Gemeinderat,
5. Sitzung vom 24.01.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 89
Tempo 50-Reduktion auf 1 Prozent der Straßen in Wien durchführen. Das ist in Wirklichkeit dasjenige, worum Sie sich herumschwindeln wollen.
Aber neben der Dieselpartikelförderung wäre es
vielleicht auch noch gescheiter, wenn wir in wirklich belasteten Gebieten - und
wir kommen jetzt gerade wieder in die Wochen hinein, wo wir Gefahr laufen, dass
in vielen Bereichen von Wien wirklich die Feinstaubgrenze überschritten wird, wenn
dann nämlich die Maßnahmen gesetzt werden, die notwendig sind. Machen Sie dann
ein Angebot an die Wienerinnen und Wiener an solch belasteten Tagen auf
Gratisfreifahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Warum tun Sie das nicht? Damit könnten Sie nämlich
wirklich die Feinstaubbelastung reduzieren und der Bevölkerung von Wien
nachhaltig nützen, aber mit einer schikanösen
Geschwindigkeitsbeschränkungs-Maßnahme wird Ihnen das nicht gelingen. (Beifall bei der ÖVP.)
Eine weitere Maßnahme, meine Damen und Herren, wäre,
wenn Sie Herrn StR Faymann die Möglichkeit gäben, das Geld aus der
Stadtentwicklung und dem Verkehr auch in seinem Bereich zu verwenden und
anstatt 450 000 EUR für Taferl Auf- und Abmontieren es dafür
bereitzustellen, dass die thermische Wohnhaussanierung bei Gemeindebauten
endlich verstärkt wird. Sie wissen ganz genau, dass mit der thermischen
Wohnhaussanierung bei jeder einzelnen Wohnung der Emissionsausstoß um
50 Prozent reduziert werden könnte. Um 50 Prozent!
Sie wissen auf der anderen Seite, dass Sie mit der
Temporeduktion auf 1 Prozent der Straßen in Wien von 70 oder 60 auf
50 km/h eine Feinstaubreduktion von maximal 0,000x Prozent erreichen
werden. Meine Damen und Herren, dafür 450 000 EUR und mehr
auszugeben, und dies auf dem Rücken der Steuerzahler, das ist etwas, das man
sich als Regierungspartei normalerweise nicht erlauben kann.
Doch nur dank Ihrer absoluten Mehrheit gelingt es
Ihnen, über einen solchen Lapsus hinwegzukommen. Aber ich frage mich nur, wie
lange.
Es gibt eine aktuelle Umfrage von Ende Dezember, wo
auch gefragt wurde, wie steht nun die Partei in der Gunst der Bevölkerung. Und
Sie müssen zur Kenntnis nehmen, dass Ihre SPÖ in Wien seit der letzten Wahl in
den Rohdaten von 48 Prozent auf 37 Prozent abgesunken ist. (Beifall bei der ÖVP.) Worauf glauben
Sie, ist das zurückzuführen?
Gleichzeitig gibt es Daten, dass die Umfragewerte des
Bürgermeisters auch seit der Wahl abgenommen haben. Kein Wunder. Hier wird eine
Maßnahme angekündigt, groß in den Raum gestellt, danach gibt es Probleme bei
der Umsetzung, dann wird es wieder zurückgenommen. Derer haben wir nun mehrere
Beispiele in den vergangenen Wochen gehabt. Das wird Ihre Lösungskompetenz
nicht steigern. Uns soll es recht sein vor der nächsten Nationalratswahl, Sie
aber sollten ernsthafter an die Dinge rangehen, nicht nur für Ihren Wahlerfolg,
sondern vor allem für die Wienerinnen und Wiener. (Beifall bei der ÖVP.)
Sie haben etwas an Hochmut in Ihren Aussagen, und dazu
gehören auch die von Ihnen - und wahrscheinlich gibt es auch dort so gut wie
niemanden, der nicht der SPÖ angehört - stark unterstützten Wiener Linien.
Gestern noch, am 23. Jänner, sagen die Wiener Linien, Sie sehen sich für
sibirische Temperaturen gerüstet. Ein Sprecher der Wiener Linien erklärt: „Die
Straßenbahn ist mit Sicherheit, und die U-Bahn-Garnituren sind mit Sicherheit
kältetauglich, die Garnituren der Wiener Linien halten jedenfalls eine
sibirische Kälte von Minus 20 Grad aus“, betont er. „Es könne bestenfalls
sein, dass die Heizung, die Waggons, etwas weniger Wärme als üblich haben, wenn
es nun über Tage derartige Temperaturen habe. Schließlich habe man ja immer das
Problem, dass sich ständig die Türen für die ein- und aussteigenden Fahrgäste
öffnen würden. Grundsätzlich sei trockene Kälte für den Betrieb aber ziemlich
wurscht.“ Das war gestern ihre Erklärung, sehr hochmütig. Heute, vor
25 Minuten: „Arktische Kälte, Wiener Linien werden von Kälte ausgebremst.
Wegen geringer Temperaturen fallen Signalsysteme kurzzeitig aus.“ Sprecher der
Wiener Linien: „Kann keine umfassende Servicegarantie für die kommenden Tage
geben.“ Gestern klang das alles noch ganz, ganz anders. Hochmut kommt vor dem
Fall. (Beifall bei der ÖVP)
Meine Damen und Herren, Rücknahme auf bestimmten
Straßen bedeutet nun, dass Sie selbst auf Ihrer Homepage jetzt auf zwei Seiten
die verschiedenen Straßenzüge ausweisen müssen, wo wir 60 fahren dürfen, wo wir
50 fahren dürfen, wo wir 70 fahren dürfen und wo wir nun 80 fahren dürfen. Und
das geht so weit, dass wir auf einzelnen Straßenabschnitten ganz
unterschiedliche Bereiche haben. Also, zum Beispiel, wenn Sie von
Niederösterreich auf der Westeinfahrt nach Wien fahren, so werden Sie zuerst
einmal auf 50 abgebremst, nach 500 m dürfen Sie dann wieder 70 fahren, um
nach einem Kilometer dann wieder auf 50 abgebremst zu werden. Dasselbe Spiel
haben Sie auch im 22. Bezirk, bei der Brünner Straße - nein, die ist im
21. Bezirk -, im 22. Bezirk haben Sie es auf der Breitenleer Straße
genauso. Zuerst werden Sie abgebremst, dann dürfen Sie wieder schneller fahren,
dann werden Sie wieder abgebremst. Das heißt, wir stellen auch immer öfters
Taferln auf. Und da glauben Sie noch, dass diese zusätzlichen Taferln, die Sie
nun aufstellen müssen, nicht mehr Geld kosten, obwohl Sie selbst gesagt haben,
jedes Taferl Aufstellen kostet mindestens 150 bis 200 EUR. Wie können Sie
das in Ihren Rahmenbeschluss von 450 000 EUR noch hineinbringen - so
wie Sie es argumentiert haben -, wenn Sie zuvor diese Zusatztafeln gar nicht
berücksichtigt haben. Waren Sie am 30. November 2005 bereits so
intelligent, dass Sie gewusst haben, welches Chaos Sie erzeugen werden, dass
Sie bereits in dem Rahmenbeschluss die nachträglichen Radarjustierungen und die
nachträglichen Tafelaufstellungen schon berücksichtigt gehabt haben? Hätten Sie
uns das erspart, wäre es besser gewesen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren, ein
Problemfall kommt selten allein, wie es so schön heißt, und daher kommen wir
schon zum nächsten Problemfall:
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