Gemeinderat,
9. Sitzung vom 24.05.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 54 von 108
zurückgezogen,
die Stadt ist eingesprungen und hat ihre Subventionen verdreifacht, das heißt,
von 1 Million ATS auf 218 000 EUR. Leider hat das der
Public Netbase nicht gereicht und der Betrieb, so wie sie ihn sich vorgestellt
haben und auch durchgeführt haben, hat letztlich mehr gekostet, mehr
ausgemacht, als das, was sie von der Stadt bekommen haben. Das hat zu einer
Verschuldung geführt, das hat auch zu vielen Gesprächen um eine
Umstrukturierung und Neustrukturierung geführt, im Großen und Ganzen mit dem
Ergebnis, dass eine Institution von Seiten der Betreiberinstitution Netbase,
mit 18 000 EUR nicht geführt werden kann. Aus diesem Grund wird im
vorliegenden Akt - auch auf Grund der Verdienste, die die Netbase sich erworben
hat - mit diesen 219 000 EUR eine Entschuldung in der Höhe von
160 000 EUR vorgenommen, und ungefähr noch weitere 60 000 EUR werden
dazu verwendet, ein EU-Projekt fortzuführen, zu Ende zu führen und auch, um die
Auflösung des Vereins und vor allem die Aufarbeitung, die umfangreiche
Aufarbeitung des Datenmaterials, zu betreiben.
Das heißt, ich bitte Sie
zum einen um Zustimmung zu diesem Akt, und Herrn Wolf würde ich bitten, dass er
zum Bereich Netzkultur - das ist jetzt nicht zu diesem Akt, aber nachdem er
sich dazu auch geäußert hat - mehr als eine Presseaussendung der IG Kultur
liest, bevor er sich zu einem Thema äußert, mit dem er sich anscheinend nicht
beschäftigt hat. Danke. (Beifall bei der
SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Ich komme zur Abstimmung.
Wer für das Geschäftsstück ist, bitte ich um ein
Zeichen mit der Hand. Ich stelle die Zustimmung bei SPÖ und Grünen fest. - Damit ist der Antrag
mehrstimmig angenommen.
Wir kommen zur Postnummer 28 der Tagesordnung. Sie
betrifft die Subvention an den Verein Wiener Filmarchiv der Arbeiterbewegung.
Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Dr Vitouch, die Verhandlungen
einzuleiten.
Berichterstatterin GRin Dr Elisabeth Vitouch: Ich darf um die Zustimmung ersuchen.
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Die Debatte ist
eröffnet. Zum Wort
gemeldet ist Herr GR Dr Wolf.
GR Dr Franz Ferdinand Wolf
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Ich mache es kurz und auch gar
nicht aggressiv, (GR Harry
Kopietz: Das machen sie ja!) um der
Berichterstatterin zu ersparen, mich dann zu kritisieren.
Es geht um eine Subvention
an den Verein Wiener Filmarchiv der Arbeiterbewegung für das Jahr 2006 in
der Höhe von 90 000 EUR. Das Filmarchiv bietet Mediendokumente
aus den 20er Jahren bis herauf zur Gegenwart, ist öffentlich zugänglich und hat
einzigartiges Filmmaterial, das nicht nur die Entwicklungsgeschichte der
Arbeiterbewegung dokumentiert, sondern auch für die Zeitgeschichte insgesamt
einen wesentlichen Beitrag leistet, und vieles dieser Archivmaterialien wird
für Dokumentationen et cetera verwendet. Es ist also eine wesentliche und gute
Arbeit, die hier geleistet wird.
Wir verstehen nur nicht, warum man sich dazu eines
Vereins bedienen muss, der zu 100 Prozent von der Gemeinde Wien finanziert
wird. Wir sind der Meinung, dass dieses einzigartige Archivmaterial und das
Archiv insgesamt, in das Stadt- und Landesarchiv der Stadt Wien übergeführt
werden sollten. Das Argument, dass man keine technischen Einrichtungen hätte,
sticht meiner Meinung nach nicht, denn wenn man das gesamt übernimmt, übernimmt
man auch die technischen Einrichtungen des Filmarchivs.
Wir stellen daher den Beschlussantrag:
„Der zuständige Stadtrat für Kultur und Wissenschaft
möge prüfen, wie das Wiener Filmarchiv der Arbeiterbewegung in das Wiener
Stadt- und Landesarchiv eingegliedert werden kann und welche Einsparungen sich
durch die daraus ergebenden Synergieeffekte ergeben würden.
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung des Antrages
an den Gemeinderatsausschuss der Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft
verlangt.“ Danke schön. (Beifall bei der
ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Eine weitere Wortmeldung liegt mir nicht vor. Damit ist
die Debatte geschlossen und die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort.
Berichterstatterin GRin Dr Elisabeth Vitouch: Wie heißt es so schön? Wer zu spät kommt,
den straft die Geschichte. Aber ich kann natürlich den Kollegen Dworak und Wolf
nicht vorwerfen, dass sie am 1. Juli 2004 zwischen
19 Uhr und 20 Uhr noch nicht in diesem Saal waren, als ganz genau
über das WIFA, das Wiener Filmarchiv der Arbeiterbewegung berichtet und die
ganz spezielle Aufgabenstellung und die speziellen Leistungen des WIFA von mir
referiert wurden.
Es geht hier nämlich nicht nur darum, eine
Archivierungstätigkeit von alten Film- und Bilddokumenten vorzunehmen und diese
Wissenschaftlern, Studenten, Schülern gratis zur Verfügung zu stellen, sondern
es geht auch darum, die Alltagskultur und die Lebensqualität von Arbeitern und
kleinen Gewerbetreibenden in Österreich zu dokumentieren, beginnend mit der
Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, wobei gerade im heurigen Jahr jetzt die
Aufarbeitung der Zeit des Zweiten Weltkriegs und der Zeit danach, besonders
vordringlich ist. Das geschieht im Rahmen von Interviews und es kann sich jeder
vorstellen, dass diese Interviews nicht nur kosten-, sondern vor allem auch
arbeitsintensiv sind und dass die Zeit drängt, denn viele Protagonisten werden
in absehbarer Zeit nicht mehr zur Verfügung stehen, nicht mehr leben.
Davon abgesehen zeigt das WIFA
zweimal im Jahr im Rahmen von öffentlichen Veranstaltungen einem großen
Publikum die Ergebnisse seiner Arbeit. Es gibt dort Führungen, die bereits zur
Tradition geworden sind und da wird auch die Arbeit anhand von laufenden
Projekten erklärt. Und schließlich, weil in dem Ansinnen von Einsparungen und
Synergieeffekten die Rede ist, muss
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