Gemeinderat,
9. Sitzung vom 24.05.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 108
Ordnung ist, dass die sanitären Zustände auf den Wiener Märkten stimmen, dass sich auch ein guter, durchdachter Branchen-Mix auf den Märkten hält und dass nicht zunehmend eben eine Verslumung unserer Märkte eintritt.
Für den Konsumenten, der die Nahversorgung auf den
Wiener Märkten schätzt, ist ja, glaube ich, ganz besonders der kleinere Markt
wichtig, und da hat es viele Fehlentwicklungen gegeben. Ich selbst komme aus
dem 17. Bezirk, bin sehr viele Jahre in der Bezirksvertretung gewesen und
habe diese traurige Entwicklung um den ehemaligen Dornermarkt, der ein kleiner,
sanierungsbedürftiger, aber sehr beliebter Markt im Grätzel war, miterleben
müssen. Weil man sich eingebildet hat, diesen Markt zu schleifen, dorthin ein
Einkaufszentrum mit Wasserwand und allem möglichen Pipapo im sozial schwächsten
Viertel von Hernals bauen zu müssen, haben die Anrainer 10 Jahre lang eine
Baugrube vor der Nase gehabt, und heute haben wir eine Asphaltwüste.
Und wenn ich ein bisschen über die Bezirksgrenze nach
Währing blicke, dann ist das Schicksal für den Johann-Nepomuk-Vogl-Markt
anscheinend ähnlich vorprogrammiert.
Es ist also sicher nicht richtig, kleine Märkte zu
schleifen und zu zerstören und nur auf die großen zu setzen, denn für den
Konsumenten in der Umgebung ist vor allem der kleine Markt mit seiner
Nahversorgung wichtig. Funktioniert das gut, ist der Markt für sich selber wohl
der beste Werbeträger, wobei er natürlich auch entsprechende Berücksichtigung
finden soll. Ich glaube, dass teure Werbekampagnen ja eher einer gewissen
Selbstbeweihräucherung dienen, als dort die Marktstandler wirklich zu
unterstützen.
Diese Gebühren- und Tariferhöhung für eine
Personengruppe bleibt ja nicht alleine dann an den Geschäftsleuten hängen, denn
wie wir alle wissen, ist es ganz egal, worum es sich handelt, es wird ja in der
Regel auch in einem gewissen Prozentsatz an den Konsumenten weitergeleitet, den
wir ja auch zu schützen haben. Wir sagen daher, diese weitere Belastung in Form
einer Tarif- und Gebührenerhöhung für die Wiener Märkte soll nicht stattfinden.
Wir werden unsere Zustimmung nicht geben. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zum Wort gemeldet ist Frau
GRin Mag Feldmann. Bitte sehr.
GRin Mag Barbara Feldmann (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Ich bringe gemeinsam mit meinen Kollegen
Mag Sirvan Ekici und Dr Fritz Aichinger folgenden Antrag die
Wiener Märkte betreffend ein. Die neue Marktordnung, die in vielen Bereichen
durch die Liberalisierung der Öffnungszeiten und des Warenangebotes Abhilfe
geschaffen hat, ist für uns ein Schritt in die richtige Richtung. Die Erhöhung
der Gebühren für Marktstände gestaffelt nach Lagen bringt allerdings eben
einzelnen Märkten eine Verteuerung und diese Mehreinnahmen im Zuge dieser
Gebührenerhöhung sollten in einer sinnvollen Weise wieder im Bereich der Märkte
umgesetzt und eingesetzt werden.
Daher stellen wir folgenden Beschlussantrag:
„Die amtsführende Stadträtin wird aufgefordert, ein
tragfähiges Gesamtkonzept für eine umfassendere und weiterführendere Erneuerung
der Infrastruktur der Wiener Märkte zu entwickeln, und die Marktmehreinnahmen
aus den erhöhten Standgebühren sollen dafür verwendet werden, die Märkte
weiterhin aufzuwerten. Transparenz und vor allem effektiver Einsatz der
Geldmittel sollen hierbei ersichtlich sein.
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung dieses
Antrags an den zuständigen Gemeinderatsausschuss der Geschäftsgruppe
Integration, Frauenfragen, KonsumentInnenschutz und Personal gefordert.“ Danke.
(Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zum Wort gemeldet ist Frau
GRin Strobel.
GRin Elfriede Strobel (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Geschätzte Damen und Herren!
Die uns allen ans Herz gewachsenen Wiener Märkte
haben durch die Entwicklung im Bereich der Nahversorgung starke Konkurrenz
bekommen. Daher haben wir uns entschlossen, die Nahversorgung auf den Wiener
Märkten für die Zukunft zu sichern. Um dem geänderten Einkaufsverhalten der
KundInnen gerecht zu werden, aber auch, damit die Märkte mit dem Einzelhandel
wirtschaftlich Schritt halten können, wurde nun durch eine Liberalisierung in
drei wesentlichen Punkten, nämlich mit geänderten Öffnungszeiten, durch eine
Öffnung des Branchen-Mix nach Angebot und Nachfrage und mit einer gerechteren
Gebührenaufteilung auf den Märkten, die Voraussetzung dafür geschaffen.
Zu dem Branchen-Mix möchte ich gleich dazu sagen,
geschätzte Frau Matiasek, Frau Kollegin, die Fetzenstandeln, die Sie
angesprochen haben, - (GRin Veronika
Matiasek spricht gerade mit GRin Henriette FRANK.) sie hört mir nicht zu -
die Fetzenstandeln, die Sie angesprochen haben, erhalten ja nur dann eine
Zuweisung, wenn sonst kein Standler da ist, ansonsten werden die anderen
vorgezogen.
Und zu den Gastro-Ständen: Da wurde ja vereinbart,
nur ein Drittel auf den Märkten sollen Gastro-Stände sein.
Ja, bei der gerechten Änderung der
Marktgebühren und Tarife wurde Rücksicht auf die Lage der Märkte sowie auf die
in den Bezirken natürlich unterschiedliche Kaufkraft und KundInnenfrequenz, die
wir dort haben, genommen. Es ist die letzte Reform der Marktgebühren im
Jahre 1997 erfolgt, seither ist der Verbraucherpreisindex um
15,4 Prozent gestiegen. Die darüber hinaus gestiegenen Kosten, also für
die Marktreinigung, für die Abfallentsorgung, für winterliche Betreuung, belasten
natürlich das Budget. Die Stadt ist aber natürlich verpflichtet, wirtschaftlich
und gleichzeitig sparsam zu agieren, was wir bei der Beibehaltung der
derzeitigen Tarife natürlich nicht garantieren hätten können. Unser Ziel ist es
nun, mit der Marktgebühren- und Tarifanpassung eine Erhöhung der Kostendeckung
von derzeit, sagen wir
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