Gemeinderat,
5. Sitzung vom 24.01.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 68 von 89
unter sinnvoller Integrationspolitik verstehen.
Dass Sie das sehr leicht nehmen und, so glaube ich,
den Umfang des Konfliktpotentials gar nicht wirklich erkennen, zeigt eine
Aussage des Herrn Bürgermeisters in einem "NEWS"-Interview, worin er
meint, dass es sich nur um 700 Schüler in Wien handelt, die problematisch
sind bezüglich des Könnens der Sprache oder weil sie eben zugezogene Ausländer
sind. Wenn man sich die Zahlen für das Schuljahr 2004/2005 anschaut - das ist
eine der letzten Statistiken -, dann haben wir da ganz andere Zahlen. Es sind
insgesamt, auf die Pflichtschulen bezogen, 70 437 Schülerinnen und
Schüler, die nichtdeutscher Muttersprache sind, das sind 32,8 Prozent
insgesamt, auf die Pflichtschulen bezogen, 52,9 Prozent im Polytechnikum,
50,6 Prozent in den Hauptschulen, 43,4 Prozent in den Volksschulen.
Das ist ein sehr, sehr hoher Anteil, und es ist ganz klar, dass das mit
Konflikten verbunden ist. Dem ist entgegenzuwirken, aber nicht dadurch, dass
Vereine auch noch mithelfen, gegen eine Eingliederung in und eine Anpassung an
unsere Gesellschaft zu wirken!
Ich komme noch ganz kurz auf die Wiener
Integrationskonferenz - praktisch ein Trägerverein, den wir heute auch fördern
- zu sprechen. Hier ist es problematisch zu sehen, dass es Vereine
beziehungsweise Proponenten von Vereinen gibt, die sich, sagen wir einmal,
einerseits an der Grenze der Legalität bewegen beziehungsweise eine ganz
deutliche Nähe zum Extremismus haben. Ich ziehe kurz an: Michael Genner mit dem
Verein "Asyl in Not", der mehrfach zum Gesetzesbruch aufgerufen hat.
Ich nehme als Beispiel "Bunte Demokratie für alle", wo Charles Ofoedu
als Geldwäscher verurteilt worden ist; den Verein "Saykom", der seine
PKK-Nähe nie losgeworden ist; die Organisation LEFÖ, die dafür bekannt ist,
dass sie auch illegale Prostituierte unterstützt; den Verein
"Solmit", der das islamische Gymnasium betreibt und der selbst von
türkischen Zeitungskommentatoren als Keimzelle des Islamismus betrachtet wird (Zwischenrufe
bei der SPÖ.), und letztlich, weil wir von A bis Z gehen, den Verein
“ZARA“, der sich ja der Denunziation verschrieben hat.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe
hiermit zusammengefasst, warum wir im Sinne der Wienerinnen und Wiener, im
Sinne der Steuerzahler diese Vereins-un-kultur, die zunehmend Platz greift und
sehr, sehr viel Geld verschlingt, als Freiheitliche nicht unterstützen werden. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zum
Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Korun. - Bitte.
GRin Mag Alev Korun (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter
Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Eigentlich wollte ich mit dem Punkt beginnen, dass
heute auch eine ganze Reihe von sehr sinnvollen und renommierten Frauenprojekten
und Frauenförderprojekten auf der Tagesordnung steht. Angesichts des
Debattenbeitrags meiner Vorrednerin sehe ich mich gezwungen, auch zu ihrem
letzten Punkt etwas zu sagen, nämlich zu den angeblich extremistischen
Vereinen. Ich verzichte freiwillig darauf, diese Behauptung, Integration würde
in Eingliederung in eine Mehrheitsgesellschaft bestehen, zu beantworten. Darauf
werde ich nicht eingehen, ich glaube, diese extremistische Haltung richtet sich
sozusagen von selbst. (Beifall bei den
GRÜNEN. - Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Der Verein “ZARA“ ist ein Verein, der aus sehr
engagierten Menschen zusammengesetzt ist, die teilweise in schon jahrelanger
Selbstausbeutung versuchen, Opfern und Betroffenen von rassistischer
Diskriminierung zu helfen. Er ist weit entfernt davon, irgendwen zu
denunzieren, sondern er leistet sehr sinnvolle Menschenrechts- und
Antirassismusarbeit.
Ich werde nicht auf jeden Verein und auf jede Person eingehen,
die Sie von hier aus zu denunzieren versucht haben. Es ist so viel dazu zu
sagen, dass diese Vorwürfe von wegen Extremismus oder Islamismus zuerst einmal
belegt werden müssen, bevor sie von hier aus, von diesem Pult im Gemeinderat
aus, in die Öffentlichkeit gestreut werden. Denn die Menschen, müssen Sie sich
vorstellen, sind durchaus fähig und in der Lage, sich gegen Rufmord zu wehren
und auch gerichtliche Schritte zu setzen. (Beifall
bei den GRÜNEN und von GemeinderätInnen der SPÖ.)
Zum ersten Punkt, zu den Frauenprojekten: Es geht
unter anderem um "Frauenhetz", um "EfEU", um
"FIBEL" und um andere Projekte, die seit Jahren, wenn nicht seit
Jahrzehnten sehr sinnvolle Empowerment-Arbeit leisten, also Hilfe zur Selbsthilfe,
Hilfe für die Selbstermächtigung von Frauen egal welcher Herkunft. Wir finden,
dass diese Arbeit, wenn man Frauengleichbehandlung und Chancengleichheit
zwischen den Geschlechtern ernst nimmt, eine sinnvolle und förderungswürdige
Arbeit ist.
Umso weniger verstehen wir die Haltung der ÖVP, die
sowohl im Integrationsausschuss als auch im Stadtsenat argumentiert hat, Gender
Budgeting sei noch nicht umgesetzt, und deshalb seien diese Frauenprojekte
abzulehnen. Diese Haltung ist für uns schlicht und ergreifend nicht
nachvollziehbar. Gerade wenn man Gender Budgeting und Frauengleichbehandlung
und –gleichberechtigung ernst nimmt, muss man und frau eben Geld in die Hand
nehmen und konkrete Frauenprojekte fördern. Es wäre ganz sicher zu wenig, nur
von Gender Budgeting zu reden und auf der anderen Seite Frauenprojekte
sozusagen dumm sterben zu lassen, sie nicht zu fördern und ihnen die Förderung
und Unterstützung zu entziehen. Wir werden den Frauenprojekten, die heute auf
der Tagesordnung stehen, selbstverständlich zustimmen. (Beifall bei den GRÜNEN und von GemeinderätInnen der SPÖ.)
Damit komme ich zum zweiten Punkt,
nämlich zu den Migrantenvereinen, die auf der Tagesordnung stehen. Konkret geht
es um "Miteinander Lernen", "Peregrina" und LEFÖ. Das sind
Vereine, die teilweise seit über 20 Jahren Pionierarbeit leisten. LEFÖ
wurde hier von meiner Vorrednerin kritisiert, weil sie es dort wagen, auch
illegale Sexarbeiterinnen zu unterstützen. Ich frage von dieser Stelle aus ganz
offen: Wäre es Ihnen lieber, dass illegalisierte, teilweise nach Österreich
gehandelte
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