Gemeinderat,
9. Sitzung vom 24.05.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 85 von 108
Unterrichtssprache zum Schulbeginn
nicht folgen können.
Es gab heute eine Ehrlichkeit des Herrn
Bürgermeisters, was die Dienstposten betrifft; er hat nämlich erstmals
einbekannt, dass Wien 934 Dienstposten dazubekommen hat. Was er
geflissentlich nicht gesagt hat - aber das ist natürlich mindestens genauso
interessant wie das, was er gesagt hat -, ist, dass es im selben Zeitraum auch
5 000 Schülerinnen und Schüler weniger in Wien gibt.
Wenn ich daher ein Verhältnis von 1 : 14,5
in der Volksschule und 1 : 10 in der Hauptschule ansetze und sage,
dass es im Zeitraum vom Jahr 2000 bis heute um 5 000 Schülerinnen und
Schüler weniger gibt, dann sind es hochgerechnet 410 Dienstposten,
verteilt auf Volksschule und Hauptschule, die derzeit weniger notwendig
sind, um den Lehrplan zu erfüllen. Das muss man eben auch dazusagen! Das heißt,
Sie haben bei weniger Schülern dazubekommen, haben also heute um ein Vielfaches
mehr als im Jahr 2000, und kommen immer noch nicht aus. Deswegen stehen wir auf
der Bremse und sagen: So kann es nicht weitergehen. Die Schulen müssen jene
Ressourcen bekommen, die vom Bund bezahlt werden. (Beifall bei der ÖVP.)
Dazu werden wir auch bei der Frau Bundesministerin
einen Vorschlag einbringen, der sich auf das bezieht, was im Bundesschulbereich
schon längst üblich ist: Den Dienstpostenplan seitens des Ministeriums bis zum
Bundesschulstandort hinunter kontrollieren zu können, damit das Ministerium in
dieses EDV-System investiert, um endlich kontrollieren zu können, wo die
Ressourcen zwischen Stadtschulrat und Schule versickern. Dass sie versickern,
das haben uns zahlreiche Schulbesuche, Gespräche mit Direktorinnen und
Direktoren und mit Lehrerinnen und Lehrern bewiesen. Wir werden diesem
Versickern ein Fundament einziehen, wir werden die Sümpfe trockenlegen, wir
werden diesen Skandal beheben und werden den Lehrerinnen und Lehrern und
Schülerinnen und Schülern jene Lern- und Lehrbedingungen verschaffen, die
notwendig sind, um in Wien allen Kindern ihre Sprachkompetenz und Lernchancen
zu ermöglichen. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Zusammengefasst kann ich nur
sagen: Gusenbauer kann in Wien anfangen; der Frau Bundesministerin ein
herzliches Dankeschön! Ich hoffe, der Pflichtschulbereich wandert in die
Bundeskompetenz, dann hätten die Wiener Kinder endlich faire Chancen. Bis dahin
kämpfen wir für sie um ihre fairen Chancen. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Wutzlhofer. Ich erteile es ihm.
GR Jürgen Wutzlhofer (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Lassen Sie mich zwei Beobachtungen mit Ihnen teilen,
die ich in der heutigen Debatte gemacht habe. Die erste Beobachtung betrifft den
offensichtlichen pädagogischen Zugang von Frau Kollegin Cortolezis-Schlager,
den man, glaube ich, zusammenfassen könnte mit den Grundsätzen: "Wenn ich
rede, hast du Pause", "Gibt es Unruhe, werde ich ein bisschen
lauter", "Gibt es Widerspruch, werde ich noch ein bisschen
lauter" und "Bei Nichtzustimmung und Widerspruch werde ich überhaupt
ganz besonders laut und sage nachher, die anderen können keinen Diskurs
führen". (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ. - StR Dr Johannes Hahn:
Wer hat, der hat!)
Diese Situation - das sei Ihnen nur mitgeteilt - gibt
es heute zum Glück sogar in anderen Bundesländern, aber schon gar nicht in
Wiens Schulen nicht mehr, weil es jetzt kooperativer zugeht. Da geht es nicht
mehr nur von einer Richtung in die andere: Man setzt einfach ein bisschen höher
an, man kann die anderen einfach überschreien. Aber wenn man diesen Zugang hat,
dann wird vieles klar. Dann braucht man nämlich für viele Dinge keine
zusätzlichen Lehrer, und dann erschließt sich mir auch der Zugang der ÖVP bei dieser
tollen Rechnung.
Da
sie immer wieder hier herumgeistert, nun meine Nachrechnung der tollen
Rechnung: Es geht um zirka 10 000 Pflichtschullehrerinnen und -lehrer
in Wien, diese Zahl ist im Finanzausgleichsgesetz festgelegt. Darüber hinaus
wird jährlich ein Stellenplan des Landes beantragt, weil ja die Schülerzahlen
jedes Jahr neu sind, und hier gibt es diese Verhältniszahlen - für Lehrer und
Schüler, für die Volksschule, für die Hauptschule und für die Sonderschule -
vermerkt.
Was dort nicht drinnen ist - und jetzt geht es
um die wesentliche Sache -, sind Lehrerinnen und Lehrer für den
muttersprachlichen Zusatzunterricht in 18 Sprachen in Wien, sind
Begleitlehrer für Schülerinnen und Schüler mit nichtdeutscher Muttersprache,
sind die Lernzeiten in der Nachmittagsbetreuung und Ganztagsschule, sind
Supplierungen, Beschäftigungsverbote, Langzeit-Krankenstände,
Integrationsklassen - immerhin 660 in Wien -, Native Teachers, Stützlehrer,
Psychagogen und Beratungslehrer, Sprachheillehrer. Das ist schon eine ganze
Latte derjenigen, die da - offensichtlich bewusst, denn Sie haben jetzt mehrere
"Sümpfe" durchleuchtet und wollen sie trockenlegen - vergessen
werden.
Was steckt da für ein Ziel dahinter? Das frage ich
mich schon. Alle Lehrer, die ich jetzt aufgezählt habe, machen bestimmte Dinge:
Sie tragen das soziale Wiener Bildungssystem, sie sichern den sozialen Frieden
in unserer Stadt, sie bringen MigrantInnenkindern unsere Sprache bei, sie
unterrichten Kinder in Krankenhäusern und und und; vor allem aber: Sie unterrichten!
Wenn Sie sagen, dass wir unsere
Lehrer falsch einsetzen, dann hat das etwas Richtiges und etwas Falsches.
Falsch ist es, wenn Sie unterstellen, dass sie irgendwo in der Verwaltung sind.
Von den 10 000 Lehrerinnen und Lehrern, um die es da geht, sind in
Wirklichkeit 30 in der Verwaltung im Stadtschulrat für Wien eingesetzt; sie
sind in der Personalvertretung, sie sind EDV-Koordinatoren für Schulversuche et
cetera; 30 von 10 000! Diejenigen, die für Sie offensichtlich falsch
eingesetzt sind, sind eben genau all jene, die nicht nur zuständig sind für
Wissensvermittlung an Kinder, die bis Mittag in der Schule sind, für die zu
Hause die Mama
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