Gemeinderat,
7. Sitzung vom 31.03.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 52
sind, kann nicht Sinn der Sache
sein. Daher sind wir immer massiv dagegen aufgetreten, dass das in dieser Form
ausgegliedert wurde, ohne uns die Möglichkeit zu geben, es zu kontrollieren. (Beifall bei der FPÖ.)
Alle unsere Anträge und Versuche,
hier verbesserte Kontrolle zu bekommen, während des laufenden Geschäftsjahrs
eine Information zu bekommen, sind bis jetzt abgeblockt worden. Das stimmt uns
natürlich nicht wirklich sehr positiv.
Diese Kombination aus mangelnder
Kontrolle, mangelnden Zukunftsvisionen und schlechtem Wirtschaften bewegt uns
dazu, leider, muss ich schon sagen, wie jedes Jahr auch heuer wieder diese
Subvention abzulehnen. (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet hat
sich Frau Mag Ringler. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Marie Ringler (Grüner Klub im Rathaus): Herr Vorsitzender! Frau
Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Mein Vorredner, Herr Stefan, hat
auf einige der Kritikpunkte, die wir teilen, schon Bezug genommen. Allerdings
möchte ich noch etwas deutlicher werden und kann auch nicht verhehlen, dass ich
mich darüber ärgere, dass weder der Kulturstadtrat noch der Finanzstadtrat bei
dieser Debatte anwesend sind. Es geht immerhin um einen der größten Posten, den
wir in der Kultur vergeben. (VBgm Dr Sepp
Rieder, zwischen den Sitzreihen stehend: Ich stehe hier, Frau Kollegin!) -
Herr Finanzstadtrat, es ist schön, dass zumindest Sie da sind! Das freut mich
sehr! Der Herr Mailath-Pokorny hat heute, glaube ich, eine Pressekonferenz
absolviert. Ich finde es bedauerlich, dass er sich noch nicht die Zeit genommen
hat, nach einer Stunde wieder da zu sein. (GR
Christian Oxonitsch: Er ist schon unterwegs! Aber er kennt den Akt, Sie werden
es nicht glauben!) - Ich weiß, dass er den Akt kennt, lieber Herr
Oxonitsch, aber ich will doch versuchen, eine sehr ernsthafte Debatte darüber
zu führen (GR Mag Andreas Schieder: Ihre
Eitelkeit wird es verkraften, noch fünf Minuten zu warten!) und finde es
bei weitem nicht so amüsant wie Sie, dass der Herr Stadtrat diesen Akt kennt,
wir ihn aber de facto nicht kennen!
Das ist auch Kern meiner Kritik,
die ich heute anbringen will. Das, was wir für 34 Millionen EUR
bekommen, sind fünf oder sechs dürre Seiten, die aus einem allgemeinen Text der
MA 7, einem schlampig ausgefüllten Formular und aus eineinhalb Seiten
Budgetkalkulation bestehen, sehr geehrte Damen und Herren, die auf unsere
Nachfrage um einige Anmerkungen durch die Abteilung ergänzt wurden, denen wir
quasi als Geste Wohlwollens entnehmen dürfen, welche Erlöse und welche
Aufwände, allgemein gesprochen, die Vereinigten Bühnen Wien haben.
Sehr geehrte Damen und Herren,
jene von Ihnen, die mit Kulturakten vertraut sind, wissen, dass es zumindest
früher so war, dass jeder Subventionsnehmer, der auch nur 500 EUR
beantragt hat, ausführliche seitenlange, ins Detail gehende Anträge schreiben
musste, in denen genau aufgelistet war, wie viel Geld er für welches Personal,
für welche Produktionen, für welche Veranstaltungen ausgeben wird. Die
Vereinigten Bühnen Wien begnügen sich, zumindest laut jenen Informationen, die
wir vom Herrn Stadtrat erhalten, mit eineinhalb Seiten einer Excel-Kalkulation.
Sehr geehrte Damen und Herren, wenn das der Stil ist, in dem die SPÖ diese
Stadt regiert, und wir hatten in den letzten Tagen und Wochen ausführliche
Diskussionen auch über diverse andere, sagen wir einmal, spekulative,
Geschäfte, die im Umfeld der SPÖ vonstatten gegangen sind, dann verstehe ich,
wie es dazu kommen konnte, dass es niemandem aufgefallen ist, dass Milliarden
in der Karibik versenkt worden sind, weil die Kalkulationen vermutlich genauso
ausführlich waren. Vermutlich haben die Aufsichtsräte der BAWAG auch nichts
anderes zu Gesicht bekommen als wir im Fall der Vereinigten Bühnen.
Dass wir das allerdings nicht auf
uns sitzen lassen, zeigt nur, dass wir ein bisschen mehr von Kontrolle
verstehen als die SPÖ, wenn sie sich, so wie es meine Kollegin Maria Vassilakou
treffend formuliert hat, täglich selbst in den Spiegel schaut und das dann das
Vieraugenprinzip ist.
Sehr geehrte Damen und
Herren, 34 Millionen EUR für die Vereinigten Bühnen sind nicht wenig
Geld. Uns auf diese Weise mit null Information abzuspeisen, ist, gelinde
gesagt, eine Frechheit. Noch frecher wird die Sache allerdings, wenn dann
solche Dinge passieren, wie dass die Vereinigten Bühnen Wien eine OTS, eine
Presseaussendung, machen, für deren Inhalt sie selbst verantwortlich sind und
worin der Satz steht: „Aus dem Kulturbudget kommen
24,5 Millionen EUR. Weitere 6,6 Millionen EUR werden vom
Eigentümer Wien Holding bereitgestellt." Jetzt liest man diese
Presseaussendung und denkt sich, das ist aber wirklich großzügig von der Wien
Holding, dass sie 6,6 Millionen EUR für die Vereinigten Bühnen zur Verfügung
stellt. Viele Journalisten haben das ebenso gelesen und haben sich gedacht, das
ist wirklich großzügig, dass die Wien Holding die Kultur subventioniert,
fördert, unterstützt. Das Hundsgemeine an der Sache ist, dass das eine völlige
Verschleierung der Tatsachen und auch eine Irrführung der Öffentlichkeit
darstellt, denn wahr ist vielmehr, wie wir dem Subventionsakt entnehmen können,
dass diese 6,6 Millionen EUR von der Wien Holding zur Verfügung
gestellt werden, damit sie die Stadt Wien über die nächsten Jahre in Raten zurückzahlen
kann. Ich weiß nicht, wie Sie das sehen, aber wenn ich so einen Satz
formuliere, dann freue ich mich quasi und bedanke mich damit bei der Wien
Holding implizit, dass sie so spendabel ist. Schmecks, es handelt sich
ausschließlich um nichts anderes als um einen Kredit.
Auf meine Frage, zu welchen Zinsen
und Bedingungen es hier eigentlich Geldverschiebungen gibt, habe ich im
Ausschuss die lapidare Antwort bekommen: „Na ja, wir wissen noch nicht, wie die
Zinsen in den nächsten Jahren sein werden. Also darauf können wir jetzt
eigentlich keine Antwort geben."
Sehr geehrte Damen
und Herren, auch 6,6 Millionen EUR sind ja kein Pappenstiel, wie man
so schön
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