Gemeinderat,
9. Sitzung vom 24.05.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 79 von 108
Das haben die Wiener Schüler echt nicht verdient.
Zur Sonderschule habe ich das schon ausgeführt.
Weil Sie angeführt haben, das letzte Kindergartenjahr
soll gratis sein, kann ich Ihnen sagen, bei uns ist der Kindergarten sozusagen
durchgängig gratis, wenn man das sozial entsprechend braucht. 95 Prozent nehmen
das sowieso schon mit.
Zur Schuleinschreibung ein Jahr vorher: Das ist ein
bisschen schwierig, denn manche Kinder machen noch einen kleineren
Entwicklungssprung im letzten Jahr. Je weiter sie also weg von dem sind, wo sie
wirklich in die Schule kommen, umso schlechter und umso allgemeiner ist die
Diagnostik, die Vorhersage. Denn dabei geht es ja nicht nur darum, ob man gut
Deutsch kann, sondern ob man überhaupt schulreif ist oder nicht. Das
interessiert auch alle österreichischen Eltern, alle österreichischen Kinder.
Je länger man da voraus ist, umso weniger genau kann man es vorhersagen, umso
größere Fehler hat man und macht man.
Zur Sache mit dem Drittel der Kinder: Man kann sie
nicht verschicken und versenden.
Zu den 22 Schülern, die Sie da immer fordern: Das
geht sich nur dann aus, eigentlich geht sich das gar nicht aus, aber diese
Division geht sich fast aus, wenn man tatsächlich das Paket aller Stütz- und
Förderlehrer den Bach hinuntergehen lässt. Dann komme ich dort hin, dann wird
sich das Unterrichten von den 22 ausgehen (StRin
Mag Katharina Cortolezis-Schlager: Rechnen sollte man können!), wo es dann
gar keine Integrationsklassen mehr gibt. Dementsprechend lehne ich dieses
Modell ab. (StRin Mag Katharina
Cortolezis-Schlager: Sie sollten wirklich rechnen lernen! - GR Dr Matthias
Tschirf: Da werden Sie nicht Professor, wenn Sie nicht rechnen können!)
Zur freien Schulwahl habe ich schon etwas gesagt. Das
sollte kein Zwang sein. Merkwürdig, dass die ÖVP dieses Zwangsmodell im Moment
hier noch so begeistert vorstellt. Ich glaube, wenn Ihre eigenen Wählerinnen
und Wähler in Döbling und in Hietzing verstanden haben, was da kommen würde,
dann würde Ihre Forderung wieder schwächer werden. Aber ich lehne es nicht aus
diesem Grund ab, weil ich den Döblingern eine Freude machen will, sondern weil
es pädagogisch ein Unsinn ist.
Wien kämpft um Chancengerechtigkeit. Wir bemühen uns,
bei allen Schwierigkeiten, die wir haben, Integration zumindest zu leben. Ich
glaube, zu den GRÜNEN gesagt, dass wir auch keine schwarz-grünen Fleißaufgaben
brauchen. Wir haben die Konzepte. Wir brauchen natürlich auch eine
Bundesregierung, die die Ressourcen entsprechend bereitstellt, die nicht Öl ins
Feuer gießt und der dieses inhaltliche Anliegen wirklich wichtig genug ist, gemeinsam
mit uns um Konzepte und um die notwendigen Ressourcen zu kämpfen. - Vielen
Dank. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort ist Herr GR Mag Stefan.
GR Mag Harald Stefan
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Es ist heute ein sehr schöner Abgesang auf
Multikulti, muss ich sagen. Das hat schon in der Früh begonnen und es zieht
sich jetzt fort, dass endlich erkannt wird, dass das System der
multikulturellen Gesellschaft nicht funktioniert. Alle Parteien müssen das
offenbar anerkennen. (Beifall bei der FPÖ.)
Die ÖVP, möglicherweise aus wahltaktischen
Überlegungen, hält jetzt Reden, die durchaus von uns abgeschrieben sein
dürften. Denn sogar die Forderungen sind fast eins zu eins übernommen. Sehr
interessant ist: Auch die GRÜNEN machen sich darüber Sorgen, dass offenbar die
Integration nicht funktioniert und dass Deutsch eine wichtige Voraussetzung
dafür ist, dass man hier überhaupt lebt. Und die SPÖ redet schön, hat aber
grundsätzlich das Wort multikulturell auch nicht als positiven Ausdruck in den
Mund genommen. Das ist eben vorbei. Wir müssen das einsehen. Wir haben es lang
genug gesagt und jetzt haben Sie es akzeptiert! (Beifall bei der FPÖ.)
Tatsächlich ist der Zustand, der in unserer
Gesellschaft besteht, mittlerweile längst katastrophal. Wir wissen genau, dass
eine Chancengleichheit, wie sie angesprochen wurde, in erster Linie über die
Sprache funktioniert, aber in zweiter Linie natürlich über die Integrationsfähigkeit
und Integrationswilligkeit. Grundvoraussetzung dafür ist die kulturelle Distanz
der Zuwanderer. Das ist ein Thema, das ganz wesentlich ist.
Wenn davon gesprochen wird, dass in den Mittelschulen
so und so viele einen Migrationshintergrund haben, dann wissen wir doch genau,
dass es sich hier um Angehörige von Nachbarstaaten handelt, um Angehörige aus
mittlerweile EU-Ländern, die sich natürlich auf Grund der viel geringeren
kulturellen Distanz viel leichter in unsere Gesellschaft einordnen können, die
die Sprache leichter erlernen und sich daher auch viel besser anpassen.
Natürlich ist es eine Frage der Anpassung, Herr
Kollege. Sie wissen ganz genau, dass eine Gesellschaft ein Kollektiv ist, das
sehr wohl einen gemeinsamen Ausdruck hat, an den man sich anpassen kann. Nicht
Sie müssen sich an mich anpassen oder ich an Sie, aber an die Gesellschaft als
solche. Die wird wohl existieren. Also wie gerade ein Sozialist oder
Sozialdemokrat meinen kann, es gibt keine Gemeinschaft als solche, frage ich
mich schon. (GR Heinz-Christian Strache:
Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau zum Beispiel!) Also reine
Individualwesen sind wir nicht.
Dass diese Multikulti-Gesellschaft
und die Integration nicht funktioniert, sieht man an vielen Detailbereichen.
Ein für mich ganz klassischer Fall ist das Fußballspiel Österreich gegen
Türkei, wo die Anhänger der Türkei dann natürlich mit türkischen Fahnen
herumlaufen und jubeln. Aber komischerweise leben die alle in Wirklichkeit in
Wien und ich wette, dass ein Großteil davon auch österreichische Staatsbürger
sind. Aber im Zweifelsfall, wenn es zwischen Österreich und der Türkei geht,
halten sie natürlich zur Türkei. Das heißt, diese Personen sind nicht
integriert. Sie haben ihre Loyalität nicht zu unserer Gesellschaft. (GRin
Mag Waltraud Antonov: Das ist
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