Gemeinderat,
7. Sitzung vom 31.03.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 52
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist somit geschlossen.
Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort.
Berichterstatterin GRin Inge Zankl: Zur Aufklärung: Hier steht "15 000 EUR
Personalkosten", und hinten im Akt stehen die Mitwirkenden: John Irving,
Erika Pluhar und Chris Pichler. Das wird das Honorar für die Lesungen sein, das
wir hier beschließen. (GR Günter Kenesei: Sie als Berichterstatterin...! - Weitere Zwischenrufe bei ÖVP und FPÖ.)
Aber eines hat diese Debatte gezeigt: Die Rechnung
ist voll aufgegangen, die Wiener sollen lesen, die Wiener sollen diskutieren.
Die Gemeinderäte haben gelesen und haben über Literatur diskutiert, und schon
das ist erfreulich.
Ich bitte nochmals um Zustimmung. (GR Günter
Kenesei: So eine schwache
Berichterstattung...!)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke schön. - Wir kommen somit zur Abstimmung.
Wer von den Damen und Herren für die
Postnummer 17 ist, bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. - Das ist mit
den Stimmen der Sozialdemokraten und der ÖVP mehrheitlich beschlossen.
Es gelangt nunmehr die Postnummer 25 der
Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention für Projekte
"Kunst im öffentlichen Raum".
Die Berichterstatterin, Frau GRin Dr Vitouch, wird
einleiten. - Bitte.
Berichterstattern GRin Dr Elisabeth Vitouch: Herr Vorsitzender!
Meine Damen und Herren!
Ich bitte um Zustimmung zum vorliegenden Akt.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Die Debatte ist eröffnet.
Herr GR Mag Stefan hat sich zum Wort
gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Mag Harald Stefan
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
"Kunst im öffentlichen Raum" ist das Thema.
Es geht darum, dass hier ein Rahmenbetrag, eine Rahmensubvention erteilt werden
soll. Wir haben immer unser Problem mit diesen Rahmensubventionen, weil nicht
mehr nachvollziehbar ist oder maximal im Nachhinein zu kontrollieren ist, was
mit dem Geld passiert.
Hier zeigt sich auch, dass es offenbar vom System
nicht wirklich sinnvoll ist, diese "Kunst im öffentlichen Raum"
mittels eines Rahmenbetrags zu finanzieren. Denn im letzten Jahr sind
544 000 EUR übrig geblieben, die nicht verwendet wurden, weil eben
der Rahmenbetrag nur einen Rahmen bildet, innerhalb dessen gewirtschaftet
werden kann, wobei aber den Gemeinderäten nicht konkret vorgelegt wird, was
beschlossen wird. Da es hierbei um ungefähr zehn Projekte in einem Jahr geht -
wenn überhaupt -, wäre es kein Problem, diese Projekte konkret dem
Gemeinderatsausschuss vorzulegen - und dem Gemeinderat, wenn es notwendig ist -
und hier Beschlüsse zu fassen.
Hinzu kommt noch, dass die Projekte, die im
öffentlichen Raum vorgesehen sind, von uns zum Teil konkret abgelehnt wüden. Da
gibt es die nicht immer notwendigen Interventionen gegen Rassismen, die aber
auf Werbeflächen, City-Light-Litfaßsäulen angebracht werden; Kunst im
öffentlichen Raum muss ja nicht die Werbeflächen verwenden, darunter verstehe
ich etwas anderes.
Die Schaufenstergeschichten: „Thematisiert wird so
die hiesige Versäumnis der hinreichenden Aufarbeitung der Vergangenheit und die
Etablierung politisch-ethischer Standards" - ja, große Worte für
Zeitungsausschnitte.
"Fluc im Exil": „Die Tauglichkeit
historischer und neuer Raumtheorien wird vor Ort durch die verschiedenen
renommierten Künstler einer Prüfung unterzogen." - auch das, mit Verlaub,
ein bisschen ein Geschwafel.
Ein Denkmal für Salvador Allende wird über
"Kunst im öffentlichen Raum" finanziert: Das ist eine politische
Stellungnahme.
Morzinplatz: Wettbewerb für ein Mahnmal für
homosexuelle und transgender Opfer des Nationalsozialismus. Abgesehen von der
oftmaligen Reduktion unserer Geschichte auf sieben Jahre werden allein für die
Planung bereits 54 750 EUR ausgegeben, ohne dass es noch ein Projekt
gibt.
An sich ganz nett gefunden habe ich diese Aktion, in
der die Firmenschilder mit einfärbigen Folien überklebt wurden. Das hat
immerhin nur 3 000 EUR gekostet. Da sieht man, da hätten wir bestimmt
zugestimmt.
So gesehen also unserer Meinung nach ein
Systemfehler, und daher lehnen wir den vorliegenden Akt ab. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Nächster Redner ist Herr GR Dr Wolf. - Bitte.
GR Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Ich muss meinem Vorredner widersprechen in dem
Bereich, was Qualifikation der künstlerischen Inhalte entspricht. Es ist nicht
Aufgabe der Kulturpolitik, Inhalte der Kunst zu qualifizieren, sondern die
Rahmenbedingungen zu organisieren. Sehr Recht gebe ich ihm allerdings in der
Kritik am Rahmenbetrag. Es geht hier um einen Rahmenbetrag von 1 014 000 EUR,
die einfach blanko genehmigt werden sollen zur Realisation von Kunstprojekten.
Es wurde schon gesagt - und das ist auffällig -, dass
im vergangenen Jahr 544 000 EUR zurückgestellt wurden, da die
Projekte erst 2006 verwirklicht werden. Gleichzeitig wird aber wieder eine
Million als Rahmenbetrag verlangt. Man fragt sich, ob das ein Modell sein soll,
dass einfach Rahmenbeträge und Blankovollmachten erteilt werden, und dann
geschieht mit dem Geld entweder nichts oder erst ein Jahr später etwas.
Der weitere Punkt ist, dass es ja
in dem Fall tatsächlich ganz einfach wäre, die Kontrollmechanismen des
Gemeinderates in Gang zu setzen. Es gibt einen Beirat, der die Projekte prüft,
und wenn er zu einer positiven Prüfung kommt, könnte ja dann das vom Beirat
befürwortete Projekt einer Abstimmung unterzogen werden. Das wäre das einzige
Modell, das ein wenig Transparenz und
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular