Gemeinderat,
7. Sitzung vom 31.03.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 52
wirklich seit Jahren, kenne, auch aus meiner NGO-Zeit und aus meiner eigenen Beratungspraxis. Es ist ein Verein, der gute Beratungsarbeit leistet; das ist allgemein bekannt, denke ich. Deshalb werden wir der Förderung auch zustimmen.
Was wir sehr wohl differenziert sehen, ist die ewige
Problematik von der Sozialdemokratie näher stehenden Vereinen in Wien. Da sind
wir der Meinung, dass es notwendig ist, dass diese Verflechtung aufgelöst wird
und dass die gute Arbeit, die Vereine leisten, sehr wohl auch getrennt von der
politischen Nähe, die sie zur Wiener SPÖ haben, zu betrachten ist. Da ist eine
differenzierte Sichtweise unserer Meinung nach nötig, und wir würden uns
wünschen, dass dieses ewige Dilemma, dass SPÖ-nahe Vereine langlebige und gut
dotierte Förderungen bekommen, endlich einer Lösung zugeführt wird. (GR
Godwin Schuster: ...das ist kein Kriterium!)
Ich betone noch einmal, dass wir die qualitätsvolle
Arbeit dieses Vereins kennen und unterstützen, und deshalb werden wir auch
zustimmen. Wir wünschen uns nichtsdestoweniger eine langfristige Lösung. Denn
diese Verquickung von Politik und NGOs muss endlich auch in Wien ein Ende
haben. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Frau Mag Ekici. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Sirvan Ekici
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Wir werden auch dem Antrag des Vereins ZARA -
Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit unsere Zustimmung geben. Rassismus darf
kein Kavaliersdelikt sein. Und noch eines: Von den 1 100 Fällen, die
von ZARA aufgezeigt worden sind, fanden 90 Prozent in Wien statt - für
mich ein Zeichen dafür, dass die Integrationspolitik der SPÖ-Stadtregierung
gescheitert ist.
Meine Damen und Herren! Um Rassismus zu verhindern,
sind politische Rahmenbedingungen notwendig. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely:
Das ist richtig!) Um Rassismus zu verhindern, ist auch ein
Integrationskonzept notwendig; das ist auch richtig. (Amtsf StRin Mag Sonja
Wehsely: Das gibt es!) Leider kann die Stadt Wien trotz zahlreicher
Lippenbekenntnisse so ein Konzept nicht vorweisen, was ich sehr schade finde. (Beifall
bei der ÖVP.)
Tatsache ist, dass den Menschen in Wien ohne
österreichische Staatsbürgerschaft jahrzehntelang der Zugang zu den
Gemeindewohnungen verwehrt wurde. Laut EU-Richtlinie müssen Sie es jetzt tun,
nur versucht man in der Praxis, am alten Prinzip festzuhalten. Das ist auch
eine Tatsache.
Sehr geehrte Frau Stadträtin! Falls Sie noch
irgendwie daran Interesse haben, diesen blinden Fleck in Ihrer Kommunalpolitik
wegzubekommen, dann erlaube ich mir, Ihnen kurz die drei wichtigsten
Handlungsfelder dieses Integrationsprogramms ins kollektive SPÖ-Gedächtnis
zurückzurufen. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Sie könnten einmal eine
Antwort auf meinen Brief schicken!)
Ja, gerne. Aber ich habe es Ihnen, glaube ich, auch
mündlich gesagt, oder? Ich habe es Ihnen beim letzten Integrationsausschuss
mündlich gesagt. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Ich habe Ihnen vor Monaten
einen Brief geschrieben und bis heute keine Antwort bekommen!) Wenn Sie
wollen, können Sie es auch gerne noch einmal schriftlich haben. Aber ich habe
es Ihnen mündlich gesagt, und ich habe mich da nicht versteckt. Gerne, herzlich
gerne! (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: ...aber Sie haben mir bis heute keine
Antwort geschrieben!) Wenn es mündlich nicht reicht, mache ich es auch
gerne schriftlich.
Nun weiter in meinen Ausführungen: Diese
Handlungsfelder sind - das müsste Ihnen auch bekannt sein - der Wohnbereich,
der Schulbereich und der Arbeitsmarktbereich. Kommen wir zum Wohnbereich: Laut
einer Statistik leben 80 Prozent der Türken unter prekären
Wohnverhältnissen. Es ist auch eine Tatsache, dass in bestimmten Bezirken in
Wien die gesunde Durchmischung ein Wunschtraum geblieben ist. Die Folge sind
überfüllte Wohnungen, aus denen die jüngeren Familienmitglieder flüchten, wann
immer es geht, und dann die Straße als Aufenthaltsort wählen.
Die Wohnsituation hat aber auch auf den Schulerfolg
der Kinder von MigrantInnen eine sehr negative Auswirkung, wenn etwa
Schulkinder in zu beengten Wohnverhältnissen ihre Aufgaben nicht machen können
oder Freunde nicht mit nach Hause nehmen können. Ich weiß nicht, ob Sie sich
dieser sozialen Konsequenzen Ihrer verfehlten Integrations-Wohnungspolitik
bewusst sind, sehr geehrte Frau Stadträtin. Wenn nicht, dann wäre es höchste
Zeit!
Damit sind wir schon im Schulbereich, sehr geehrte
Frau Stadträtin. StRin Laska hat heute schon das Beispiel genannt, dass, wenn
man mit verbundenen Augen in einer Klasse sitzen würde, man nicht heraushören
könnte, wer Migrant ist und wer nicht. Ich glaube vielmehr, dass die sehr
geehrte Frau Stadträtin eher mit verbundenen Augen lebt, wenn sie sich an der
Tatsache politisch vorbeischwindelt, dass 50 Prozent der Migrantenkinder
eine Sonderschule besuchen müssen, weil sie nicht Deutsch können. Da muss man
Abhilfe schaffen, und das darf man nicht einfach als gegeben hinnehmen.
Sie sind es, die immer gegen unsere Forderung eines
Gratis-Kindergartenjahrs als Vorbereitung auf die Schule sind. Und da heute
auch die Finanzierbarkeit angesprochen wurde: Das muss es Ihnen ja wert sein,
sehr geehrte Frau Stadträtin, vor allem, wenn Sie bedenken, wie viel an
Folgekosten damit verhindert und erspart werden kann. Das heißt, Sie sollten
unseren Vorschlag umsetzen, dass wir endlich einmal einen
integrationspolitischen Schritt in die richtige Richtung tun. Daher: Springen
Sie einfach über Ihren Schatten und folgen Sie unserem Vorschlag!
Ich glaube, heute wird auch noch Kollegin Yilmaz
reden. Sie wird sicher wieder auf den Bund hinschlagen, weil das eine ihrer
Lieblingsbeschäftigungen ist. Aber ich muss hier Folgendes unterstreichen und
noch einmal nennen, was die Rassismus-Vorfälle in Wien beziehungsweise in
Österreich betrifft.
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