Gemeinderat,
58. Sitzung vom 30.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 104
schreibt, was nicht wirklich gesagt wurde oder sonst
irgendwie der Wahrheit entspricht.
Mich würde einfach nur
interessieren, auf welcher Rechtsgrundlage Sie diese Klage führen wollen.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter
Herr Gemeinderat!
Zunächst zum Ersten, weil es ja eine vielschichtige
Frage war: Es ist ganz interessant, dass Sie das jetzt am Beispiel der Bank
Austria aufziehen. Ein internationaler Konzern, der Gewinne macht und die
Gewinne ordnungsgemäß an den internationalen Mutterkonzern abführt, darf oder
sollte keine Arbeitsplätze abbauen. Ich stimme Ihnen im Prinzip zu, aber ich
habe diese Kritik immer ausschließlich bei der Bank Austria gehört, nie bei
irgendeinem anderen Unternehmen, Siemens, Philips, Grundig und und und. Da habe
ich es noch nie gehört. (GR Heinz Hufnagl: Erste Bank!)
Die Erste Bank ist deswegen interessant, weil sie
nicht in einen internationalen Konzern eingebunden ist und man daher immerhin
sagen könnte, da bleiben die Gewinne bei ihnen selbst. Raiffeisen ist wieder
ein gesonderter Fall, weil es dort keine Kapitalisierung des eingesetzten
Kapitals geben muss aufgrund der Genossenschaftskonstruktion, die es dabei
gibt.
Das sind also sehr vielschichtige Dinge, daher sollte
man durchaus auch einmal im europäischen Rahmen diskutieren, wie es mit einem
Paragraphen im Aktienrecht ausschaut - 70 oder 75, ich bin kein Jurist -, der
über die volkswirtschaftliche Verantwortung eines Konzerns spricht und der natürlich
in der öffentlichen Diskussion dazu immer liebend gerne vergessen wird.
Über die "Wiener Zeitung" kein böses Wort,
das ist ja gar keine Frage. Es ist selbstverständlich ein großartiges Blatt,
das immer ganz genau das schreibt, was die österreichische Bundesregierung
verkünden will. Es ist gar nichts dagegen zu sagen, ich schätze es ganz
außerordentlich. Ich bin auch völlig davon überzeugt, dass - nein, lassen wir
die Vergleiche, vergessen wir es. Polemisieren wir hier nicht dagegen, es ist
sinnlos.
Meine Formulierung war dieselbe wie jetzt, weil ich
da sehr aufpasse: Dass ich es unterstützen werde, wenn Befugte die Einhaltung
der Verträge klagen würden. Ich füge aber jetzt hinzu, dass ich zutiefst davon
überzeugt bin, dass das alles gar nicht notwendig sein wird, weil zweifelsohne
der neue Besitzer der HVB mit Sicherheit die HVB nicht wegen der HVB gekauft
hat, sondern bei einfacher Betrachtung, bei ruhiger und nüchterner Betrachtung
des Gesamtergebnisses des HVB-Konzerns entdeckt hat - oder es schon vorher
gesehen hat, bevor er sich entschieden hat -, dass es im Rahmen dieses Konzerns
sehr viel gibt, was man als taubes Gestein bezeichnen könnte, aber der
Rohdiamant drinnen sitzt.
Daher bin ich völlig überzeugt davon, wenn es sich
dort mit Sicherheit um unpolitische Geschäftsleute handelt, dass sie hergehen
werden und sagen, das ist ein toller Rohdiamant, den wollen wir entsprechend
halten und nutzen, weil wir nicht der Feind unseres eigenen Geldes sind. Daher
bin ich überzeugt davon, dass all diese Diskussionen, die wir da führen,
einschließlich meiner eigenen Beiträge aus der Vergangenheit, eigentlich obsolet
sind.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. -
Jetzt die 4. Zusatzfrage, und bitte eine präzise Frage, danke. (Zwischenruf
von GR Dr Wilfried Serles.)
GR Günther Barnet (Bündnis Zukunft
Wien - die Stadtpartei): Danke, Herr Bürgermeister, für das Stichwort
Siemens. Ich wollte das dann in der Auflösungsdebatte des Gemeinderates sagen,
aber Sie waren mir um einige Minuten voraus.
Meine zweite Frage
beschäftigt sich mit dem, was Kollege Margulies angesprochen hat. Im Jahr 2003
wurden durch Sie, ich muss annehmen, als Organ der Stadt Wien, denn wenn Sie es
im WWTF nicht mehr sind, hat der Stadtsenat Sie nachzubesetzen; damit ist klar,
dass Sie nicht als Privatperson Michi Häupl 5 000 ATS in diesen WWTF
eingelegt haben, sondern dass Sie das als Organ der Stadt Wien getan haben. In
diesen WWTF sollen Mittel aus der AVZ geflossen sein, und es sollen vielleicht
auch von woanders her Mittel geflossen sein, die dann tatsächlich ausgeschüttet
werden. Können Sie mir sagen, wie viele Mittel seit Gründung aus der AVZ und
aus der Stadt Wien gekommen sind und ausgeschüttet wurden?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl:
Das ist zwar an sich keine zulässige Frage, aber ich beantworte sie Ihnen
gerne. (GR Günther Barnet: Das sind aber gigantische Mittel!) Es ist
überhaupt gar keine Frage, weil die AVZ ihren nicht einmal formalen
Verpflichtungen, ihren vereinbarten Verpflichtungen - so ist es sicher richtig
- zu jeder Zeit nachgekommen ist. Daher kann ich die Frage relativ einfach
beantworten: Es sind im Schnitt ungefähr 7,5 Millionen EUR pro Jahr
von der AVZ in den Wissenschafts- und Technologieförderungsfonds geflossen, und
von der Stadt Wien null.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke,
Herr Bürgermeister. - Damit ist die Fragestunde beendet.
Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde.
Der Klub der sozialdemokratischen Fraktion des Wiener
Landtags hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema "Bildung von Anfang an -
eine gesellschaftliche Herausforderung im Interesse der Zukunft unserer
Kinder!" verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs 2 der
Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt.
Ich bitte den Erstredner, Herrn GR Wutzlhofer, die
Aktuelle Stunde zu eröffnen. Ich erinnere ihn an die Redezeit von
10 Minuten.
GR Jürgen Wutzlhofer (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Damen und Herren! Frau
Vorsitzende!
Ich möchte mit einem Thema
beginnen, das sehr viel mit Kinderbetreuung und auch viel, viel mehr, als viele
hier vielleicht glauben mögen, mit dem Thema Bildung zu tun hat. Das Thema ist
Geschlechtergerechtigkeit. Politik für Geschlechtergerechtigkeit hat viele
Seiten, sie
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