Gemeinderat,
5. Sitzung vom 24.01.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 27 von 89
Gemeinderats gegeben ist.
In der Präsidialkonferenz wurde nach Beratung die
Postnummer 58 zum Schwerpunkts-Verhandlungsgegenstand erklärt und
gleichzeitig folgende Umreihung der Tagesordnung vorgeschlagen.
Postnummern 56, 57, 59, 60, 55, 1, 2, 4, 8, 9, 10, 11, 22, 23, 24, 25, 17,
18, 19, 20, 21, 66, 70, 62, 26, 27, 76, 77, 41, 47, 48, 49, 50, 51, 52 und 54.
Diese werden daher in dieser Reihenfolge zur Verhandlung gelangen.
Es gelangt nunmehr die Postnummer 58 zur
Verhandlung. Sie betrifft eine mehrjährige Vertragsgenehmigung bezüglich der
Errichtung von unbeleuchteten Verkehrszeichen und Fahrradabstellanlagen auf
Hauptstraßen-B und Straßen im Bereich Nord, welche von der Stadt Wien erhalten
werden.
Ich bitte die Berichterstatterin Frau Gemeinderätin
Gaal, die Verhandlungen einzuleiten.
Berichterstatterin GRin Kathrin Gaal:
Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Ich bitte um Zustimmung zum vorliegenden Akt.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Ich eröffne die Debatte.
Ich erinnere: Die Redezeit in der ersten Runde
beträgt 40 Minuten.
Als Erster zu Wort gemeldet ist Herr
GR Dr Madejski.
GR Dr Herbert Madejski
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Berichterstatterin! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Stadträte kann ich jetzt nicht begrüßen, weil keine
da sind, aber ich nehme an, sie werden schon noch kommen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn wir die
letzte Gemeinderatssitzung Revue passieren lassen, dann können wir feststellen,
dass gerade Bgm Häupl in der Fragestunde wieder sehr interessante
Antworten gegeben und Ausführungen gemacht hat. – Unter anderem sagte er:
„Sie beleidigen den seriösen Wissenschaftler in mir – Heiterkeit im Saal –,
denn gerade einen Sekundärschadstoff innerhalb von drei Wochen zu messen, zu
bewerten und dann auch die Maßnahme zu bewerten, ist schon leicht verwegen. Das
muss ich Ihnen in aller Offenheit sagen.“
Zwei Minuten später sagt er auch noch: „Da stehe ich
nicht an, wenn das keine sinnvolle Maßnahme ist, diese wieder zurückzunehmen.
Wenn es aber eine sinnvolle Maßnahme ist, dann erwarte ich allerdings Ihre
Huldigung." – Also ich glaube, Huldigung wird er keine bekommen,
damit kann er nicht mehr rechnen!
Zwei Minuten später kommt noch einmal: „Und
wir“ – nämlich der Herr Bürgermeister und die SPÖ-Stadtregierung –
„sagen heute schon, dass wir bereit sind, das“ – nämlich die
Verordnung – „zurückzunehmen, wenn es nichts bringt. Wenn es allerdings
etwas bringt, dann bleibt es.“ – Schluss.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Jetzt meine
ich: Man muss doch zwei Jahre testen, erst dann kann man feststellen, ob etwas
gut oder schlecht ist. Daher wundert es mich schon sehr, dass diese Testphase
nach vier Wochen teilweise abgeschlossen wurde, und zwar mit dem Ergebnis, dass
man bei sieben Straßenzügen das Ganze wieder zurücknimmt. Da frage ich mich:
Stimmt mit dem Messen etwas nicht ganz – was ich eher glaube –, oder
wurde das auf Grund des politischen Drucks, auch der FPÖ mit ihrer
Volksbefragung, wieder zurückgenommen? Ich glaube eher Zweiteres. Und der Herr
Bürgermeister weiß natürlich ganz genau – auch als Wissenschaftler, das
habe ich vorher schon erwähnt –, dass er die Auswirkungen auf den Feinstaub
in den nächsten Jahren nie vergleichen können wird, weil ja auch nie gleich,
sondern mit verschiedensten Mitteln gestreut wird; daher kann man die Sache an
sich überhaupt nicht vergleichen.
Meine Damen und Herren! Schauen wir uns einmal den
gesamten Zeitablauf an! Begonnen wurde die Diskussion durch TU-Professor
Dipl Ing DDr Puxbaum. Dieser wurde heute schon von Kollegen
Maresch zitiert, allerdings anders. In einem Artikel in der “Presse“ mit dem
Titel “Feinstaub: Experte warnt vor Hysterie“ wird ein Interview mit Prof Puxbaum
erwähnt, das dieser schon im März gegeben hatte. –Ich darf zitieren:
„‚Insgesamt hat die Feinstaubbelastung in den letzten Jahren abgenommen. Nur
durch den niedrigen EU-Grenzwert wurde es zu einem akuten Problem.’ –
Puxbaum weiß, wovon er spricht. Er leitet das Forschungsprojekt Aquella, das
sich mit den Verursachern des Feinstaubs beschäftigt.“ (GR Heinz-Christian
Strache: Das hat Maresch aber nicht gelesen! – GR Mag Rüdiger
Maresch: Doch!) Der Maresch weiß immer alles besser, darum sitzt er ja
schon eine Reihe weiter vorn, vorher ist ein Stückerl weiter hinten gesessen,
dort wo Chorherr jetzt sitzt. (GR Heinz-Christian Strache: Das kennt er aber
nicht!)
Hören Sie zu! „Puxbaum: ‚In Wien beträgt der Anteil
des Feinstaubs aus dem Verkehr 15 Prozent.’ Nur ein Viertel davon entfällt
laut Puxbaum auf den PKW-Verkehr. Interessant sei auch, dass der Großteil der
Mikropartikel aus den Nachbarländern mit dem Wind nach Österreich gelange.
Hauptsünder wären feine Sulfate aus veralteten Kraftwerken. Eine Überraschung
für ihn sei, dass viele Mikropartikel auch aus Niederösterreich nach Wien
gelangen.“
Zusätzlich sagt Puxbaum, dass „Feinstaub kein lokales
Problem“ sei. Daher kann man dieses Problem so nicht lösen, egal wie man es
angeht, am allerwenigsten aber mit Ihrer 50 km-Beschränkung.
Auch damals war Frau Umweltstadträtin Sima schon
anderer Meinung als Prof Puxbaum: „Wir wollen uns nicht aus der
Verantwortung stehlen, wissen aber, dass 60 Prozent des Feinstaubs aus dem
Ausland kommen.“ – Das war im März.
Gleichzeitig kam dann plötzlich auch die Geschichte
mit den 20 t Feinstaub für Simmering auf. Darauf brauche ich gar nicht
näher einzugehen, denn auch das stand in allen Zeitungen. – Auf der einen
Seite bemühen wir uns mit kleinlichen Maßnahmen, den Feinstaub zu reduzieren,
auf der anderen Seite blasen wir 20 t Feinstaub in Simmering aus einem
Zementwerk in die Luft! Da frage ich mich schon: Wo sind hier die Frau
Stadträtin und die Umweltpolitik in Wien geblieben?
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