Gemeinderat,
7. Sitzung vom 31.03.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 52
(Beginn um 9.02 Uhr.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Guten
Morgen, meine Damen und Herren!
Die 7. Sitzung des Wiener Gemeinderates ist
hiermit eröffnet.
Entschuldigt sind Herr GR Dr Ulm, Herr GR WALTER,
Herr GR Ekkamp und Frau GRin Kato. Irgendwie ist eine Epidemie ausgebrochen.
Wir kommen nun zur Fragestunde.
Die 1. Frage (FSP-01619-2006/0001-KFP/GM)
wurde von Herrn GR Mag Johann Gudenus gestellt und ist an die Frau amtsführende
Stadträtin der Geschäftsgruppe Bildung, Jugend, Information und Sport
gerichtet. (Der Chef der Kinderfreunde hat sich – einer langjährigen
FPÖ-Forderung folgend – am 22. März 2006 in den Medien für einen
Gratis-Kindergarten ausgesprochen. Für die Kinder mit nicht deutscher
Muttersprache wäre das ein wesentlicher Schritt zur Integration. Wird die
SPÖ-Wien dieser Forderung folgen?)
Bitte.
VBgmin Grete Laska: Einen schönen guten
Morgen, sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Gemeinderat!
Sie haben mich gefragt, ob die SPÖ der Forderung des
Chefs der Kinderfreunde folgen wird, der sich einer langjährigen FPÖ-Forderung
angeschlossen hätte und den Gratiskindergarten gefordert hätte.
Dieses ist ein klassisches Beispiel partieller
Wahrnehmung. Wenn Sie - und davon gehe ich aus - die Aussendung und die
Aussagen des Vorsitzenden der Österreichischen Kinderfreunde zur Gänze verfolgt
hätten oder haben, dann haben Sie sicherlich gemerkt, dass er zwei Dinge
besprochen hat: Das eine ist die Frage: Wie regelt Österreich den Bereich
vorschulischer Bildung? Da hat er sich dafür ausgesprochen, dass es ein
österreichweites Grundsatzgesetz geben sollte, das die Frage der Bildung im
Kindergarten festlegt, wo es darum geht, Standards festzulegen, nicht nur
qualitative, sondern auch quantitative. Da geht es darum, dass, wenn man sich
die Statistiken anschaut, man bemerkt, dass es in ganz Österreich eine höchst
unterschiedliche Versorgung mit Kinderbetreuung gibt.
Und da geht es dann im Weiteren um die Frage, und das
war der zweite Punkt, über den er gesprochen hat, wie sich denn die Möglichkeit
für die Eltern gestaltet, ihre Kinder in Kindertagesheime zu geben. Da hat er
gemeint, und das ist auch meine Meinung, dass Bildung eben nicht erst in der
Schule beginnt, sondern bereits im Kindergarten und dass es daher wichtig ist
zu überlegen, ob man in Zukunft den Kindergarten auch zum Bildungssystem dazu
rechnet. Da ist die Überlegung von Schulpflicht und wann beginnt die
Schulpflicht, und ist das letzte Kindergartenjahr unter Umständen als
Übergangsjahr zu bezeichnen, was wir auch fordern, nämlich dass man keinen
geraden Schnitt macht und sagt, alle Kinder, die bis Ende August eines
laufenden Jahres geboren sind, sind ab dem September dieses Jahres automatisch
schulpflichtig. In diesem Zusammenhang ist die Überlegung angestellt worden, ob
es nicht vielleicht möglich wäre, dass sich Bund und Länder gemeinsam auch
einer Neuregelung der Kosten annähern. Auch das ist eine Überlegung, der ich
durchaus folgen kann.
Sie sehen also, es ist weit mehr gewesen, als Sie
hier in Ihrer Frage formulieren. Wenn wir uns diesen Grundsätzen inhaltlich
annähern können, dann meine ich, dass wir einen guten Schritt in der
Weiterentwicklung der Bildungspolitik tun, dann meine ich, dass wir uns einen guten
Schritt dem nähern, was in vielen europäischen Ländern Standard ist, und dann
glaube ich auch, dass es eine Lösung geben kann, wie es ja auch in anderen
Bereichen Lösungen gibt, etwa im Schulbereich, dass Bund, Länder und Gemeinden
darüber diskutieren, wie viel aus dem großen Topf des öffentlichen Budgets in
Bildung investiert wird und eben nicht nur in schulische Bildung, sondern dass
man bereits davon ausgeht, dass Bildung bereits beginnt, wenn Kinder auf die
Welt kommen.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke,
Frau Vizebürgermeisterin.
Entschuldigen Sie noch kurz. Mir wurde gerade
berichtet, dass sowohl der Kollege Hundstorfer als auch der Kollege Wagner bis
12 Uhr entschuldigt sind. Nur der Ordnung halber. (Allgemeine
Heiterkeit.)
Bitte, Herr Mag Gudenus, Ihre Zusatzfrage.
GR Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Danke. Sehr geehrte Frau Vizebürgermeister!
Vielleicht ist es ja eine partielle Wahrnehmung der
Medien, aber am 23. März des heurigen Jahres wurde derselbe Chef der
Kinderfreunde in einer Tageszeitung zitiert, dass er auch dafür wäre, ein
verpflichtendes Kindergartenjahr einzuführen, vor allem wegen der
Sprachförderung. Was würden Sie zu dieser Forderung sagen?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte,
Frau Vizebürgermeisterin.
VBgmin Grete Laska:
Ja, da sind wir genau bei dem Punkt, den ich ja vorhin angesprochen habe. Wenn
man ein verpflichtendes Kindergartenjahr andenkt, dann muss man überlegen, wie
man diese Pflicht regelt. Eine Möglichkeit wäre, dass man sagt, bei uns beginnt
die Schulpflicht zur Zeit mit sechs und wenn man das, was früher und auch jetzt
teilweise noch als Vorschuljahr gilt oder gegolten hat, also wenn man von einer
flexiblen Schuleingangsphase zwischen dem fünften und siebenten Lebensjahr
spricht, dann beginnt diese Pflicht mit fünf. Dann muss man aber sicherstellen,
dass in ganz Österreich die nötige Infrastruktur da ist und dann muss man
sicherstellen - und das ist die Regelung zwischen Bund, Ländern und Gemeinden,
die ich im Hinblick auf die Finanzierung angesprochen habe - und darüber
nachdenken, wie man eine solche Veränderung der derzeitigen Situation auch
finanzieren kann. Aus meiner Sicht geht es nicht nur um die sprachliche
Förderung, wobei wir ja wissen, dass die sprachliche Förderung auch schon viel
früher beginnen muss als ein Jahr vor der Schule, sondern die Bildungsaufgaben
im Kindergarten sind weit mehr. Hier geht es um die soziale Kompetenz. Hier
geht es um Kreativität, um Musikalität. Hier geht es
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