Gemeinderat,
9. Sitzung vom 24.05.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 63 von 108
Ich
möchte diesem Dilemma anhand dieses Poststücks noch ein bisschen nachgehen.
Der
Inhalt des Antrages und das Projekt, das gemacht werden soll, sind an sich
begrüßenswert, und dass bestehende Einrichtungen bei ihrer Arbeit auch den
eingewanderten Teil der Wiener Bevölkerung auch im Sinne eines Mainstreamings
und einer ernst gemeinten Diversitätspolitik berücksichtigen, ist an sich zu
begrüßen.
Womit
oder wobei wir Bauchweh haben, ist, dass es sich hiebei wieder einmal und
offenbar nicht wirklich ganz zufällig um einen SP-nahen Verein handelt, der
sozusagen unter dem Titel der Integrations- und Diversitätspolitik Förderungen
erhalten soll, und dass es sich nicht nur bei der Integrations- und
Diversitätspolitik so verhält, sondern auch in diversen anderen Bereichen. Das
ist heute zum Beispiel auch bei der Kulturpolitik zur Sprache gebracht worden.
Das erstaunt zwar angesichts der diesbezüglichen langjährigen Praxis der Wiener
SPÖ nicht, trotzdem finden wir diese Vorgehensweise nicht in Ordnung.
Deshalb
werden Teile von uns dem Poststück – wie gesagt – aus inhaltlichen
Gründen, weil wir finden, dass solche Projekte sinnvoll und nützlich sind,
zustimmen. Andere von uns werden diesem Poststück nicht zustimmen, weil wir
nicht einer Querparteisubventionierung unter dem Deckmantel der Integrations-
und Diversitätspolitik zustimmen wollen.
Das
betrifft, wie gesagt, nicht nur den Integrations- und Diversitätsbereich,
sondern alle Förderungen, die man unserer Meinung nach prinzipiell unabhängigen
Vereinen, Strukturen und Organisationen und nicht parteinahen Vereinen zukommen
lassen sollte. Denn das Ziel kann nicht sein, dass jede Partei und jede
politische Bewegung Vereine gründet, um an Steuergeld heranzukommen. Das ist
eine Vorgehensweise, die wir uns insgesamt nicht wünschen und die wir nicht
gutheißen, die wir uns für uns nicht wünschen, die wir uns aber auch für die
absolut regierende SPÖ nicht wünschen.
Aus
diesem Grund bringe ich heute im Namen meiner Fraktion einen Beschluss- und
Resolutionsantrag mit dem Titel "Unterstützung des Ausbaus und der Arbeit
von unabhängigen Nichtregierungsorganisationen im Bereich Integrations-,
Menschenrechts- und Diversitätsbereich" ein. – Mit diesem Antrag fordern
wir, dass der Wiener Gemeinderat sich dazu bekennt, dass Arbeit im Bereich der
Integration, Diversität und Menschenrechte prinzipiell von parteiunabhängigen
NGOs und Strukturen verrichtet werden soll und dass der Gemeinderat für den
Aufbau von parteiunabhängigen NGO-Strukturen eintritt und sich zu deren
Förderung bekennt.
Danke
für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Die Debatte ist geschlossen.
Herr
Berichterstatter.
Berichterstatter
GR Godwin Schuster: Ein Teil der GRÜNEN meint offenbar, wenn
eine der SPÖ nahe stehende Organisation eine gute Idee hat, soll man sie nicht
verwirklichen. Das ist schon ein etwas komischer Gedanke! (GRin Mag Alev Korun: Das ist ein
Missverständnis!) Sie haben
ja selbst gesagt, die Sache ist gut! Aber es führt halt ein SPÖ-naher Verein
durch.
Etwas möchte ich betonen:
Auch in diesem Zusammenhang ist es sicherlich nicht der Fall, dass eine Partei,
nämlich die SPÖ, eigens für einen Zweck einen Verein gründet. Sie wissen
selbst: Den ASKÖ gibt es schon sehr lange. Und die Sache, um die es hier geht,
brauche ich nicht referieren. Die ist ganz einfach toll!
Wir werden diesem
Beschlussantrag, den Sie stellen, nicht zustimmen. Wir beurteilen nämlich den
Inhalt, der dargeboten wird, ohne Rücksicht darauf, ob es sich um eine
Parteiorganisation handelt oder nicht. Und wir glauben auch nicht, dass es
unsere Aufgabe ist – das ist ein bisschen anachronistisch und erinnert an
Zeiten, die eigentlich schon weit zurück liegen –, dass der Gemeinderat
dafür eintritt, dass es einen Aufbau von parteiunabhängigen NGO-Strukturen gibt. Diese Strukturen gibt
es ohnehin. Dazu brauchen sie nicht den Gemeinderat! Die Organisationen
vernetzen sich ohnehin, und dazu brauchen sie nicht unsere wohlwollende
Äußerung. Das funktioniert sowieso, und wir würden in Wien ohne NGOs und ohne
dieses Netz, das ja auch in einem Vernetzungsbüro seinen Niederschlag findet,
nicht dieses tolle Klima haben, auf das wir sehr stolz sind. – Das heißt:
Diese Ratschläge brauchen wir nicht, wir tun es ohnehin. Das ist, wie ich
vorhin schon gesagt habe, gelebte Politik in dieser Stadt.
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Danke schön.
Wir
kommen zur Abstimmung.
Wer für die Postnummer 11 in der vorliegenden Fassung
ist, gebe ein Zeichen. – Das ist mehrstimmig mit dem Stimmverhalten, dass
ein Teil der GRÜNEN nicht mitstimmt.
Jetzt liegt der Beschluss- und Resolutionsantrag der
GRÜNEN zur Abstimmung vor.
Wer dafür ist, gebe ein Zeichen mit der Hand. –
Dieser Antrag wird von den GRÜNEN und von der ÖVP unterstützt, somit nicht
ausreichend und ist daher abgelehnt.
Wir kommen nun zur Postnummer 48. Sie betrifft die
5. Gemeinderatssubvention für 2006.
Herr
GR Strobl nimmt den Platz der Berichterstattung ein.
Berichterstatter GR Friedrich Strobl: Ich bitte um Zustimmung.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ich bitte Frau GRin Praniess-Kastner
zum Rednerpult.
GRin
Karin Praniess-Kastner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Auf
Grund der fortgeschrittenen Zeit möchte ich es ganz kurz machen.
Der Verein “Balance“ beschäftigt
sich mit lernbehinderten, aber auch mit körperbehinderten Menschen. – In
Verbindung mit dieser Vereinsarbeit braucht es in Wien eine Behindertenpolitik,
die jedem Einzelnen die Führung eines selbstbestimmten Lebens ermöglicht, und
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