Gemeinderat,
58. Sitzung vom 30.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 104
Rechnungsamt und Kontrollamt, als
gar keine Kontrolle, und insofern unterstützen wir die GRÜNEN in ihrem
Bestreben, dass dieser Tagesordnungspunkt - das ist ja schon an sich sagenhaft,
146 Millionen EUR, obwohl man sonst für so viele andere, sinnvolle
Tätigkeiten kein Geld hat, ohne irgendeinen Leistungsnachweis! - abgesetzt
wird. Im Übrigen gehört hier eine ordentliche Kontrolle her, und Sie können
sicher sein, dass im nunmehr auch offiziell angebrochenen Wahlkampf wir dieser
Stachel in Ihrem Fleisch sein werden. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
nächste Rednerin ist Frau GRin Novak genannt. Ich erteile ihr das Wort.
GRin Barbara Novak (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Wenn man so meinen
Vorrednern zuhört, dann kann man zwei Eindrücke gewinnen. Der erste Eindruck,
den man gewinnen könnte, wäre: Sie haben sich nicht wirklich die Mühe gemacht,
diesen Vertrag, der dem Akt beiliegt, sehr umfassend und detailreich ist, genau
zu lesen. Oder der zweite Eindruck, den man gewinnen kann, ist: Sie haben ihn
zwar gelesen, aber das sinnerfassende Lesen ist hier doch ein Problem. (StR
David Ellensohn: PISA!) Denn es gibt ein paar Missverständnisse, und dieses
Faktum des sinnerfassenden Lesens ist nicht immer so einfach. Ein paar
Missverständnisse gibt es auf jeden Fall, denen Sie aufgesessen sind und bei
denen ich gerne bereit bin, diese jetzt klarzustellen und Ihnen mit ein paar
Daten und Fakten aus diesem Vertrag, der dem Akt beiliegt, nachzuhelfen.
Auf jeden Fall denke ich
mir, dass zu diesem Poststück, das wir jetzt zur Vorlage haben, jene alten
Hüte, die Kollege StR Ellensohn herausgezogen hat, die 10 Jahre und noch weiter
zurückliegen, sich wesentlich von dem unterscheiden, was wir heute hier
vorliegen haben. Auch wenn es mir der Herr Stadtrat vielleicht nicht glaubt -
aber ich hoffe, dass er es mir glaubt -, es ist diese Stadt in der Lage, Empfehlungen
und Kritik des Rechnungshofs in Zukunft durchaus in neue Bereiche einzubauen
und umzusetzen.
So kann ich Ihnen
versprechen, dass wir alle Kritiken und alle Anregungen aus dem Rechnungshofbericht
- und ich hätte mich gefreut, wenn Sie sich die Mühe gemacht hätten, diese
Dinge wirklich zu vergleichen und sich nicht nur herauszustellen und zu
behaupten, dass es jetzt genau so wie vor 10 Jahren ist - in den neuen
Vertrag eingearbeitet haben. Alle Punkte, ob das die Preisgleitung bei den
Kosten der MitarbeiterInnen ist, ob das die Befassung und Strategieentwicklung
von der Zentrale, sprich von Wien aus mit den einzelnen Strategien und Zielen
der Auslandsbüros ist, ob das die jährliche Budgetplanung ist, die der
Rechnungshof kritisiert hat, oder auch die Projektplanung und Evaluierung, alle
Punkte, die der Rechnungshof kritisiert hat, sind in den neuen Vertrag mit
eingeflossen.
Ich glaube aber, Sie wollten es
gar nicht lesen, und ich glaube, Sie wollten sich auch nicht die Mühe machen zu
schauen, ob diese Dinge beachtet wurden. Die Ausschreibung war im Übrigen nicht
so, Herr Aigner, dass sie im Geheimen stattgefunden hat, und der PID ist
einfach hergegangen, hat das Telefonbuch aufgeschlagen und ein paar Menschen
angerufen. So war es ja nicht ganz. Ganz im Gegenteil, es gab eine öffentliche
Bekanntmachung, eine europaweite öffentliche Bekanntmachung, das hat hier
stattgefunden. Die Ausschreibung war eine ordentliche, die Bekanntmachung war
eine ordentliche, es ist umfassend in der Bekanntmachung gestanden, um welches
Auftragsvolumen es geht. Es ist umfassend dringestanden, was man als Stadt Wien
von jenen, die sich dafür interessieren, erwartet. Es ist genügend Zeit
gewesen.
Herr Aigner ist nicht hier. Ich
wollte ihm das erzählen, damit er es auch weiß, aber es interessiert ihn nicht.
(GR Dr Herbert Madejski: Ist ja nicht wichtig!) Es interessiert ihn
anscheinend überhaupt nicht. (GR Dr Herbert Madejski: Es ist ja nicht
wichtig!) Er stellt sich lieber heraus und behauptet, es hat keine
gescheite Ausschreibung gegeben, er stellt sich heraus und behauptet, es gibt
keine ordentliche Vergabe, er stellt sich heraus und behauptet, da gibt es eine
Freunderlwirtschaft und nichts anderes, und dann marschiert er ab: Den Auftritt
haben wir gehabt, Unwahrheiten haben wir gesagt, und das war es irgendwie.
Das ist nicht unser Ziel. Ich
hätte ihm gerne erklärt, was eigentlich in dem Akt drinsteht. Aber vielleicht
hat sich das jetzt für ihn erledigt. Vielleicht wird das auch die eigene Partei
goutieren oder auch nicht goutieren und ihn weiter herunterreihen, oder er
macht seine Arbeit ir-gendwann später.
Fakt ist, es geht nicht um Freunderlwirtschaft. Fakt
ist, es hat eine ganz klare Ausschreibung gegeben, es gibt eine ganz klare
Vergabe. Fakt ist auch, dass die Firma Compress natürlich schon Erfahrungen
mitbringt, das ist überhaupt keine Frage. Jede andere hätte aber natürlich auch
Gelegenheit gehabt, auch aufgrund der Länge der Ausschreibung und des
Verfahrens an sich, sich so vorzubereiten und etwas aufzubauen, um das machen
zu können.
Es hat einige Interessenten gegeben, davon drei, die
dann wirklich in die Verhandlung gegangen sind, wobei man auch jemanden
ausscheiden musste. Damit ist ganz klar: Das Kontrollamt kann gerne prüfen, es
wird da nichts finden. Wir werden uns ein gutes Zeugnis ausstellen lassen für
dieses Verfahren und für diese Vergabe. (GR Dr Andreas Salcher: "Wir
werden uns ein Zeugnis ausstellen lassen", ja! - GR Dipl Ing Martin
Margulies: Das war richtig: "Wir werden uns ein gutes Zeugnis ausstellen
lassen! - Weitere Zwischenrufe.) Mit Sicherheit, weil wir uns überhaupt
nichts vorzuwerfen brauchen!
Herr StR Ellensohn! Sie brauchen uns auch nicht damit
zu drohen, weil es... (StR David Ellensohn: Das ist keine Drohung! - Weitere
Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) Er wird es überprüfen lassen, und dann wird
herauskommen, was nicht alles an Freunderlwirtschaft gelaufen ist. Das ist
einfach unrichtig. (StR David Ellensohn: Es ist eine Überprüfung! Sie sagen
es umgekehrt! Wir werden erst sehen!)
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