Gemeinderat, 9. Sitzung vom 24.05.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 78 von 108
1., ab dem 2. Lebensjahr, ab dem Moment, wo Sie das Kind in den Kindergarten bringen, kostenlos in Wien. Das ist der Vorteil bei uns, nicht nur das letzte Jahr. Im letzten Jahr sind es 95 Prozent. Diese Sprachförderungskurse, für die ich sehr bin und die im Kindergarten dann zusätzlich angeboten werden, haben als Zielgruppe nur diese letzten 5 Prozent, die nicht im Kindergarten sind. Bei den anderen Kindern, das gibt es natürlich trotzdem auch, soll nicht sein, aber gibt es, die im Kindergarten sind, wird eine Förderung direkt im Kindergarten durchgeführt, und zwar Tag für Tag und nicht in der Kurzform, und auch wesentlich effizienter. Wir werden ja sehen, nachdem die Kinder jetzt in die Schule kommen, inwieweit diese Sprachförderkurse, die angeboten worden sind, effizient waren oder nicht, weil sowieso noch einmal eine Erhebung gegeben sein muss.
Zu den Zahlen mit der
Sonderschule: Ich möchte nur noch einmal klar sagen, weil da ganz eindeutig
herauskommt, dass auf keinen Fall der Migrationshintergrund eine entscheidende Ursache
dafür sein kann, ob ich in der Sonderschule lande oder nicht, was ich zutiefst
ablehnen würde. Denn wenn ich bei der Volksschule 46,5 Prozent mit einem
Migrationshintergrund habe, in der Hauptschule 55 Prozent, im
Polytechnikum 52,7 Prozent und in der Sonderschule nur 43,8 Prozent,
ist es atypisch eher wenig im Vergleich zu allen anderen Pflichtschulen mit
diesem Migrationshintergrund in den Sonderschulen. Die Behauptung, dass da in
besonderer Weise eine Abschiebung stattfindet, damit sie nicht im schulischen
Bereich teilnehmen können, ist durch diese Zahlen ganz klar widerlegt und
einfach als unwahr dargestellt. Daher finde ich, wir sollten etwas tun, dass
die Sonderschulen nicht ausufern, und das ist ja in Wien passiert, sondern eher
weniger Kinder dort hinkommen. Aber mit Migrationshintergrund hat das nun
einmal nichts zu tun.
Zum Finanzausgleich sage ich jetzt nichts. Ich habe
es zwar vorgehabt, aber das ist so oft diskutiert worden und der Herr
Bürgermeister hat es eh auch beantwortet, also das erspare ich mir diesmal.
Aber ich kann es bei geeigneter Form noch einmal nachholen.
Zu den ganztägigen Schulformen: Eines ist klar, wer
will, der kann. Alle, die wollen, können auch. Dazu muss ich sagen, man kann
natürlich schon überlegen, ob man nicht durch eine Werbekampagne insbesondere
Kinder, die schwächer sind, oder als Zielgruppe noch einmal eine entsprechende
sprachliche Förderung anspricht, dass sie dieses Angebot auch nehmen können.
Das ist vielleicht eine ganz günstige Anregung, wo auf alle Fälle sicher ist,
wer will, der kann. Und wir können in Wien alle Kinder, die ganztägig betreut
werden wollen, auch entsprechend betreuen.
Bei den Hauptschulkursen wurde von der Frau Kollegin
Jerusalem schon zugegeben, dass sie massiv ausgeweitet wurden. Ob da allerdings
mehr durchfallen oder nicht, ich weiß davon nichts. Ganz im Gegenteil, ich
glaube, die Absolventinnen und Absolventen haben den gleichen schulischen
Erfolg wie bei den bisherigen Kursen.
Kollegin Matiasek, ich meine, das mit der Anpassung
ist immer so eine Sache, denn ich glaube, ich würde mich zum Beispiel nicht
gern an Sie anpassen wie in ihrer Diktion, dass man Anpassungsdruck erzeugen
könnte. Was nicht funktionieren kann, ist, glaube ich, eigentlich ein
rassistisches und autoritäres Konzept, das da durchschimmert. (GR Mag Wolfgang Jung: Was? Was? Was?)
So kommt es bei mir an. (GR Mag Wolfgang
Jung: Ich muss wieder für einen Ordnungsruf aufpassen!) - Ich würde es in
der Debatte entsprechend riskieren. (GR
Heinz-Christian Strache: Wenn Sie rassistisch und öffentlichkeitsfeindlich
sind, dann sind wir wenigstens quitt!)
Auf alle Fälle ist es unwahr, dass die Volksschule
die Integrationsaufgaben, die sie gestellt bekommt, nicht erfüllt. Ganz im
Gegenteil, die Schule ist die größte Integrationsanstalt, die wir in Wien
haben. Denn man muss wissen, dass am Anfang fast 30 Prozent
ao Schüler sind und der Anteil zum Schluss unter 10 Prozent gesunken
ist. Das sind vor allem immer die Neu- und Quereinsteiger, denn wenn nach zwei
Jahren immer noch der ao Status wäre, wären sie in einer Sonderschule, wo
sie ja gerade nicht sind. Warum sind sie nicht dort? Weil die Anpassung
gelungen ist. Das zeigt ja, dass die schulische Integration eigentlich sehr gut
funktioniert. Ohne alles schön zu reden muss man sagen, dieses Faktum sollte
man einfach nicht kaputt reden oder schlecht machen, nicht einmal von der Seite
der FPÖ.
Dass man, um eine fremde Sprache zu erlernen, und
wenn jemand neu zuwandert, ist nun einmal auch Deutsch eine Fremdsprache,
zuerst die Muttersprache beherrschen muss, ist pädagogisch unstrittig. Ich
kenne keinen einzigen Pädagogen, der das anders behauptet. So ist es. Daher
braucht man eine Muttersprache. Man muss zuerst einmal die Muttersprache
erlernen, eine Alphabethisierung und entsprechende Kenntnis. Daher waren
muttersprachliche Begleitlehrer in unserem Konzept immer vorgesehen. Denn was
man sonst mit so einer Zwangseindeutschung hat, die ohne Muttersprache
funktionieren will, aber dann eben nicht funktioniert, ist, dass man keine der beiden
Sprachen kann. Das ist echtes Babylon, möchte ich Ihnen nur sagen. Denn dann
kann man nicht nur nicht die Verkehrssprache und nicht die Muttersprache,
sondern kann man gar nichts, aber die SPÖ hat ein Konzept durchgesetzt. Na,
gute Nacht! Ihre Forderung ist eigentlich der Kampf gegen Phantome und die
eigenen Vorurteile! Das Gemeinsame bleibt hier vollkommen auf der Strecke!
Zur Kollegin Ekici möchte ich noch
kurz sagen, dass manches von den GRÜNEN mir auch sehr bekannt in dem Sinn
vorkommt, dass das die ÖVP fordert, da haben Sie Recht. Ich nehme aber
verwundert zur Kenntnis, dass Schwarz-Grün nichts Gutes bedeutet. Das sieht man
am Beispiel Oberösterreich. Aus Zeitgründen will ich es auch nicht noch einmal
wiederholen, nur die Zahlen sind ja unstrittig, von Oberösterreich selbst und
unsere Zahlen im Vergleich dazu auch. Daher muss man sagen, nun, Wien möge
verhüten, dass so eine Leistung wie von Schwarz-Grün in Oberösterreich
herauskommt.
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