Gemeinderat,
7. Sitzung vom 31.03.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 52
auffällt, aber doch.
Vorausgegangen ist die Schaffung einer eigenen
MA 17, Integrations- und Diversitätsangelegenheiten, was bereits
programmatisch eine Änderung der Verhältnisse, die bisher von der
Sozialdemokratischen Partei zumindest offiziell vertreten wurden, anzeigt und
andeutet. Die Abkehr der Wiener Sozialdemokraten ist offensichtlich im Gange:
Weg von der Integration, also weg von der Anpassung von Zuwanderern an unsere
Sprache und Kultur, an Rechtsbestand und Gebräuche, und den Übergang zu etwas
anderem, nämlich Parallel- oder, besser gesagt, Gegengesellschaften im Grunde
genommen zu akzeptieren, zur Kenntnis zu nehmen und gleich zu behandeln. Der
Begriff der Diversität sagt genau das: Die Gleichbehandlung von verschiedenen
Lebensformen, damit auch jener der Sprache und Kultur von Zuwanderern, die sich
nicht bereit finden oder im Großen und Ganzen nicht imstande sind, sich in die
kulturellen Gegebenheiten unserer Stadt einzufügen.
Diese Politik der Gleichstellung steht zwar im
Widerspruch zur Verfassung, die die Staatssprache Deutsch festgestellt und
festgelegt hat, aber sie wird behutsam, Schritt für Schritt, vollzogen. Diese
Politik der kleinen Schritte als Zeichen für einen neuen Weg, für eine
Weichenstellung werden wir sicher nicht mitmachen. Wir sind auch überzeugt
davon, dass das Ganze durchaus ein Affront für die Mehrheit der Bevölkerung und
auch für die Mehrheit der sozialdemokratischen Wähler ist; darum wird es ja
auch so behutsam und unbemerkt vorangetragen.
Wir sind nicht bereit, diesen Weg mitzugehen, und
müssen daher das Gesamtpaket der Änderung der Geschäftsordnung als solches
ablehnen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort.
Berichterstatter GR Dr Kurt Stürzenbecher:
Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Der Kollege von der FPÖ hat
einiges ausgeführt, da möchte ich jetzt als Berichterstatter nicht zu allem
Stellung nehmen. Was den Akt selbst betrifft, nehme ich aber sehr wohl Stellung
und kläre Sie, Herr Kollege Herzog, dahin gehend auf, dass mit dem 1. Jänner
2006 das neue Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz in Kraft getreten ist.
Damit verbunden war eine wesentliche Erweiterung des Aufgabenbereiches der
MA 20, bis dahin Fremdenrechtliche Angelegenheiten, und die MA 20
wurde zur alleinigen Aufenthaltsbehörde in ihrem Wirkungsbereich als Amt der
Wiener Landesregierung, als mittelbare Bundesbehörde.
Der Zuständigkeitsbereich
der MA 20 beinhaltet darüber hinaus eine Fülle von Aufgaben, die mit der
Bezeichnung "Fremdenrechtliche Angelegenheiten" nicht mehr ausreichend
beschrieben werden konnten. Auch ein Begriff "Fremdenrecht" hätte
nicht wirklich als geeignet bezeichnet werden können. Das ist das Hauptargument
dafür, dass es - und das habe ich ausgeführt - sinnvoll ist, den Begriff zu
ändern.
Was hier als vernünftigster
neuer Begriff in Frage kommt, entspricht der internationalen Praxis nahezu
aller vergleichbarer Staaten, wo es "Immigration Office" heißt, und
das heißt eben bei uns "Einwanderungsbehörde". In dem Sinn war das
eigentlich eine vollkommen logische Namensbenennung - keine Umtaufung, weil
Taufen etwas spezifisch Katholisches ist; so weit zu einem Fehler in Ihren
Ausführungen. Es war eine vollkommen logische Benennung mit
"Einwanderungsbehörde", und in dem Sinn war das, glaube ich, auch
richtig.
Ich kann mir auch
vorstellen, Herr Kollege Herzog, dass Ihnen vielleicht - ich weiß es nicht,
aber vielleicht - "Ausweisungsbehörde" besser gefallen würde. Aber
dazu muss ich schon sagen, dass für Ausweisung, sofern sie rechtlich geboten
ist, der Bund zuständig ist, die Polizei zuständig ist und das Innenressort
zuständig ist und wir in unserem Zuständigkeitsbereich eben mit
"Einwanderungsbehörde" eine Begrifflichkeit im Sinn dieses Aktes, den
ich jetzt referiert habe, gewählt haben, die durchaus zutreffend ist. - Danke
schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Ich möchte nur festhalten, dass es, nachdem der Berichterstatter das
Schlusswort gehalten hat - und das weiß Kollege Herzog sehr genau -, keine
Wortmeldung mehr gibt.
Somit können wir gleich zur
Abstimmung kommen.
Wer von den Damen und Herren
für die Postnummer 2 ist, bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. - Das
ist mit den Stimmen der Sozialdemokraten und der GRÜNEN so beschlossen.
Ich schlage vor, die
Berichterstattung und die Verhandlung über die Geschäftsstücke 3, 4 und 5 der
Tagesordnung - sie betreffen Subventionen an die Vereine "Verein für
Österreichisch-Türkische Freundschaft", ZARA - Zivilcourage und
Anti-Rassismus-Arbeit und Diakonie - Flüchtlingsdienst gemeinnützige GmbH -
zusammenzuziehen, die Abstimmung dann wie immer getrennt durchzuführen.
Gibt es dagegen einen
Einwand? - Die ist nicht der Fall. Wir werden daher so vorgehen.
Ich bitte den
Berichterstatter, Herrn Dr Stürzenbecher, die Verhandlungen einzuleiten.
Berichterstatter GR Dr Kurt Stürzenbecher: Ich ersuche um
Zustimmung zu den gegenständlichen Geschäftsstücken.
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Die Debatte ist eröffnet.
Frau GRin Mag Korun hat
sich zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Alev Korun (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe
Kolleginnen und Kollegen!
Ich werde es wirklich ganz kurz machen. Mit diesem
Redebeitrag möchte ich unsere differenzierte Sichtweise, was die Post 3
betrifft, zum Ausdruck bringen, die folgendermaßen ausschaut:
Der "Verein für Österreichisch-Türkische
Freundschaft" ist ein Verein, den ich persönlich seit Jahren,
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