Gemeinderat,
58. Sitzung vom 30.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 104
Erinnerung gerufen –, der als oberster Diplomat durchaus gute Ausdrücke für den deutschen Bundesbankchef oder den weißrussischen Präsidenten gefunden hat. Also da ist ja durchaus einiges, was man in Erinnerung rufen kann.
Wolfgang Schüssel nennt dann unseren Bürgermeister
"einen Meister der tiefen Töne und des niedrigen Niveaus". Okay. Da
kann man nur sagen, es ist ja noch ein Glück, dass er den Häupl genannt hat in
diesem Zusammenhang, weil wenn man sich das ansieht, was er bis jetzt zu
anderen gesagt hat, da kann man nur sagen, es ist ja vor allem ein Glück, dass
dieser Herr Schüssel in Wien und in dieser Stadt nichts zu sagen hat. Da kann
man die Tante Jolesch ein bisschen zitieren, man kann dem Herrgott nur dafür
danken, was noch ein Glück ist. Wir danken durchaus dafür, soll so sein. Er ist
ja durchaus ein gelungenes Beispiel dafür, wie man es nicht machen soll.
Und er ist tatsächlich ein Beispiel, wie man es in
solchen Fragen schlicht und ergreifend nicht machen soll. Aussitzen bis zum
Schluss, weil man einen Regierungspartner hat, der sich ja mittlerweile auf der
Lebendigkeitsskala so irgendwo in der Zombie-Messlatte bewegt. Da will man halt
aussitzen, man will diese Koalition mit dem politischen Untod noch irgendwie zu
Ende bringen. Wir werden sehen, ob das tatsächlich gelingt. Aber es ist ihm
einfach alles Recht, um Bundeskanzler zu bleiben. Und ich meine, meine sehr
geehrten Damen und Herren, von diesem Herrn Bundeskanzler brauchen sich auch
die Wienerinnen und Wiener, braucht sich auch Wien tatsächlich nichts sagen zu
lassen.
Seine Kraftausdrücke hätte der Herr Bundeskanzler
durchaus in der Debatte um Gudenus oder Kampl, wo wir vor wenigen Stunden hier
eine sehr breite Einigkeit gehabt haben, verwenden können. In dem Bereich haben
wir keinen Piepston von ihm gehört. Und ich weiß schon, das kann natürlich auch
der ÖVP-Landesparteichef Hahn nicht sagen, deshalb tue ich es: Weder Wien noch
die Wiener ÖVP, meine Damen und Herren, braucht solche Auftritte. Herr Schüssel
soll mit seinem Rohrspatzengetue bitte die Wienerinnen und Wiener verschonen.
Wir treten jedenfalls, meine Damen und Herren, mit
einer ausgezeichneten Bilanz vor die Wählerinnen und Wähler, wir fürchten uns
nicht vor dem Wählerentscheid. Wir haben, glaube ich, gute Arbeit gemacht, wir
haben gezeigt, dass sich Wien in die richtige Richtung bewegt, das zeigen auch
die Beliebtheitswerte letztendlich dieser Stadt, und wir haben vor allem auch
gezeigt, wo unsere wesentlichen Politikverständnisunterschiede liegen zu dieser
Bundesregierung. In Wien ist das Leben der Menschen besser geworden, wir haben
es weiterentwickelt, die Chancen auf Arbeit und Bildung sind tatsächlich höher.
Jetzt sollen die Wienerinnen und Wiener entscheiden
können, welchen Weg sie gehen wollen, den Weg der sozialen Stadt, den Weg der
sozialen Absicherung, den Weg der Schaffung von Arbeitsplätzen, den Weg zur Verbesserung
von Bildung und den Weg der sozialen Sicherheit, oder den Weg, der in den
Politikkonzepten der anderen Parteien enthalten ist, den Weg der Regierung
Schüssel, den Weg der ÖVP, den Weg der FPÖ, den Weg des BZÖ, den Weg des
Ausverkaufs, des Kaputtsparens oder des Sozialabbaus.
Ich bin zuversichtlich, meine Damen und Herren, dass
sich die Wienerinnen und Wiener für den für sie besseren Weg entscheiden
werden, sich für den Weg der Wiener Sozialdemokratie entscheiden werden. Lassen
wir sie einfach entscheiden und kehren wir dann wieder zurück zu konstruktiver
Arbeit im Interesse Wiens und im Interesse der Wienerinnen und Wiener, meine
Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Herbert Madejski: Zu
Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Vassilakou.
GRin Mag Maria Vassilakou (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Verehrte Damen und
Herren!
Die Ausführungen des Kollegen Oxonitsch im
Zusammenhang mit den Wahlwerbeaktivitäten der Parteien brauche ich jetzt nicht
zu wiederholen, er hat es lang, lang und breit genug ausgeführt. Ich kann es
vielleicht nur ein bisschen ergänzen um das, was die SPÖ geleistet hat, weil
das hat er natürlich unerwähnt gelassen.
Also eines ist sicher: Wenn sich die Frage stellt,
warum dieser Neuwahlantrag heute eingebracht wird, da gibt es mehrere Gründe.
Einer davon ist eindeutig, weil Wahlkampf ist, und zwar schon seit Monaten, und
weil in dieser Stadt die Luft nach Wahlkampf aber ganz schön deutlich riecht
und das bereits seit vergangenem Herbst. Und das hat nichts damit zu tun, dass
die Oppositionsparteien wahlwerbende Aktivitäten gesetzt hätten. Ich kann mich
ja noch lebhaft erinnern, wie der Herr Bürgermeister uns vergangenen Herbst
bereits seine Lieblingsorte nicht verraten wollte (GR Harry Kopietz: Das war
keine Wahlwerbung!) und dann ein relativ, eigentlich fescher, aber
unbekannter junger Mann uns wissen ließ, dass die Zukunft in Wien lebt, und
sodann in der dritten Welle mehrere Gemeinderätinnen und Gemeinderäte der SPÖ
uns gegrüßt haben, auf der Wiese liegend, und das Ganze natürlich begleitet von
einer Vielzahl von ebenfalls widersprüchlichen Wortmeldungen, weil man ja immer
wieder angedeutet hat, sei es in der Öffentlichkeit oder sei es über Gerüchte,
dass Wien sehr wohl vorgezogen wählen würde, dann hat man das wieder
zurückgenommen, dann hat man das wieder angedeutet und irgendwann einmal war es
dann schon Zeit, klare Verhältnisse zu schaffen. Und ich bin froh, dass wir es
mit diesem Schritt heute schaffen.
Ja, meine Damen und Herren, es ist
längst Wahlkampf und es ist im Interesse der Wienerinnen und Wiener, dass wir
versuchen, diesen Wahlkampf möglichst kurz zu halten. Möglichst kurz zu halten,
ganz simpel deshalb, weil jeder und jede in diesem Haus weiß, nur zu gut, dass
immer, wenn Wahlkampf ist, nichts mehr angegangen wird großartig, nichts mehr
Neues entwickelt wird. (GR Heinz-Christian Strache: Auch ohne Wahlkampf!) Es
gibt Geplänkel, es gibt Auseinandersetzungen, aber die Herausforderungen, die
großen
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