Gemeinderat,
58. Sitzung vom 30.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 104
erst recht ich.
Die Konsequenz aus diesen Bemühungen war, dass man
unsere Organisatoren bei der Planung und Durchführung nach allen Regeln der
Kunst schikaniert hat. (GR Harry Kopietz: Was ist passiert? – Amtsf StRin
Mag Sonja Wehsely: Was ist vorgefallen? Man darf nicht so wehleidig sein!) Wir
sind nicht wehleidig, Frau Wehsely. Ich sage nur, es wäre schön, wenn man alle
mit einem gleichen Maßstab behandeln würde und nicht unterschiedlich gewichtet,
wer der Initiator und Umsetzer einer Idee ist. (Beifall bei der ÖVP. – GR
Harry Kopietz: Können Sie uns ein paar von diesen Schikanen sagen?) Ja, ich
komme schon. (GR Christian Oxonitsch: Das war bitte beim Herrn
Planungsstadtrat Görg!)
Es gibt zum Beispiel einen Donaukanalkoordinator.
Übrigens nicht den ersten, es gibt mittlerweile schon sieben. Die ersten sechs
sind grandios gescheitert, weil sie zum Teil Aktivitäten entwickeln wollten,
die offensichtlich den Herrschenden nicht gepasst haben. Aber bitte, der
jetzige Donaukanalkoordinator hat vollmundig in einem Presseinterview erklärt:
Wir unterstützen alle Initiativen, wir stellen Ihnen die Infrastruktur zur
Verfügung. Also die Botschaft war: Wer immer Ideen hat, sie werden von uns blitzartig
umgesetzt. Blöd ist nur, wenn diese Idee von der ÖVP oder von einem anderen
politischen Mitbewerber kommt, da krampft man sich plötzlich ein und macht
Schwierigkeiten. (GR Harry Kopietz: Inwiefern?)
Na ja, es hat sehr lange Schwierigkeiten gegeben mit
der Bereitstellung von ganz banalen Infrastruktureinrichtungen wie Wasser- und
Stromanschlüsse, wo es 100 Meter weiter überhaupt kein Problem ist, was aber
zufälligerweise in dem von uns in Aussicht genommenen Abschnitt ein
ungeheuerliches Problem dargestellt hat. Aber bitte, Wien ist anders, und daher
haben wir auch das zur Kenntnis genommen. (GR Harry Kopietz: Solche
Einrichtungen muss man selber herstellen!) Es ist auch, lieber Herr
Kopietz, interessant, dass uns diese Bewilligung nur für dieses Jahr gegeben
wurde, währenddessen der Bewerber am Herrmannpark, der gestern die Freude
hatte, eröffnen zu dürfen, bereits diese Bewilligung bis 2015, also für
10 Jahre, bekommen hat. (Unmutsäußerungen bei der ÖVP.) Ein Schelm,
der sich etwas Böses denkt dabei. (GR Christian Oxonitsch: Der hat aber auch
die Genehmigung gebraucht!)
Ich gehe ja davon aus, dass in dieser Stadt alles mit
rechten Dingen zugeht, und daher gibt es wunderbare Begründungen, warum das bei
uns anders ist.
Ich registriere auch, dass unsere Leute, die das
organisieren, ständig mit neuen Schikanen konfrontiert werden. Und, meine Damen
und Herren von der Stadtregierung, wissen Sie, ich, der nicht operativ damit
beschäftigt ist, muss, ehrlich gesagt, darüber lachen und schmunzeln. Leid tun mir
wirklich unsere Leute, die sich hier engagieren und arbeiten, dass sie Tag und
Nacht mit derartigen, ehrlich gesagt, sinnlosen Schikanen konfrontiert werden
und ihnen die Arbeit nahezu unmöglich gemacht wird. (Beifall bei der ÖVP. –
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Welche? Können wir die einmal wissen?) Ja,
soll ich mich ständig wiederholen? (GR Harry Kopietz: Stellen Sie die einmal
auf! – Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Wir würden gerne die Schikanen hören! –
GR Harry Kopietz: Können wir die Liste haben?)
Wir können gemeinsam hingehen, uns das alles
anschauen, und ich bin überzeugt: Dort, wo die Stadtregierung will, geht alles
blitzartig. Denn das wirklich Interessante ist, dass der Mitbewerber, wobei ich
gar nicht sage, Mitbewerber, ich finde es ja schön, wenn jetzt plötzlich dort
etwas passiert, ich finde es nur interessant, dass plötzlich alle dort das
Gleiche verwirklichen. Das Schöne wäre ja, wenn man dort am Donaukanal einen
Wettbewerb der Ideen, der Angebote, der verschiedenen Möglichkeiten machen würde.
(Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Sagen Sie endlich die Schikanen, bitte!) Aber
nein, ich stelle fest, Frau Wehsely, dieses Jahr ist Sand in, deswegen schütten
jetzt alle Sand auf. Wir werden nächstes Jahr, ich kündige es heute schon an,
etwas mit Bäumen machen. Wir haben noch nicht festgelegt, welche Bäume, aber
ich nehme an, Sie werden auch darauf reagieren können, weil Sie ja bekanntlich
im Abkupfern unglaublich stark sind und in der Schaffung von eigenen Ideen
unglaublich schwach. (Beifall bei der ÖVP. – Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely:
Wir würden gerne auf Ihre Schikanen reagieren können!)
Aber, wie gesagt, mit der einen Aktion am
Herrmannpark waren Sie sich ja offensichtlich nicht sicher, dass Sie damit den
Wurschtl hinreichend erschlagen, wobei ich Ihnen ja sage: Den Wiener Wurschtl
kann man nicht erschlagen, denn er ist das Gewissen Wiens.
Also deswegen wird jetzt an der Stelle, wo das
Forstamt dort noch immer steht, eine dritte, ähnliche Aktivität geplant, und
siehe da, da gibt es so schnell die Bewilligungen und Abwicklungen, dass die es
sogar schaffen, zeitgleich mit uns nächste Woche, sogar am selben Tag, das ist
überhaupt reine Zufälligkeit, das zu eröffnen.
Ich bin ja ganz begeistert über diese gnadenlose
Ideenvielfalt und wie das alles sprüht bei euch. Ich höre auch, das wird
verwirklicht in einer Public Private Partnership-Aktivität, also zwischen Wien
und den Privaten. Das heißt PPP. In Wien heißt es Partei Partei Partei (Beifall
bei der ÖVP.), und wenn man dreimal Partei Partei Partei sagt, dann hupft
offensichtlich die Wiener SPÖ heraus. (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Selten so
gelacht!) Na gut, sei's drum.
Ich freue mich, dass etwas möglich wird in Wien. Und
wenn das offensichtlich das Ergebnis des von Ihnen so verteufelten Wahlkampfes
ist, und wenn die Konsequenz eines derartigen Wahlkampfes ist, dass nach
25 Jahren dort etwas passiert, dann bin ich dafür, dass wir eigentlich
immer Wahlkampf machen. Abgesehen davon, dass wir ja bekanntlich nicht wissen,
wann diese Wahl tatsächlich stattfindet, und das ist ja eigentlich das nächste
Kuriosum.
Und da komme ich schon zum
Schluss, weshalb wir heute unsere Zustimmung zu diesem Auflösungsantrag nicht
geben, obwohl wir im Prinzip ja sehr damit einverstanden sind, dass diese
Wiener Stadtregierung sobald als möglich abgewählt wird. (GR Kurt Wagner:
Sie machen jetzt ein Looping!) Aber es ist wirklich Ausdruck
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