Gemeinderat,
58. Sitzung vom 30.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 104
qualitativ hochwertig ist, sage, hat nicht nur mit Vereinbarkeit zu tun, sondern auch damit, dass Kindergärten die wichtigsten, oder sagen wir, ohne wen zu vergrämen, eine der wichtigsten Bildungseinrichtungen überhaupt sind. Denn Bildung beginnt bei der Geburt des Kindes - oder beginnt sogar vorher -, Bildung beginnt damit, dass Wärme vermittelt wird, Geborgenheit, willkommen heißen. Es bedeutet Förderung, ernst nehmen, es bedeutet Türen öffnen und die Welt erschließen.
Da spielen Kindergärten eine sehr wesentliche Rolle.
Sie spielen eine Rolle beim Erlernen von Basiskompetenzen, sie spielen eine
Rolle beim Erlernen von sozialen Fähigkeiten, kommunikativen Fähigkeiten, der
Körperwahrnehmung, Sinneseindrücke verarbeiten. Kindergärten vermitteln
Kreativität und Forscherinnen- und Forschergeist. Das ist das, was Wiener
Kindergärten jetzt schon bieten, das ist das, was zu einem Gutteil im
Kindertagesheimgesetz auch schon festgeschrieben ist. Die Kindergärten arbeiten
hoch professionell mit gut ausgebildetem Personal auf der Grundlage
wissenschaftlicher Erkenntnisse, einer permanenten Evaluation im
Qualitätszirkel.
Wir gehen jetzt einen weiteren Schritt in die
Professionalisierung durch die Erstellung eines Bildungsplanes, der in einem
Jahr von internationalen Expertinnen und Experten, Psychologinnen und
Psychologen, Integrationsexperten, PädagogInnen erstellt wird und damit einen
weiteren Schritt in Richtung Professionalisierung, Transparenz und
Qualitätssicherung gehen kann.
Das ist übrigens nicht das - wie Herr Kollege RUDOLPH
gestern gesagt hat -, was Frau Prof Rollett seit 20 Jahren sagt - ich
möchte gar nicht darauf hinweisen, was Frau Prof Rollett sonst immer nur
so sagt -, sondern das ist etwas, was in den letzten Jahren international in
der Bildungsdebatte zeigt, dass es Bildungspolitik absolut erleichtert und
verbessert. Das ist etwas, was Schottland gemacht hat, Neuseeland gemacht hat,
Schweden gemacht hat, Finnland gemacht hat, wovon wir lernen wollen, worin wir
als Wienerinnen und Wiener auch eine Pionierarbeit für Österreich leisten
wollen. Denn gerade die PISA-Studie hat gezeigt, es geht verstärkt um die
Nahtstelle zwischen Kindergärten und Schulen. Es geht darum, diese Nahtstelle
enger zu machen, es geht darum, diese Übergänge klarer zu machen. Dazu möchten
wir mit dem Bildungsplan einen wesentlichen Beitrag leisten.
Der Startschuss dazu erfolgte am 21. Juni in
einer großen Bildungskonferenz hier im Festsaal dieses Hauses. Es waren
hunderte Pädagoginnen und Pädagogen da, es waren internationale Expertinnen und
Experten da, großartige Vorträge, man konnte da sehr viel lernen. Es waren
leider sehr wenige Politikerinnen und Politiker da, was schade ist. Denn ich
bin der Meinung, Bildungspolitik hat sehr wesentlich damit zu tun, dass man
selber lernen kann, dass man lernen kann von Besseren, dass man lernen kann von
anderen Beispielen. Bildungspolitik hat auch damit zu tun, dass man sich die
Bedürfnisse der Kinder wirklich anschaut und sie dort abholt, wo sie sind.
Hätten wir diesen Geist in der Bundesregierung, dann
wären wir schon viel weiter. Dann würden nicht über Stellenabbau diskutieren,
dann würden wir nicht über Selektion diskutieren, dann würden wir nicht über
Mängel im Hochschulsystem diskutieren. Dann wären wir viel weiter und hätten
bessere PISA-Ergebnisse.
Ich appelliere an Sie: Nützen Sie, wenn Ihnen das
Thema Kinderbetreuung wirklich etwas wert ist, Ihren Einfluss in der
Bundesregierung und hören Sie auf, auf dem Rücken der Wiener Kinder eine
billige Polemik zu betreiben! (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Herbert Madejski:
Für die weiteren Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen
und Herren des Gemeinderates nur einmal zum Wort melden dürfen und die Redezeit
5 Minuten beträgt.
Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Sommer-Smolik. Ich
erteile es ihr.
GRin Claudia Sommer-Smolik (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Jürgen, du weißt, ich schätze dich sehr. Aber vom
Titel dieser Aktuellen Stunde, "Bildung von Anfang an – eine
gesellschaftliche Herausforderung im Interesse der Zukunft unserer
Kinder!", hätte der erste Teil eigentlich lauten müssen: "Wie super
ist in Wien der Kindergarten und was die ÖVP?", weil das irgendwie der
Hauptteil dieser Rede war. (Beifall der GRe Dr Wolfgang Aigner und Günther
Barnet.)
Das hier nur auf das Interesse der Zukunft unserer
Kinder zu verkürzen, finde ich schade, denn es ist wohl im Interesse von uns
allen, dass Bildung diesen Stellenwert hat, den wir alle ihr auch gerne
einräumen würden. Immer, wenn Kinder im Titel einer Aktuellen Stunde vorkommen,
ist das lieb und nett, aber eigentlich sollte es nicht dabei bleiben, dass die
Bildung nur im Interesse der Zukunft unserer Kinder ist, sondern von uns allen.
Zur Bildung: Wir haben 2004 ein Kindertagesheimgesetz
beschlossen, worin der Bildungsauftrag endlich aufgenommen wurde, was wir
begrüßt haben, wobei wir auch mitgestimmt haben und was schon eine langjährige
Forderung des Berufsverbands der Kindergarten- und HortpädagogInnen, aber auch
von uns GRÜNEN war. Dort wurden Richtziele verankert, wie eben die Förderung
der Entwicklung der Gesamtpersönlichkeit des Kindes oder die Integration von
Kindern aus unterschiedlichen kulturellen und sozialen Herkünften. Nur, das war
es dann auch schon, mehr ist da nicht dringestanden.
Jetzt ist man grandios draufgekommen - und der Jürgen
hat es ausgeführt -, schon seit Jahren gibt es eine bildungspolitische Debatte,
und jetzt kommt Wien drauf, dass wir auch in Wien eine Debatte über den
Bildungsplan in den Kindergärten führen könnten. Es hat einen Antrag hier im
Gemeinderat gegeben, den wir mit unterstützt haben, dass endlich auch in Wien
ein Bildungsplan für den Kindergarten erarbeitet wird.
Es stimmt, die Enquete war gut
besucht. Auch ich war dort, die Vorträge waren interessant. Aber dort wurde ein
Ablaufplan vorgeschlagen, der mich doch sehr
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular