Gemeinderat,
7. Sitzung vom 31.03.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 47 von 52
Semsem sein soll, die das Ganze bekommen soll und nicht eine andere Firma – obwohl, das möchte ich hier auch einmal betonen, die Firma hat "so viel" Interesse gezeigt, als sie ihr Angebot abgab, dass sie nur den geschätzten Mindestpreis angeboten hat, also von großzügigem Interesse, dass man das Grundstück unbedingt haben will, war da keine Rede –, wurde die Firma Semsem gemeinsam mit der Firma GEWOG eingeladen, und die haben jetzt neunmal gegeneinander verhandelt, um dann endlich zu einem Preis zu kommen, von dem man sagen kann, okay, damit sind alle irgendwo glücklich, denn schließlich muss die Firma Semsem den Zuschlag kriegen.
Aber auch das war noch nicht genug, denn man hat jetzt
nicht, wie es vielleicht sonst üblich ist, die ganze Abwicklung einem Notar zur
Treuhandverwaltung übergeben, sondern die MA 69 hat dieser Firma, aus
welchen Gründen immer, eine Bankgarantie vorgeschrieben, und diese Bankgarantie
kam nicht. Das hat dann so ausgeschaut, dass man bereits am 18. Jänner mit
rechtlichen Schritten gedroht hat, wenn nicht bis spätestens 27. Jänner
die geforderte Bankgarantie eintrifft, aber immer noch nicht damit, dass man
dann aus diesem Vertrag aussteigt und sich von diesem Vertragspartner wieder
löst, obwohl auch andere Firmen massiv interessiert waren. Es kam aber keine
Bankgarantie.
Am 2.2. gab es dann einen Aktenvermerk der
MA 69, dass die Bankgarantie wahrscheinlich in Ordnung geht –
wahrscheinlich! –, am 3.2. schreibt dann schon der Anwalt dieser Firma, die
Bankgarantie ist gesichert. Am 9.2. schreibt wieder die MA 69, dass bis
jetzt noch immer nichts eingetroffen ist. Dann kommt wieder ein Aktenvermerk,
die Bankgarantie wird in den nächsten Tagen da sein. Ganz zum Schluss kam
endlich am 16.2. die besagte Bankgarantie. Die Firma hat den Zuschlag erhalten,
und wir sollen jetzt dieses Aktenstück beschließen.
Also ich meine, wenn jemand so wenig Interesse an
einem Grundstück hat, dann soll man nicht unbedingt so jemandem auch noch den
Zuschlag erteilen. Für uns stellen sich in diesem Zusammenhang einfach zu viele
offene Fragen, auf die es keine Antworten gibt, und daher werden wir das
Geschäftsstück ablehnen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Zu Wort gemeldet
ist Herr StR Ellensohn.
StR David Ellensohn: Frau Vorsitzende!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Über die Art der Abwicklung dieses Geschäftsstückes
sage ich jetzt nicht mehr, weil es von der Frau Frank bereits sehr ausführlich
dargestellt wurde, aber ich glaube, dass man zumindest das Wort
"dubios" verwenden dürfte in dem Zusammenhang.
Bei der Ablehnung der GRÜNEN hinsichtlich des
Verkaufs dieses Gemeindebaus geht es eher darum, dass wir prinzipiell einmal
sehr, sehr skeptisch sind, wenn Gemeindewohnungen überhaupt verkauft werden.
Wir haben in Deutschland gerade momentan ein sehr, sehr großes Verkaufen von
öffentlichem Eigentum. Die Stadt Dresden hat im März alle Gemeindewohnungen auf
einen Schlag an einen einzigen Investor verkauft und ist damit schuldenfrei
geworden. Ob das langfristig eine gute Idee war, glaube ich eher nicht, aber
das werden wir dann langfristig beurteilen müssen.
In Wien sind wir nicht so weit, dass wir massig viel
verkaufen, sondern der Herr Stadtrat hält sich nach eigenen Worten an eine
Empfehlung des Rechnungshofes, man möge doch atypische, untypische
Gemeindebauten abstoßen. Im Wesentlichen meint man damit immer Häuser, die
geerbt wurden, Häuser, die der Gemeinde zugefallen sind, die man irgendwann
gekauft hat, und eben nicht Bauten, die die Gemeinde Wien selbst errichtet hat.
Dieses Haus, von dem wir heute sprechen, ist aber von
der Gemeinde Wien 1962 errichtet worden. Es prangt auch jetzt noch immer schön
in roten Lettern oben, was wir von allen Gemeindebauten kennen, nämlich
"Errichtet in den Jahren" – in dem Fall 1962 – "von der Gemeinde
Wien". Das ist schon sehr viel näher einem klassischen Gemeindebau. Die
Gemeinde hat ihn errichtet mit genau den Mitteln, die sie dafür zur Verfügung
hat, und es waren zwölf Wohnungen, die schon längst nicht mehr als Wohnungen
vermietet wurden – da könnte man auch fragen, warum –, die längst als Büros
vermietet wurden – es spielt keine Rolle, dass das die Internationale
Atombehörde war – und die jetzt auch schon wieder länger leer gestanden sind.
Die Frage ist eher: Braucht die Gemeinde Gemeindewohnungen im 19. Bezirk?
Denn um den geht es da.
Wenn ich mir die Wartefristen anschaue – das weiß der
Herr Stadtrat so gut wie ich und viele andere im Haus –, so dauert es im
19. Bezirk ein bisserl länger, die Wartefristen sind noch länger als in
anderen Bezirken. Gerade dort wären das jetzt zwölf Wohnungen. In welchem
Zustand sind die zwölf Wohnungen? Das muss auch nicht ich selber beurteilen,
sondern ich muss mir nur den Akt hernehmen. Mit 30 000 EUR, behauptet
die zuständige Abteilung, wäre dieses Haus so zu sanieren – das sind natürlich
nur Kleinigkeiten –, dass diese zwölf Wohnungen wieder als solche verwendet
werden könnten. 30 000 EUR für zwölf Gemeindewohnungen im 19. Bezirk,
die man dann vermieten könnte, in einem Bezirk, in dem die Wartezeit für
Dreizimmerwohnungen und größere bei annähernd vier Jahren liegt.
Auf die zwölf Wohnungen verzichtet man, bietet sie
zum Verkauf an, und jetzt sind sie, wie es vorher erläutert wurde, weg. Jetzt sind
sie bei einer Firma, die bis jetzt noch nicht gerade wahnsinnig aktiv war am
Immobilienmarkt, die wie auch immer von diesem Verkauf erfahren hat und sehr
spät in das Bieterverfahren eingestiegen ist.
Wir sind nicht nur wegen der Art
und Weise, wie dieser Verkauf abgewickelt wurde, gegen den Verkauf und gegen
dieses Aktenstück, sondern wir glauben auch, dass die Gemeinde gut daran täte,
die Gemeindewohnungen, die sie selbst gebaut hat – von denen reden wir da –,
auch dem Zweck zuzuführen, für den sie gebaut wurden, nämlich Mietern und
Mieterinnen in dieser Stadt zur Verfügung zu stehen. Es ist schade, dass man
meint,
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