Gemeinderat,
7. Sitzung vom 31.03.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 52
Aussagen und Handlungen Gang
und Gäbe, zum anderen hat sich aber auch das Bewusstsein gegenüber Rassismus
verändert. Immer mehr Menschen setzen sich zur Wehr und fordern ihr Recht auf
Nichtdiskriminierung. Dabei helfen ihnen eben Vereine wie ZARA.
Neben der Beratung von Opfern und deren Begleitung,
damit sie zu ihrem Recht kommen, hat ZARA zum Beispiel eine stichprobenartige
Aktion in zehn Print- und Online-Medien innerhalb von zwei Wochen gemacht, und
da sind hundert Inserate mit den Zusätzen "nur Inländer" oder
"keine Ausländer" gefunden worden. Das widerspricht dem
Gleichbehandlungsgesetz. Deshalb hat ZARA Anzeige erstattet.
Sehr geehrte Damen und
Herren! Das ist echt absurd. Eigentlich sollte die Bundesregierung froh darüber
sein, dass sich eine Organisation um die Einhaltung bestehender Gesetze
kümmert. Aber was macht die Bundesregierung? Sie möchte ZARA so schnell wie
möglich loswerden, was wir nicht zuletzt mit unserer Förderung verhindern
werden.
Darüber hinaus wird eine
Reihe anderer Vereine und Organisationen, die aufklärend und wirkungsvoll gegen
Rassismus tätig sind, jedes Jahr gefördert. Damit verbunden ist ein
kontinuierliches, tagtägliches Wirken dieser Organisationen, das dort ansetzt,
wo es am wirkungsvollsten ist, nämlich an der Basis.
Die Stadt Wien weiß sehr
wohl um ihre Einflussmöglichkeiten als Gebietskörperschaft. Deshalb hat sie
eine Integrationsstadträtin, deshalb hat sie auch eine eigene
Magistratsabteilung für Integration und Diversitätsangelegenheiten
eingerichtet. Die tagtägliche Überzeugungsarbeit an der Basis und die gelebten
Vorbilder sind es, die wirken. Hier versagt die Bundesregierung leider völlig.
Die Diakonie ist ein Verein
mit sozialem Auftrag, dem die Hautfarbe und die Herkunft der sozial bedrohten
Menschen egal ist. Sie erhebt die Stimme, wenn Menschen diskriminiert werden.
Das ist gerade heute notwendig und unterstützenswert. Der Leiter der Diakonie,
sehr geehrte Damen und Herren, hat gegen das neue Staatsbürgerschaftsgesetz
protestiert. Die Unsicherheit des Aufenthalts bei langer Wartedauer auf
Staatsbürgerschaft hat große Auswirkungen auf das zur Verfügung stehende
Einkommen von MigrantInnen und damit auf die soziale Integration, hat er
gesagt. Gleiche Rechte sind Teil von Integration, nicht ihr Endpunkt, hat er
gesagt. Integration, meint er, ist gleichberechtigte Teilhabe am sozialen,
politischen und gesellschaftlichen Leben. Der Grundsatz lautet, meint er, bei
gleichen Pflichten gleiche Rechte.
Das sind die Argumentationen des Leiters der
Diakonie. Dem können wir zustimmen. Wir bedanken uns auch für die Arbeit, die
die Diakonie, ZARA, aber auch der "Verein für Österreichisch-Türkische
Freundschaft" leisten. (Beifall bei der SPÖ.)
Sehr geehrte Frau Kollegin Korun! Die NGOs würden
sich sehr bedanken, wenn sich die Parteien in ihre Arbeit einmischen würden.
Sie bestimmen, wem sie wie nahe oder ganz weit entfernt sein wollen. Also ich
glaube nicht, dass sie unseren Ratschlag brauchen. Sie leisten eine
hervorragende Arbeit. Ich danke auch, dass Sie das mit unterstützen werden.
Frau Kollegin Ekici – sie ist nicht da (GRin Mag
Sirvan Ekici: Hier!); ach
in der ersten Reihe; hervorragend –, nach all dem, was in den letzten Jahren
auf Bundesebene passiert ist,
wodurch den Menschen dauernd Prügel vor die Füße geworfen werden, geht es nicht
anders. (GRin Mag Sirvan Ekici: Bitte
schauen Sie sich nur einmal das Beschäftigungsprogramm an!) Es sind eben
die Bestrebungen Wiens, diesen Menschen das Leben zu erleichtern, doch von ganz
oben wird es torpediert, und das letzte Staatsbürgerschaftsgesetz ist überhaupt
ein Dilemma. Das wird noch zu wahnsinnigen Problemen für die Menschen führen.
Sie werden sich auch bei Ihnen bedanken, und ich hoffe, Sie werden die Rechnung
sehr bald präsentiert bekommen, sodass wir in einem halben Jahr die Möglichkeit
haben, das Ganze zu ändern, damit MigrantInnen auch auf Bundesebene eine Partnerin oder einen Partner haben. – Vielen
Dank.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. – Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin
Cammerlander. (GR Harry Kopietz: Ihr
könnt schon trainieren, Pflanzen zu ziehen nach den Tipps der Bundesregierung!
Mit dem Untertitel: "Nach der Wende"!) Bitte, Frau Kollegin, Sie
haben das Wort. Lassen Sie sich nicht stören von den Diskussionen.
GRin Heidemarie Cammerlander (Grüner
Klub im Rathaus): Okay, danke. – Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr
geehrte Damen und Herren!
Auf Initiative unserer StRin Monika Vana freue ich
mich, folgenden Beschlussantrag einzubringen:
„Der Wiener Gemeinderat ersucht Außenministerin
Ursula Plassnik, im Rahmen des EU-Lateinamerika-Gipfels während der
österreichischen EU-Ratspräsidentschaft die Freilassung von Ingrid Betancourt und
anderer Entführter in Kolumbien zu thematisieren sowie die kolumbianische
Regierung um konkrete Lösungsvorschläge zu ersuchen und damit zur Lösung dieser
Menschenrechtsprobleme einen Beitrag zu leisten."
Ingrid Betancourt war im Jahre 2002 grüne Präsidentschaftskandidatin
in Kolumbien und wurde von der Guerilla entführt. Couragiert kämpfte sie gegen
die inhumane, korrupte und kriminelle Politik der kolumbianischen Regierung,
die seit Jahrzehnten mitverantwortlich ist für bewaffnete Auseinandersetzungen
mit Widerstandsgruppen. Bislang verweigert die kolumbianische Regierung
humanitäre Abkommen zur Freilassung der Entführten.
Ich war selbst fünf Jahre in einem
lateinamerikanischen Land, in Guatemala, und habe zu dieser Zeit Rigoberta
Menchú kennen gelernt. Ich weiß aus Gesprächen mit ihr, wie wichtig
internationale Solidarität ist, wie wichtig es ist, international zu spüren,
auch Europa hat einen Blick auf unser Land. Und selbst wenn heute in Guatemala
die Menschenrechte noch nicht den Standard Europas haben, so hat die
unermüdliche Arbeit Rigoberta Menchús dazu beigetragen, dass Guatemala ein
demokratisches Land ist und Diktatoren wie ein Rios
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular