Gemeinderat,
5. Sitzung vom 24.01.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 74 von 89
Menschen in ihrem Bestreben, die Landessprache zu
erlernen, wirklich unterstützen will.
Fünfter, aber nicht weniger wichtiger Punkt, der in
der Post 21 zum Ausdruck kommt, ist der Wiener Gutschein, der 2005
eingeführt wurde, und das Argument, dass Wien bei den Zwangsdeutschkursen auch
mitmachen muss. Vergessen wird aber der Punkt, dass die so genannte
Integrationsvereinbarung Neuzuwanderer betrifft. Nicht dass wir dafür plädieren
würden, dass das auf andere Gruppen ausgeweitet werden würde, aber wir sehen
eine Gefahr, wenn sich die Stadt Wien jetzt nur auf Neuzuwanderer konzentriert.
Das ist sicher wichtig – um hier Missverständnisse zu vermeiden –, es ist
sicher ganz wichtig, dass Menschen, die neu nach Österreich kommen, beim
Spracherwerb unterstützt werden, aber es kann nicht so sein, dass Menschen
ausgeschlossen sind, die länger schon hier niedergelassen sind, die vielleicht
ein unbefristetes Visum haben, denn teilweise sind auch solche Menschen von
Analphabetismus und schlechten Deutschsprachkenntnissen betroffen. Das wissen
wir, teilweise sind sie österreichische Staatsbürger, brauchen aber dennoch
einen Alphabetisierungs- oder einen Deutschkurs. Wenn man jetzt die Mittel, wie
es in diesen zwei Poststücken der Fall ist, auf Neuzuwanderer konzentriert,
noch dazu mit der Tendenz, die Zwangsmaßnahmen des Bundes zu kopieren, fragen
wir uns: Was ist mit denen, die schon länger da sind? Was ist mit denen, die
auch Deutschkurse brauchen und/oder Alphabetisierungskurse brauchen?
Dieser Trend ist verbunden mit dem Trend, dass
Deutschkurse von NGOs, die es ablehnen, Zwangskurse anzubieten, immer weniger
werden. Ich habe das Stichwort "Peregrina" erwähnt. Da möchte ich
auch auf eine konkrete Information zurückkommen, die uns im
Integrationsausschuss gegeben wurde. Wir haben dann recherchiert und mit Stand
heute weiß der betroffene Verein gar nichts von den zusätzlichen Kursen, die er
jetzt bekommen soll. Das heißt, die Information, die im Integrationsausschuss
gekommen ist, nein, es stimmt gar nicht, dass diesem Verein vom letzten Jahr
auf heuer drei Kurse gestrichen wurden, dieser Verein wird dieses Jahr genauso
viele Kurse bekommen wie letztes Jahr, stimmt nicht. Zumindest wurde das dem
Verein nicht mitgeteilt. Ich habe keine Ahnung, ob schon eine Entscheidung
vorliegt, aber es kann nicht so sein, dass man nur auf Grund von Versprechen
Dinge abzuwickeln versucht, wo die Betroffenen gar nicht die Information haben
oder wo ihnen einfach andere Informationen gegeben werden.
Aus diesen Gründen möchten wir zwei Beschlussanträge
stellen, um sicherzugehen, dass neben den Deutsch- und Alphabetisierungskursen,
die hier angeboten werden, das Prinzip der Freiwilligkeit des Besuchs von
Deutsch- und Alphabetisierungskursen erhalten bleibt. Wir möchten ein
offizielles und öffentliches Bekenntnis der Wiener SPÖ zur Beibehaltung des
Prinzips der Freiwilligkeit, weil wir ganz konkret befürchten – und ich habe es
vorhin begründet –, weil wir ganz konkret die Sorge haben, dass auch die Stadt
Wien nach der Bundesregierung in Richtung Zwang geht, auch wenn sie offiziell
etwas anderes sagt. (GR Godwin Schuster:
Fünfmal Nein gesagt, und trotzdem gilt es nicht!) Für uns zählen vielmehr Taten
(Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Eben!)
und nicht so sehr die Ankündigungspolitik. Vor allem, wenn man etwas sagt und
wenn man dann das Gegenteil tut, wirkt es nicht wirklich sehr glaubwürdig.
Wenn Sie der Meinung sind, das Prinzip der
Freiwilligkeit wird sowieso beibehalten, können Sie diesem Antrag ja zustimmen.
(Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Das
brauche ich nicht, weil wir das ja sowieso machen!) Ja, das brauchen Sie
nicht. Das ist dann natürlich auch ein Bekenntnis. Wenn man sagt, nein, das
Prinzip der Freiwilligkeit bleibt nicht erhalten, wir stimmen diesem Antrag
nicht zu, dann nehmen wir das auch zur Kenntnis. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Ich brauche Ihren Antrag nicht, um
meine Politik zu machen!) Das ist dann auch eine Entscheidung. (GR Godwin Schuster: Wir haben das Budget
verdoppelt, Frau Korun!)
Der zweite Beschlussantrag betrifft die
Berücksichtigung von länger niedergelassenen Migranten und Migrantinnen, dass
sie sozusagen nicht vergessen werden, während man sich auf Neuzuwanderer und
Neuzuwanderinnen konzentriert. Auch da geht es selbstverständlich um die
Beibehaltung des Prinzips der Freiwilligkeit des Besuchs. So sehr die
Neuzuwanderer gefördert werden müssen, damit sie sich Sprachkenntnisse erwerben
können, sollte man auch die länger da lebenden und teilweise österreichische
StaatsbürgerInnen seienden Menschen nicht vergessen. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Richtig!)
Sie haben hier ganz konkret die Möglichkeit zu
betonen oder auch zu unterstreichen, dass das Prinzip der Freiwilligkeit
erhalten bleibt. (Amtsf StRin Mag Sonja
Wehsely: Dafür brauche ich aber Ihren Antrag nicht!) Wenn Sie dagegen
abstimmen (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely:
Außerdem bin ich nicht stimmberechtigt!), werden wir es zur Kenntnis
nehmen. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu
Wort gemeldet ist nun Frau GRin Mag Ekici. Ich bitte sie ans Rednerpult.
GRin Mag Sirvan Ekici (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau
Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Kenntnisse der Landessprache sind ohne Zweifel eine
wichtige Voraussetzung für Integration und fördern den Integrationsprozess. Ich
darf an dieser Stelle den deutsch-türkischen Kabarettisten Keretin zitieren,
der sagt: Sprache ist der Büchsenöffner. Zugegeben, Sprache ist nicht alles,
aber alles ist nichts ohne Sprache.
Jede Maßnahme in dieser Richtung
ist zu unterstützen und zu begrüßen. Deswegen verstehe ich das heutige
Abstimmungsverhalten der GRÜNEN nicht. Die Stadt Wien hat ein Budget für
Alphabetisierungs- und Deutschkurse zur Abstimmung vorgelegt. Jeder
Neuzuwanderer bekommt von der MA 20 einen 100 EUR-Gutschein, den man
auch für die Kurse, die zur Erfüllung der Integrationsvereinbarung notwendig
sind, verwenden kann. Es ist allerdings anzumerken, dass 2005 nur
40 Prozent der
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