Gemeinderat,
57. Sitzung vom 28.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 83 von 116
Unterreiner: Und die ÖVP!)
Selbstverständlich, die regierende Stadt-SPÖ, aber auch die schwarz dominierte
Bezirksvertretung hat sich letzten Endes nicht weiter geschert und hat nicht
die geringsten Handlungen gesetzt. Das muss man auch feststellen. (GR Dr
Herbert Madejski: ...Bezirksvorsteher!)
Ferner möchte ich feststellen - weil das ja Herr
Neuhuber so herausgehoben hat -, in Koalitionszeiten war Herr VBgm Görg
letztendlich einer der Hauptverantwortlichen für eine weitergehende Zerstörung
der Innenstadt. (GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Genau!) Viele
Projekte, die heute noch negativen Charakter haben, sind eben seinerzeit
entstanden. (GR Dr Herbert Madejski: Richtig!) Er war sozusagen einer
der Väter des Missbrauchs von Dachbodenausbauten und Aufstockungen. (Beifall bei der FPÖ.)
Als abschreckendes Beispiel zitiere ich immer die
Kärntner Straße. Da kann man nur sagen, in der Kärntner Straße ist unter dem
Titel Dachbodenausbau de facto immer eine mehrstöckige Aufstockung gedacht gewesen
- das sieht man heute - und außerdem die Verschandelung durch massive
Portalausbauten bis in den ersten Stock. Das heißt, von vielen Häusern, die
dort noch stehen, ist gerade der zweite oder dritte Stock, sozusagen noch in
mittlerer Lage des Hauses, unberührt geblieben.
Gerade die Kärntner Straße bleibt komischerweise
ausgespart aus dieser Regelung, dass der Dachbodenausbau auf einen Stock
beschränkt wird und dann überhaupt eingeschränkt werden soll. Ich frage mich:
Warum geschieht das gerade in der Kärntner Straße? Welche Interessen muss die
sozialistische Stadtverwaltung dort noch befriedigen? Und welche Betreiber
stecken dort massiv dahinter? Vielleicht kann uns auch darauf der Herr Stadtrat
die eine oder andere Antwort geben. Es gibt ja genug schlechte Beispiele, die
in seiner Zeit entstanden sind. Ich erinnere nur an Ambassador, Hoher
Markt 9, die Sacher-Aufstockung und die Verunstaltung der Freyung in der
Bankgasse. (Beifall bei der FPÖ.)
Für die Zukunft ist Änderung versprochen. Hoffentlich
kommt sie auch! Hoffentlich werden dieses Versprechen und diese zukünftige
Veränderung ernst genommen, und es wird nicht wieder völlig mit Ausnahmen
gearbeitet, die durch die Hintertür den bisherigen Zustand perpetuieren.
Noch ein kurzer und letzter Appell in Sachen
Sofiensäle: Bgm Häupl hat bekanntlich die Wiedererrichtung der Sofiensäle als
im besonderen Interesse der Stadt Wien liegend bezeichnet. Es war ein bloß
hohles Versprechen im Jahre 2004, dem keine Taten folgten. Wind und Wetter
zerstören dort weiterhin das Areal, und es wird dadurch den Sofiensälen
weiterhin zugesetzt.
Heute war zufälligerweise im "Standard" ein
großes Bild der Sofiensäle, wie sie heute ausschauen dank der Tätigkeit von
Bürgermeister, Denkmalamt und Eigentümer. (Der Redner hält die entsprechende
Zeitungsseite in die Höhe.) Das Ganze wird verkauft unter dem Titel
"Requiem" für ein altes Piano in den Resten der Sofiensäle. Hier
möchte ich nur ganz kurz zitieren, was da drinsteht: "Das Piano, sagt Herr
Adrien T, habe einfach da gestanden. Irgendwann, als er sich einmal in der
Ruinenlandschaft der Sofiensäle umgesehen habe, habe er es entdeckt. Und es war
noch ziemlich gut in Schuss. Freilich: Nur zwei Drittel der Tasten hätten noch
Klänge erzeugt - und auch da hätten Wetter und Zeit einiges an den Tönen
bewirkt. Aber im Großen und Ganzen, erzählt Herr T, habe das Ding noch
funktioniert."
Das gilt aber nicht nur für das Klavier, meine Damen
und Herren, das gilt auch für die Sofiensäle als solche. Sie sind rettbar, wenn
sie gerettet werden wollen. Ich würde sagen, Herr Bgm Häupl ist gemeinsam mit
dem Bundesdenkmalamt und dem Eigentümer aufgerufen, endlich zu handeln und
seiner Verantwortung nachzukommen.
Meine Damen und Herren! Dem Rechnungsabschluss werden
wir auch in Bezug auf diese Geschäftsgruppe nicht zustimmen. (Beifall bei
der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ich
danke schön, Herr StR Herzog.
Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Mag Gerstl.
Seine Redezeit beträgt 15 Minuten. - Bitte.
GR Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr
Stadtrat!
Wie geht es einem Stadtrat, der keinen Einfluss auf
den Wahltermin hat? Vor allem, wenn die Wahlzeit früher kommt, als man denkt?
All die Projekte, die man sich vorgenommen hat, müssen früher fertig werden,
können nicht rechtzeitig abgeschlossen werden, und somit fällt die Bilanz nicht
so aus, wie man sie sich vielleicht vorgestellt hat.
Große Hoffnungen wurden in ihn gesetzt, StR Svihalek
hat einen Fachmann als Nachfolger erhalten. Die Ankündigungen klangen gut, auch
wenn sie vielleicht gleich polarisierten. Mit viel Engagement ging er hinein,
er scheute sich nicht, auch die Wochenenden einzusetzen, und Schonung war nicht
seines. Jeden Vorschlag ließ er sich vorlegen, er entschied alles selbst. Auch
Leidenschaft legte er hinein. Manchmal war auch ein lautes Wort dabei, aber nie
böse gemeint, nur um seinen Vorschlägen vielleicht Nachdruck zu verleihen.
Doch bald musste er merken, dass es für einen
Stadtrat auch in der eigenen Fraktion nicht leicht ist, sachorientierte
Vorschläge durchzubringen. Das ständige Intervenieren und manchmal auch
Intrigieren nervte zunehmend, bald frustrierte es auch. (GR Dipl Ing Martin
Margulies: Wen?) So verlegte sich der Stadtrat zunehmend darauf, nur mehr
Entscheidungen durchzubringen. Er ging ins andere Extrem: War zu Beginn jeder
Vorschlag wohl durchdacht und wurde mit Zähnen und Klauen verteidigt, so war er
jetzt zu jedem Kompromiss bereit. Hauptsache war, möglichst viele stimmten zu -
was sie dann schlussendlich doch nicht taten.
So erhielten wir tausende Seiten an Papier, Verkehrspläne,
Entwicklungspläne, Strategiepläne sowie dutzende und aber dutzende neue
Studien. Die Beamten leisteten perfekte Arbeit für den Stadtrat, auch wenn sie
nicht immer gewürdigt wurde. Wir sagen den Beamten jedenfalls ein ganz
besonderes Danke! Sie können
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