Gemeinderat,
5. Sitzung vom 24.01.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 61 von 89
dann sehen, wenn sie selber einmal „SOS“ und „Blaulicht“
schreien und das ist jetzt der Fall.
Nehmen Sie zur Kenntnis, Frau Stadträtin, dass Sie
jetzt agieren müssen und die Rettung nicht vertrösten dürfen, bis das Projekt
in vielleicht ferner Zukunft fertig ist!
Es macht mich skeptisch, dass die Auskünfte, die ich
bekomme, zu widersprüchlich sind. Der Herr Dr Kaff hat vor 14 Tagen im
Ausschuss ganz klar und deutlich auf meine Frage, wie es mit dem Projekt
aussieht, gesagt: „Ein vorläufiger Endbericht wird in der nächsten Woche der
Stadträtin vorgelegt.“ Heute Morgen, als ich die Frau Stadträtin dazu befragt
habe, hat sie gesagt, weder von “vorläufig“ noch von “Endbericht“, nicht einmal
von “Zwischenbericht“ ist die Rede, man stecke noch mittendrin. Und es ist
schon verwunderlich, wenn der zuständige höchste Beamte, der Herr Dr Kaff,
sagt: „ Wir sind kurz vorm Endbericht.", also sie haben einen vorläufigen
schon fertig und die Frau Stadträtin weiß nicht einmal etwas von einem
Zwischenbericht. Ich denke, die Rettung, die Sanitäter, die Personalvertretung
haben ein Recht darauf, hier umfassend informiert zu werden. Klären Sie diese
Widersprüche auf! Sagen Sie, was Sache ist. Sagen Sie, wie weit Sie wirklich
mit Ihrem Projekt sind und binden Sie das Personal ein! Es ist halt schlicht
und einfach nicht genug, wenn man hin und wieder eine Informationsveranstaltung
macht. Man soll auch die Probleme benennen, die es gibt, und nicht nur darauf
hoffen, dass die Menschen geduldig sind.
Ich stelle daher den Beschlussantrag:
„Die zuständige Stadträtin wird aufgefordert,
unverzüglich die Personalnot bei der Wiener Rettung durch Aufstockung und
optimierte Personalsteuerung zu beseitigen,“ - und das Wort “unverzüglich“ ist
hier besonders wichtig -, „die notwendige Anzahl weiterer Einsatzfahrzeuge zu
installieren, das Belastungsrundschreiben zurückzunehmen und das Gehaltsschema
der Sanitäter zu verbessern.“ Und weiter: „ Anlässlich dieses Poststücks, das
wir hier diskutieren, fordere ich die Frau Stadträtin auf, die Mehreinnahmen,
die der Gemeinde Wien durch die Neufestsetzung der Transportgebühren erwachsen,
zur Gänze und nachweislich der Verbesserung der Arbeitssituation der
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zuzuführen.“
Frau Stadträtin, Sie nehmen jährlich mehr Geld ein
und nicht wenig Geld dafür, dass die Rettung ausfährt. Sie nehmen jetzt speziell
Geld für die Bereitstellung bei Veranstaltungen ein. Widmen Sie dieses Geld
nicht dem Gulaschtopf des Gesamtbudgets, sondern widmen Sie dieses Geld
expressis verbis und dann auch nachgewiesen der Besserstellung der Mitarbeiter
und Mitarbeiterinnen. Sie würden es Ihnen danken. Sie sollen nicht weiterhin
den Eindruck haben, dass sie vertröstet werden und Ihre Probleme auf die lange
Bank geschoben werden. Ich ersuche um Zustimmung zu diesem Antrag. (StR DDr
Eduard Schock: Der Applaus ist nicht gegeben worden!)
Ich bin ja noch nicht fertig! (Heiterkeit bei der
FPÖ.) Haben Sie gehofft, ich gehe jetzt? Keine Rede davon! (StR DDr
Eduard Schock: Ganz im Gegenteil! Ganz im Gegenteil!) Ich bleibe noch und
muss mich, Herr StR Schock, mit einem Thema noch befassen, das auch mit
Gebühren zu tun hat, aber mit Gebühren, die die ganz Armen betreffen, jene
Menschen, die in Einrichtungen Gott sei Dank betreut werden, die sich darauf
spezialisiert haben, als Tageszentrum für chronisch kranke Menschen, die in
vielem Unterstützung brauchen, da zu sein. Es geht konkret um die Multiple
Sklerose und es geht um die Caritas Socialis, die ein Pflege- und Sozialzentrum
am Rennweg betreibt. Wir sind von einem Patienten kontaktiert worden, denn es
gibt Gebühren, die so unfassbar sind, dass man gar nicht glauben kann, dass das
in Wien passiert. Sie sollen wissen, worum es geht.
Da gibt es einen Patienten, der ist an MS erkrankt,
also Multiple Sklerose, was bedeuten kann, dass man immobil wird, Unterstützung
bei vielen Leistungen des täglichen Lebens braucht und Therapien braucht. Im
konkreten Fall dieses einen Patienten bedeutet es, dass er auch nicht mehr
arbeiten kann. Er ist Mindestrentner mit Ausgleichszulage und hat ein Einkommen
von mageren 690 EUR. Das ist echt super wenig. Denken Sie einmal kurz
nach, wann sie das letzte Mal 690 EUR vielleicht für etwas, was Sie gar
nicht brauchen, ausgegeben haben und es wird Ihnen bestimmt etwas einfallen.
Viele Menschen leben aber von diesem Betrag.
Dieser Patient geht mehrere Male in der Woche in das
Tageszentrum am Rennweg und hat dort 6 EUR pro Tag für Mittagessen und
Jause zu bezahlen. Das geht an die Caritas Socialis und das ist auch klar:
Essen kostet und er trägt seines dazu bei. Dann bezahlt er 5,25 EUR für
Pflege und soziale Betreuung an den Fonds Soziales Wien. Also Sie sehen, eine
schmalzige Einnahme für den Fonds, 5,25 EUR. Das macht einen Tagesbeitrag
von 11,25 EUR. Also für jemanden, der 690 EUR hat, ist das schon
sehr, sehr viel Geld. Gut. Damit lebt der Patient und sagt, die Sache ist auch
so, dass ihm diese Therapie, die er dort bekommt und auch die soziale Ansprache
und so weiter sehr, sehr wichtig sind und es ist auch uns wichtig und soll uns
sozialpolitisch wichtig sein, dass die Menschen unter die Leute gehen und nicht
einfach zu Hause bleiben müssen.
Aber jetzt kommt es und das ist schier unglaublich
und Sie sollen es einfach wissen: Wenn man - und das ist in diesem Fall, aber
auch bei anderen Patienten häufig der Fall - durch eine Infektion oder durch
eine sonstige Beeinträchtigung erkrankt und zu Hause bleiben muss oder – wie
Sie und ich – auch einmal ein Urlaub dazwischen kommt - also es gibt Tage, da
kommt man nicht, weil man krank ist. Dann muss man kurzfristig absagen. Und
dann gibt es Tage, da weiß man, dass man nicht kommt, weil man auf Urlaub fährt
und da sagt man halt 14 Tage oder drei Wochen vorher, wo man es weiß, auch
ab. Dann würde man normalerweise meinen, dass man in beiden Fällen, im Falle
eines rechtzeitig angekündigten Urlaubs, aber auch im Falle einer überraschenden
Erkrankung, diese 11,25 EUR nicht bezahlen muss, weil man ja nicht dort
ist.
Weit gefehlt, weit gefehlt, meine geschätzten
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