mengen haben Drogenhändler Freiheitsstrafen von einem Jahr bis zu 15 Jahren zu erwarten. Ich halte jedenfalls nichts davon, durch eine Verschärfung der Regelung Drogenabhängige, und diese Unterscheidung ist die wichtige, stärker zu kriminalisieren, denn damit ist keinerlei Problemlösung verbunden. Im Gegenteil, wir wissen, was bei sozialer Ausgrenzung passiert. Wir wissen, was bei Freiheitsstrafen, vor allem für jüngere Menschen, passiert. Und die Verlaufsform der Suchterkrankung selbst wird auch problematischer.
Zu den Fragen 17 bis 20: Auch hier hätte eine
einfache Nachfrage beim Drogenkoordinator Klarheit schaffen können. Seit
Dezember 2005 werden die angeforderten Obduktionsgutachten vom
Bundesministerium an die MA 15 vollständig übermittelt. Es hat eine Zeit
lang gedauert und eine persönliche Intervention von mir bei der Frau
Bundesministerin, die aber in dem Fall, glaube ich, gar nichts dafür kann,
sondern die Obduktionen erfolgen in einem anderen Ministerium, das die
Unterlagen nicht zur Verfügung gestellt hat. Jedenfalls haben wir sie jetzt.
Das war uns wichtig. Es gab in diesem Zusammenhang keine Kommunikationsprobleme
innerhalb der Stadt Wien, sondern wir haben eine Zeit lang gebraucht, bis wir
diese Unterlagen erkämpft haben. Jetzt ist es aber klar.
Um das in diesem Zusammenhang, wenn wir hier über
Drogentote reden, noch einmal klarzustellen: Im Gegensatz zu der Behauptung aus
dieser Unterlage ist die Zahl der Drogentoten in Wien nicht gestiegen, sondern
gesunken. Ich habe Ihnen das vorher schon erläutert. Ebenfalls ist in keinster
Weise wissenschaftlich nachgewiesen, dass besonders viele dieser Drogentoten
auf das Drogenersatzmittel Substitol zurückzuführen sind. Das ist auch ein
Grund, warum sich in der aktuellen Diskussion über die Substitutionsverordnung
eine überwiegende Mehrheit aller Experten und Expertinnen über alle
Parteigrenzen hinweg dafür ausgesprochen hat, dass die
Substitutionsbehandlungen auch weiter mit retardierten Morphinen möglich sein
sollen. Wenn das nicht der Fall wäre, würde unser sehr komplexes und sehr gut
funktionierendes Substitutionsprogramm zusammenbrechen.
Nur damit Sie wissen, von welchen Dimensionen wir
hier sprechen, wir haben im November 2005 die letzte aktuelle Zahl,
5 784 Menschen in Substitutionsbehandlung, davon zirka zwei Drittel
mit retardierten Morphinen. Wenn diese Behandlung zusammenbrechen würde, dann
hätten wir wirklich katastrophale Zustände. Aber ich vertraue auf die Vernunft.
Meines Wissens nach gibt es auch schon gute Verhandlungen, die unter anderem auch
dem Gesundheitssprecher der ÖVP, Herrn Dr Rasinger, zu verdanken sind, der
sich hier sehr engagiert hat, weil er als Arzt selbst weiß, wovon er spricht
und selbst Substitutionspatienten hat, dass wir zu einer guten Lösung kommen.
Zu den Fragen 21 bis 23: Das erwähnte ich schon.
Es hat ein Angebot gegeben, zur Umstrukturierung der Drogenkoordination ein
ausführliches Informationsgespräch zu führen. Es haben, wie gesagt, nur die
GRÜNEN diese Einladung angenommen. Den Grund, warum wir das getan haben, habe ich
schon erklärt, abgesehen davon, dass es mir persönlich ein großes Anliegen ist,
dass wir uns in Zukunft auch anderen Abhängigkeiten als nur denen von Drogen
widmen. Ich denke auch, das Thema Alkoholkonsum ist gerade bei jungen Menschen
eines, dem wir uns verstärkt widmen sollen. Auch hier ist die Anbindung an den
Psychosozialen Dienst ganz wichtig und funktioniert sehr gut.
Im Übrigen ändert sich sonst an der Finanzierung, an
den Maßnahmen, die von der Drogenkoordination unterstützt werden, gar nichts. Die
Stadt Wien nimmt hier beträchtliche Summen in die Hand. Ich darf Ihnen sagen,
dass wir nur als direkte Unterstützung der Drogeneinrichtungen
13 Millionen EUR in der Stadt Wien ausgeben. Im Vergleich dazu gibt
der Bund österreichweit insgesamt 2 Millionen EUR aus. Ich denke,
dass hier schon auch in den Zahlen sehr deutlich wird, wie wichtig uns dieses
Thema ist, wie sehr wir uns bemühen und was wir alles tun. (Beifall von GRin Mag Sonja Ramskogler.)
Zur Frage 24: Der Elternkreis Wien ist ein
Selbsthilfeverein, lädt regelmäßig Drogenfachleute zu Vorträgen und
Diskussionen ein. Die Wiener Drogenkoordination, Herr Dr David, der sein
ausgezeichnetes Fachwissen immer wieder einbringt und der, denke ich, mit
seiner Seriosität und seiner hohen Qualität eine Art Schirmmantel über die
Arbeit, die wir hier machen, ist, der uns auch die Sicherheit gibt, dass wir
hier wissenschaftlich-medizinisch am richtigen Weg sind, und Kollege Michi
Dressel haben mehrfach an solchen Veranstaltungen teilgenommen.
Ich denke, das ist eine Gelegenheit, dass ich mein
großes Dankeschön, das der Drogenkoordination insgesamt gilt, auch dir, lieber
Dr David, von dieser Stelle aus sage, denn sehr viel, was wir bei uns
weitergebracht haben, ist deinem enormen Fachwissen und deinem großen Herzen zu
verdanken! Danke schön! (Beifall bei der SPÖ.)
Zur Frage 25: Im Wiener Drogenbeirat sind neben
Vertretern und Vertreterinnen der politischen Parteien des Wiener Gemeinderats
und von Behörden in erster Linie Experten und Expertinnen mit Fragen der
Umsetzung des Wiener Drogenkonzepts und spezieller Fachfragen befasst. Die
Einbeziehung eines bestimmen Vereins ist auch wegen der Ungleichbehandlung mit
anderen Vereinen nicht vorgesehen.
Zur Frage 26: Die Förderung
von Beratungs- und Behandlungseinrichtungen im Drogenbereich sowie von
Maßnahmen zur Suchtprävention ist an die Tätigkeit qualifizierter Fachleute mit
klaren therapeutischen und pädagogischen Aufgaben gebunden. Das halte ich für
unglaublich wichtig. Das ist Schwerstarbeit und höchst
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