Gemeinderat,
5. Sitzung vom 24.01.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 89
aus EU-rechtlichen Gründen, aber auch aus inhaltlichen Gründen. Wir werden aber sicher über niemandes Kopf hinweg und nicht gegen den Willen der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen diese Umstellung machen, sie geht ohnehin nur schrittweise, sondern nur mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gemeinsam.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke. – Herr Mag Ebinger.
GR Mag Gerald Ebinger (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Frau Stadträtin! Ich glaube, wir sind uns einig,
dass hier ein Handlungsbedarf besteht, und es werden ja von Ihrer Seite auch
Handlungen gesetzt in diese Richtung. Es gibt 168 000 Einsätze, um
11 000 Einsätze mehr als noch ein Jahr bevor, eine explodierende
Zunahme der Einsätze und einen stagnierenden Personalstand, Frustration bei den
Mitarbeitern.
Jetzt habe ich einem Antrag entnommen, dass 1 000
Freischichten schon angefallen sind. Das heißt für mich als Beamten, dass quasi
so viele Gutstunden da sind, dass man sich einen Zeitausgleich nehmen könnte.
Wenn man sich aber diesen Zeitausgleich nimmt, dann ist wieder zusätzliches
Personal notwendig, weil sonst das ganze Werkel nicht mehr am Rennen zu halten
ist.
Meine Frage an Sie, Frau Stadträtin: Wir überlegen
hier jetzt einerseits Modelle für die Zukunft. Aber könnten Sie sich auch
vorstellen für die Vergangenheit oder bis diese Modelle der Zukunft eintreten,
dass man, wenn ein Zeitausgleich oder eine Freischicht nicht möglich ist, den
Bediensteten die angesammelten Gutstunden in Geld ablöst?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Zum
einen versuchen wir, diese zusätzlichen Belastungen, die es gibt,
auszugleichen, wie ich vorher schon in der Antwort an die Kollegin ausgeführt
habe, dass wir jene Einsätze, bei denen es möglich ist, abgeben, weil wir mit
dem Team für Wien sehr gut zusammenarbeiten. Wir haben für 2006 zusätzliche
Dienstposten beantragt, die wir auch bekommen haben, schon allein deswegen,
weil unser Journal ja umgestellt wird. Wir erwarten uns im Übrigen, aber auch
da will ich mir erst die Praxis anschauen, von dem neuen Journal, das ja neue
technische Möglichkeiten bietet, organisatorisch große Vorteile, die sich
natürlich auch für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auswirken.
Nur, zu Ihrem Hinweis mit den Freischichten erlaube
ich mir schon, darauf hinzuweisen, dass sie bei einem 24 Stunden-Dienst
systemimmanent sind. Das heißt, genauso wie wir es bei der Feuerwehr haben,
haben wir es auch bei der Rettung. Das ist sozusagen Normalbetrieb
logischerweise, dass sich schon allein mit zweimal 24 Stunden-Dienst eine
durchschnittliche 40 Stunden-Woche nicht ausgehen kann. Das heißt, drei
Schichten sind systemimmanent und machen natürlich ihren inhaltlichen Sinn und
sollen auch genommen werden und genommen werden können, weil wir eben sonst zu
dieser Überbelastung kommen, die wir nicht wollen.
Ich denke, allein dieses Beispiel zeigt, wie komplex
die Herausforderungen sind, vor denen wir stehen bei der Berufsrettung, wie
toll auch gearbeitet wird. Trotz all dieser Herausforderungen funktioniert die
Rettung sehr, sehr gut, und das ist auch genau der Grund, und damit zeigt es
sich in dieser Diskussion auch, warum ich eben gesagt habe, nein, wir setzen
uns jetzt nicht extra zusammen und finden eine Lösung für die
Einsatzkoordination und dann machen wir eine extra Arbeitsgruppe, die befasst
sich mit der Frage der Arbeitszeiten, und eine dritte Arbeitsgruppe, die
befasst sich mit der Einteilung der Schichten, sondern wir müssen das alles
gemeinsam sehen. Das ist ein sehr komplexer Bereich, wo die verschiedenen Dinge
zusammenhängen. Und genau deswegen haben wir diese Projektgruppe einberufen,
die versucht, auf diese komplexen Dinge auch komplexe Antworten zu finden, weil
nur so, glaube ich, wirklich eine zukunftssichere Lösung möglich ist.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Frau Dr Pilz.
GRin Dr Sigrid Pilz
(Grüner Klub im Rathaus): Frau
Stadträtin! So ganz kann ich dem Freude-Eierkuchen des Herrn Kollegen Mayer
nicht zustimmen, denn ich weiß von der Rettung, dass das Personal total
gefrustet ist und dass der Druckpegel sehr hoch ist. Ich will Ihnen das nur an
einem Beispiel mitteilen.
Wir haben im Wahlkampf auf der Prater Hauptallee
einen tollen Stand gemacht. Da ist die Rettung vorbeigefahren, nicht etwa mit
Blaulicht, sondern offensichtlich im gemächlichen Tempo. Die ist stehen
geblieben. Ein Kollege ist ausgestiegen und hat gesagt: Tun'S was, uns steht
das Wasser bis zum Hals, und wir pfeifen aus dem letzten Loch. Er hat dann
einmal so richtig seinen Dampf abgelassen und seine Seele ausgeschüttet, und es
war sehr berührend, was der erzählt hat, unter welchem Druck sie stehen und wie
sie sich alleingelassen fühlen. Offensichtlich haben sie auch den Eindruck, die
schicke Blaulichtorganisation ist die Feuerwehr, und sie sind immer die, die
sich hinten anstellen müssen. Ich bin nicht dafür, dass man zwei Organisationen
gegeneinander ausspielt, aber sie fühlen sich nicht wertgeschätzt und sie
fühlen sich hinten angestellt.
Ich bin sehr für das Projekt, aber Sie müssen auch
die realen Probleme der Überarbeitung, der Überlastung und der Freischichten
lösen, denn würden die jetzt alle konsumiert, dann müssten neun bis zehn
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für ein Jahr eingestellt werden. Es ist nicht
schwach, was hier an Strukturproblemen offensichtlich ungelöst angesammelt
wurde.
Ich frage Sie jetzt anlässlich des Umstandes, dass es
eine Neufestsetzung der Transportgebühren gibt: Haben Sie vor, diese Mittel,
die jetzt zusätzlich ins Stadtbudget hereinkommen, in die Verbesserung der
Arbeitsqualität der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen direkt und nachhaltig und
nachweislich einzusetzen oder geht das in den Gesamttopf der Stadtverwaltung?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
Amtsf StRin Mag Renate Brauner:
Also Sie können versichert sein, Frau Dr Pilz, dass ich in einem sehr intensiven
Diskussionsprozess bin mit der Personalvertretung, dass sich aber auch viele
Einzelpersonen der Wiener Berufsrettung mit ihren Sorgen an mich wenden.
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