Gemeinderat,
5. Sitzung vom 24.01.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 89
Straßen – in der Donaustadt wären das etwa der Telefonweg,
die Donaustadtstraße zwischen A23 und Erzherzog-Karl-Straße und auch die
Großenzersdorfer Straße – gilt diese Tempo 50-Regelung und damit die Behinderung
des Verkehrs weiterhin.
Nun ist es so, dass der Wunsch der Bevölkerung massiv
vorhanden ist, diese Tempo 50-Regelung auch auf den anderen Straßen, die
von der Regelung der Stadt betroffen waren, wieder aufzuheben. Was werden Sie
als Bürgermeister unternehmen, um diesem Wunsch der Bevölkerung nachzukommen?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter
Herr Gemeinderat!
Zunächst einmal würde ich einen erzielten Kompromiss
nach einer Diskussion mit den Autofahrerorganisationen nicht als Salto
rückwärts bezeichnen. (Ironische
Heiterkeit bei der FPÖ.) Ich glaube nicht, dass wir uns das angewöhnen
sollten, denn die Konsequenz aus dem Ganzen ist, dass auf der anderen Seite
ähnlich gelacht wird, wie Sie das jetzt tun, und wir zu überhaupt keinen
Kompromissen mehr kommen. Und ob das gescheit und wünschenswert wäre, dass wir
in Gesprächen zu keinen Kompromissen mehr kommen, das wage ich ernsthaft zu
bezweifeln. Daher verteidige ich diesen Kompromiss und halte es für gut, dass
man dabei auch auf die Argumente der Autofahrerorganisationen eingegangen ist.
Was wir tun wollen im Hinblick auf die anderen
bestehenden Tempo 50-Regelungen respektive Aufhebung der Ausnahmen auf
Tempo 70 – denn wir wissen, dass im Stadtgebiet ja generell Tempo 50
gilt –, das habe ich Ihnen das letzte Mal – ich glaube, nicht Ihnen persönlich,
aber dem Forum hier – gesagt: Es ist selbstverständlich das zu tun, was einer
ordentlichen Entscheidung zu Grunde liegt, nämlich eine wissenschaftliche
Untersuchung im Hinblick auf die Auswirkungen einer Temporeduktion auf eine
Reduktion des Feinstaubs. Bis heute eine umstrittene Diskussion. Ich habe mit
einer ganzen Reihe von Wissenschaftlerkollegen gesprochen, von denen man sehr
unterschiedliche Auskünfte bekommt.
Und ich wiederhole es: Ich stehe nicht an zu sagen,
dass diese Maßnahme zurückgenommen wird, wenn sich herausstellt, dass sie keine
oder, wie andere behaupten, sogar negative Auswirkungen auf den Feinstaub hat.
Sollte sich allerdings herausstellen, dass dies eine taugliche Maßnahme ist,
wie auch viele Wissenschaftler sagen, dann wird sie dort, wo sie jetzt ist,
selbstverständlich auch bleiben, und dieser Kompromiss wird auch für die
Zukunft dann fortgeschrieben.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. –
Die nächste Zusatzfrage: Herr Mag Maresch.
GR Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Natürlich ist es so, dass man über diese
Tempo 50-Geschichte trefflich streiten kann, und es ist auch Wahlkampf,
wie wir ja schon längst merken. Es geht auch ums Schnellfahren oder ums
Schnellerfahren. No na! Wir sehen den Sinn dieser Maßnahme durchaus ein, finden
sie auch gut, bis auf manche Stellen in der Stadt.
Und deswegen meine Frage: Die MA 46 ist
eigentlich zuständig für das Aufstellen der Tafeln. Jetzt gibt es einige
Beispiele, etwa in Strebersdorf, wo eine ursprüngliche Tempo 30-Zone durch
eine Tempo 50-Tafel aufgehoben wurde. Meine Frage geht dahin: Kann man der
MA 46 nicht klarmachen, dass man sich die Örtlichkeiten vielleicht vorher
ansehen sollte, bevor man die Tafeln aufstellt? Denn sonst würde man manche
Maßnahmen durchaus der Lächerlichkeit preisgeben müssen.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Herr
Gemeinderat!
Es hat schon was für sich: Jemand, der beruflich
bedingt über 30 000 km im Jahr in der Stadt fahren muss, kann so
manche Sachen nicht immer ganz nachvollziehen. Sagen wir es einmal freundlich
so. Ich denke daher, dass Ihrer Anregung, dass man sich das zuerst anschauen
und dann die Tafeln aufstellen sollte, durchaus nachgekommen werden kann. Aber
auch Sie waren, nehme ich einmal an, vorher in der Bezirkspolitik tätig und
werden sicherlich in Erinnerung behalten haben, mit welch großartigen
Kommissionen nicht nur so genannte Handläufe, also "Glander", in
Kellern von Einfamilienhäusern gemäß der Bauordnung begutachtet wurden – das
ist ja schon abgeschafft –, sondern dass natürlich auch bei allen anderen Maßnahmen,
unter anderem natürlich auch bezüglich des Aufstellens von Tafeln, des
Aufstellens von Verkehrszeichen oder des Installierens von Ampeln, ganze
Kommissionen hinpilgern und vor Ort die Entscheidungen treffen.
Ich gehe mit Sicherheit, so wie Sie, davon aus, dass
wir uns dieser kollektiven Vernunft solcher Kommissionen wohl kaum verschließen
können, aber wenn man auch Vernunft perfektionieren kann, da bin ich ganz auf
Ihrer Seite. Das heißt, dass man sich das durchaus auch anschauen sollte.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke, Herr Bürgermeister. – Die letzte Zusatzfrage:
Herr Mag Gerstl.
GR Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Danke, Herr Bürgermeister, aber ganz kann ich
Sie aus diesem Thema noch nicht entlassen. Das ganze Taferl-Wirr-Warr, das
Aufstellen und Abbauen hat zum Schluss jetzt dazu geführt, dass die Experten
erkannt haben, dass es nicht nur ein Ortsgebiet in Wien gibt, sondern auch
Freilandstraßen. Ich glaube, das war für viele sicher überraschend und hat zu
neuen Kapriolen geführt, sodass bis zum heutigen Tag viele Experten sagen, es
wäre durchaus möglich, dass man auf der Höhenstraße oder in anderen Bereichen
nach der Ortstafel "Wien Ende" sogar bis zu 100 km/h fahren
kann.
Jetzt hat der Herr Stadtrat angekündigt, dass er
diesbezüglich neue Tafeln aufstellen möchte, damit es kein Missverständnis mehr
gibt bei den Autofahrern. Ich frage Sie, da Sie ja offensichtlich wirklich
schon genug haben von der Materie: Wie lange geben Sie ihm noch Zeit, bis diese
Tafeln aufgestellt werden?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte, Herr Bürgermeister.
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