Gemeinderat,
8. Sitzung vom 24.04.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 57
Durchgängigkeit in der Betreuung älterer
Menschen, Personal und gesetzliche Grundlagen für die Betreuung älterer
Menschen, für die Finanzierung und Vertragsgestaltung.
Aber es wurden bisher nicht einmal entsprechende
Kostenvergleiche angestellt, die Auskunft darüber gegeben hätten, ob
Renovierung, Neuerrichtung oder vielleicht ein Abriss stattfinden hätte können.
Oder Erstellung eines Nachnutzungskonzeptes für freiwerdende Einrichtungen,
die Erarbeitung, Umsetzungsvorbereitung von Konzepten zu neuen Pflege- und
Betreuungsangeboten, wie zum Beispiel neue Wohnmodelle. Wurden die überhaupt
vergessen?
Das fällt Ihnen nun beim Geriatriezentrum Baumgarten auf den Kopf, denn
hätten Sie hier Ihre Hausaufgaben gemacht, gäbe es nicht nur Transparenz,
sondern auch eine klare Vorgehensweise in dieser Sache. Denn hier im
Geriatriezentrum Baumgarten ist augenscheinlich all das von mir Angesprochene
mangelhaft oder es fehlt ganz. Auch hier wird dementiert, renoviert, abgerissen,
verlegt, Personal und Patienten werden nicht einmal informiert und von der
politischen Opposition in diesem Hause wird überhaupt niemand mehr informiert.
Die Arbeitssituation und Pflegeausstattung sind noch immer schlecht, wie auch
in anderen Pflegeheimen. Mehrere Hundert Pfleglinge sehen sich einer
Unterbesetzung im Personalbereich bei Therapeuten und anderen Arbeitnehmern
gegenüber. Der Rückgang der Investitionen für Umbauten in den Pflegeheimen geht
schon seit Jahren vor sich, und nun sollen Pavillons, die erst vor kurzem
generalsaniert wurden, wieder abgerissen werden.
So, meine Damen und Herren, verschleudert man hier in Wien Millionen
Steuergelder. Hat man denn in dieser Stadt überhaupt noch ein Gespür für etwas
Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit? Das sind nämlich Kriterien, nach denen der
Rechnungshof prüft. (Beifall bei der
FPÖ.) Offenbar, meine Damen und Herren, haben Sie von der
Sozialdemokratischen Partei schon den Bezug dazu oft verloren.
Nur damit Sie eine Vorstellung haben, wovon hier geredet wird, was das
Renovieren eines Pavillons kostet. Der Pavillons VI wurde nach knapp
zweijähriger Bauzeit im September 2005 eröffnet und hat sage und schreibe
3,8 Millionen EUR, das sind in alter Währung noch über
52 Millionen ATS, verschlungen. Und nun soll mitten in der
Renovierung des Ostteils von Pavillon II der Bau gestoppt werden, und den
renovierten Teil inklusive Rohbau reißen wir dann wieder ab. Entweder war der
viel gepriesene Westteil vom Pavillon II, der bereits renoviert wurde, eine Fehlplanung,
dann hätte man den baugleichen Teil des Ostteils gar nicht errichten dürfen (GR Kurth-Bodo Blind: Wo ist die Frau
Brauner? – GR Mag Thomas Reindl: Herr Blind, setzen Sie Ihre Brille auf, da
sehen Sie besser!), oder aber er ist so modern und zeitgemäß renoviert und
erweitert worden, wie auch Zeitungen berichtet haben. Dann ist es mir aber
unverständlich, warum jetzt ein Baustopp folgt. Es gibt anscheinend kein
Konzept, und es ist mir zumindest keines bekannt. Zuerst dementiert zum
Beispiel die Frau GRin Klicka Umbauabsichten. Ich werde Ihnen das auch hier
zitieren: „In Baumgarten drohen weder Abbruch noch Schließung noch
Neubau." Nun soll doch abgerissen werden, aber nicht alles, sondern nur
Teile, und das vermutlich, nehme ich einmal an, nach der Nationalratswahl.
Aber wohin soll ausgelagert werden? Schließlich werden am Standort
Baumgarten derzeit 680 Patienten betreut. In Hinkunft sollten aber nur
mehr 430 Plätze sein. Da werden, wie die Frau StRin Brauner so schön
ausdrückt, andere Plätze für Patienten gefunden werden müssen – ist sehr schön,
aber wo werden sie gefunden, und wo werden diese sein? Sie können doch nicht
einfach hergehen und die Patienten, die dort schon jahrelang liegen, einfach
willkürlich wie ein Mobiliar in Wien herumschieben und verlegen, ohne auf deren
Bedürfnisse einzugehen.
Die Angehörigen kommen aus diesem Umfeld. Ich glaube, das ist einmal
eine ganz wichtige Sache. Und die Patienten, die am betroffensten sind, die
werden von Angehörigen besucht, gepflegt teilweise, und die sollte man jetzt
irgendwo hinlegen, weiß Gott wie weit, wo vielleicht von vielen auch nicht mehr
eine Anreise dementsprechend gemacht werden kann, weil sie aus Altersgründen
auch nicht mehr können.
Wo wird in Zukunft auch das Personal sein? Wo werden sie Arbeitsplätze
vorfinden? Auch Ihre Äußerung, wonach Arbeitsplätze nicht gefährdet seien,
scheint angesichts des Sachverhalts nicht annähernd glaubwürdig.
Apropos glaubwürdig, zum Beispiel: Sie wissen ja oft nicht einmal, was
Sie selbst schon beschlossen haben. Ich werde Ihnen zum Beispiel Herrn GR
Hundstorfer zitieren. In einer Aussendung von wien.at steht: „GR Hundstorfer
(SPÖ) wies darauf hin, dass der Standort Baumgarten zweifellos erhalten bleiben
werde, und zeigte sich auch zu einer Diskussion über die gesetzliche
Verankerung des Patientenanwaltes bereit." Also bitte, ich möchte eines
einmal hier sagen: Der Patientenanwalt ist schon seit langem gesetzlich
verankert. Also das zeigt ja wieder: Entweder Sie sind so abgehoben oder Sie
wissen in Wien nicht einmal, was Sie beschließen. So schaut es aus! (Beifall bei der FPÖ.)
Was bleibt nachher zurück? Zurück bleiben letztendlich nur verunsicherte
Patienten, frustrierte Beschäftigte und eine Stadträtin, die sich eine
Nachdenkpause verordnet hat. Ich würde mir wünschen, dass Sie diese mit
konzeptiven Lösungsvorschlägen ausfüllen würden.
Zum Beispiel der Herr Bernhard Harreiter von der FSG hat schon einen
Schritt in die richtige Richtung gemacht, als er bei einer Betriebsversammlung
im Februar dieses Jahres zugestand, dass in der Vergangenheit zu viel Baugeld
verschwendet wurde. Jetzt gründet man einfach eine Projektentwicklungs- und
Baumanagement GmbH, die den Krankenanstaltenverbund im Bereich
Projektmanagement beraten soll. Damit soll eine optimale Nutzung von
Liegenschaften und Bauten erreicht werden.
Betroffen ist auch der Totalumbau des Geriatriezentrums
Baumgarten. Wir, meine Damen und Herren, wir
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular