Gemeinderat,
7. Sitzung vom 31.03.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 52
Das Raimund Theater erlöst 11,3 Millionen EUR und hat einen Personalaufwand von 17,6 Millionen EUR. Das heißt, nicht einmal der Personalaufwand dieses Theaters ist durch die kumulierten Erlöse, selbst Mieterlöse sind dabei, zu decken.
Das Ronacher Mobile hat Erlöse von
1,3 Millionen EUR und einen Sach- und Personalaufwand von
2,9 Millionen EUR.
Beim Theater an der Wien ein
ähnliches Bild: Erlöse von 3,1 Millionen EUR, Personalaufwand 10,9 Millionen EUR.
Was wird sozusagen mit dem Geld
gemacht? Im Theater an der Wien gibt es 71 Opernproduktionen und
39 Konzerte im laufenden Jahr. Insgesamt wird 110 Tage zu einer Summe
von 21,1 Millionen EUR gespielt. In dem Fall kann man nicht mehr von
Schließtagen sprechen, sondern muss eher von Öffnungstagen sprechen. Ein paar
Tage im Jahr hat dieses Theater, dieses Prestigeprojekt, offen, und das für
20 Millionen EUR.
Das zeigt eine nicht nur
nichttransparente Gebarung der Vereinigten Bühnen Wien, sondern zeigt insgesamt
eine desaströse Finanzierung, die durch Subventionen in beliebiger Höhe
abgedeckt werden soll. Weil es zuerst geheißen hat, die Höhe zusätzlicher
Zinserträge und zusätzliche Zinskosten für die Vorfinanzierung könne man nicht
sagen, zeigt dieses Modell, wie mit öffentlichem Geld umgegangen wird.
Wenn Sie sich an den
Kontrollamtsbericht erinnern, der das Musical "Wake up" sehr genau
untersucht hat, dann werden Sie die Skepsis verstehen können, mit der wir
diesen Dingen gegenüberstehen. Das Rechnungswesen der Vereinigten Bühnen Wien
hat eine auf die gesamte Spielzeit der Eigenproduktion "Wake up"
bezogene Ergebnisrechnung vorgelegt, die einen Verlust von
12,7 Millionen EUR auswies. Ein einziges Musical 12,7 Millionen EUR
Verlust, da stellt sich schon die Frage der Sinnhaftigkeit der Finanzierung von
Musicalproduktionen mit öffentlichen Mitteln.
Dann ist vielleicht noch ganz
interessant, dass in diesem Kontrollamtsbericht sich auch folgender Satz
findet: „Aus Gründen der Vollständigkeit wären auch die mit dem Souvenirverkauf
zusammenhängenden Aufwendungen und Erträge, die anfielen, auszuweisen und
zuzurechnen, sodass sich der Gesamtverlust, wenn man das abzieht, um
0,01 Millionen EUR auf 12,71 Millionen EUR erhöht."
Hier zeigt sich, welche
sozialdemokratische oder sozialistische Politik gemacht wird. Geld spielt
offenbar keine Rolle, wie sich auch in anderen Fällen, gerade in diesen Tagen,
zeigt. Daher können wir diesem Akt, der wirklich die Fakten verschleiert und
nur auf peinliches Nachfragen das eine oder andere kleine Faktum ausweist,
sicher nicht zustimmen! - Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr Aigner. (GR Dr Wolfgang Aigner: Nein, ich
bin gestrichen!) - Dann ist jetzt Herr GR Woller zum Wort gemeldet. -
Bitte.
GR Ernst Woller (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Vorsitzender! Frau
Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Der Beschluss über die finanziellen
Mittel für die Vereinigten Bühnen Wien ist die Umsetzung der großen Reform des
Musiktheaters in Wien und insbesondere der Umwandlung des Theaters an der Wien
in ein Opernhaus. Es ist das ein jahrzehntelanger Wunsch aller relevanten
Kräfte in dieser Stadt gewesen. Das waren die Kulturpolitiker, die das
jahrzehntelang gefordert haben. Das waren insbesondere die Künstlerinnen und
Künstler und Kulturschaffenden, die das gefordert haben. Auch alle relevanten
Kulturjournalisten haben das immer gefordert.
Ich bringe jetzt einen ganz
unverdächtigen Zeugen. Gert Korentschnig hat im "KURIER" am
9. Jänner geschrieben, das ist so schön, das muss ich wirklich zitieren:
„Seit Jahrzehnten wurde über die Umwandlung des Theaters an der Wien in ein
Opernhaus, die ja nur eine Rückverwandlung zur ursprünglichen Bestimmung ist,
diskutiert. Nun ist es zur Freude aller prominenten Vorkämpfer und Musikfreunde
so weit. Aber ist diese Entscheidung der Stadt Wien auch wirklich
richtig?" Gert Korentschnig sagt eindeutig: „Ja." – „Ist der
Zeitpunkt, das Mozartjahr 2006, der logische? Ja und nochmals Ja,",
schreibt Gert Korentschnig, „weil es das beste, wahrscheinlich sogar das
weltbeste Haus für Mozart ist. Verträgt Wien ein drittes Opernhaus? Ebenfalls
Ja, weil Wien immer noch als die Welthauptstadt der klassischen Musik
wahrgenommen wird und man daher gar nicht genug für dieses Genre tun kann.
Kostet die Opernbespielung nicht viel zu viel Geld? Nein, weil erwiesen ist,
dass Investitionen in den Kulturbereich meist vielfach zurückkommen." -
Nun, das war nicht der Pressedienst der SPÖ, sondern das war ein sehr
unverdächtiger Zeuge aus dem "KURIER". Wie wir wissen, weiß der
"KURIER" in aller Regel, wo es langgeht.
Es war aber nicht nur ein Wunsch
der Künstler und der Journalisten, es war auch ein Wunsch der ÖVP und der FPÖ.
Das haben die Herren der Opposition vergessen. Im Jahr 2002 noch haben die ÖVP
und die FPÖ einen Antrag hier im Gemeinderat auf Umwandlung des Theaters an der
Wien in ein Opernhaus gestellt. Ganz anders als heute hat damals der
Gemeinderat einstimmig zugestimmt. Das heißt, der Antrag der FPÖ und ÖVP wurde
einstimmig vom Gemeinderat beschlossen.
Viele haben von dieser Umwandlung
des Theaters an der Wien geträumt, viele haben darüber gesprochen. Die Stadt
Wien hat es umgesetzt. Die Stadt Wien hat nämlich nicht nur Visionen, sondern
sie setzt sie auch um. Das ist ganz großer Wurf von StR Mailath-Pokorny, dem
hier ein Jahrhundertwurf gelungen ist. Generationen von Politikern haben
darüber gesprochen, Andreas Mailath-Pokorny hat es in fünf Jahren umgesetzt.
Das ist ein Faktum, das man nicht wegdiskutieren kann. (GR Dr Matthias Tschirf: Das ist doch ein Witz!) Damit wird er
zweifellos in dieser Stadt Geschichte schreiben! (Beifall bei der SPÖ. - GR
Dr Matthias Tschirf: Das ist Kabarett! Das ist schlechtes Kabarett!)
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