Gemeinderat,
57. Sitzung vom 28.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 78 von 116
Damen und Herren.
Damit sind wir für heute bei den vielen Fehlern - das
X war nämlich für den x-ten Fehler - des StR Schicker auch schon am Ende. Was
es letzten Endes in einer Bilanz noch zu überlegen gibt, meine Damen und
Herren, ist: Was bleibt von einer Ära übrig?
Ich glaube, letzten Endes wird es wenig geben. Im
Großen und Ganzen wird die Ära Schicker dem Vergessen anheim fallen. Das ist
eigentlich in einem Ressort, das einer Stadt gestaltungsmäßig durchaus einen
Stempel aufdrücken könnte, überhaupt das Schlimmste, was passieren kann. -
Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet hat sich Herr Dr Troch. Ich
erteile es ihm.
GR Dr Harald Troch (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Sehr geehrte Damen und Herren!
In Wien ist Politik spannend. Hier wird überlegt,
geplant, gestaltet und bewegt. Politik ist packend, insbesondere im Ressort
Stadtentwicklung. Es ist ein interessantes Politikfeld, es ist packend, weil es
um die Veränderung der Gegenwart geht, weil es um die Gestaltung der Zukunft
geht. Es ist interessant, weil hier ressortübergreifend gearbeitet wird, alle
Politikfelder zur Entwicklung von Stadtentwicklung beitragen und die
Stadtentwicklung wieder den Rahmen aller Ressorts mitgestaltet.
Faszinierend ist, dass Stadtentwicklung über den
Tellerrand der Stadt, ja der Region blicken muss. Wiens Position in Europa hat
sich in den 90er Jahren stark verändert, wir sind noch deutlicher in die Mitte
gerückt. In dieser Europaregion Mitte sind wir allerdings keineswegs allein. Da
gibt es gemeinsame Interessen, da gibt es auch Konkurrenz, da gibt es die
Chancen von Synergien mit anderen Städten, da gibt es aber auch die Gefahr von
Stagnation: Wirtschaftlich, intellektuell, wissenschaftlich, ökologisch. Wiens
neue Rolle und seine Chancen im neuen, erweiterten Europa, in der Region CENTROPE,
waren und sind wesentliche Momente in der Diskussion zur Stadtentwicklung. Das
Motto der Stadtentwicklung ist Ihnen wahrscheinlich sehr gut bekannt:
"Europäisch denken - regional handeln - Wien entwickeln".
Dazu kommen grundlegende Werthaltungen und Ziele, für
die die Wiener Stadtregierung und die SPÖ stehen. Wir bekennen uns zur Förderung
von Forschung und Bildung, das heißt heute allerdings mehr denn je: Internationalisierung.
Das funktioniert jedoch nur in einem offenen Klima der Toleranz. Offenheit und
Toleranz wiederum bilden weiche, aber sehr, sehr wichtige Standortfaktoren für
eine dynamische Wirtschaft wie auch für eine Kulturstadt von Weltrang.
Wir Sozialdemokraten bekennen uns zur Lebensqualität
auf hohem Niveau für alle Wienerinnen und Wiener, egal, wie hoch ihr
Einkommen ist, egal, welche Ausbildung sie bekommen haben, egal, woher sie
ursprünglich stammen.
Nach ausführlicher Diskussion und in Kooperation
aller Geschäftsgruppen haben wir diese Punkte schließlich 2004 im Strategieplan
für Wien beschlossen, beschlossen als Orientierungsrahmen, ergänzt um die
Grundsätze von Nachhaltigkeit, Gender Mainstreaming, Diversität sowie
Öffentlichkeit und Bürgerbeteiligung. Darin liegt auch die neue Qualität dieses
Strategieplans. Einen Strategieplan gab es schon 2000, den legte der damalige
Stadtrat - was der ÖVP ja sehr bekannt sein wird - allerdings nicht im
Gemeinderat zur Diskussion und auch nicht zum Beschluss vor.
Die neue Qualität liegt in diesem Strategieplan auch
in seiner Umsetzungsorientierung. 41 strategische Projekte werden den
Wirtschaftsstandort Wien weiter ausbauen, das hohe soziale Niveau sichern, die
beispielhafte Umweltqualität ausbauen und die Lebensqualität, um die uns
zahlreiche Städte beneiden, sichern. Umsetzungsorientierung heißt weiters, dass
als nächster Schritt die räumliche Konkretisierung entwickelt wurde.
Mit dem Stadtentwicklungsplan 05 liegt nun ein
zukunftsweisender Entwicklungsplan vor, der auch die absehbare
Bevölkerungsentwicklung mit einkalkuliert. Beachtlich war dabei der breite
Diskussionsprozess, ein Dialog zwischen Fachleuten und der Stadtverwaltung,
zwischen der Stadtpolitik und den Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt, und
zwischen den Investoren, Bauträgern und Interessensvertretungen. Auf diesen
Dialog gründen sich folgende Ziele: Die Qualität des Lebensraums durch den
Ausbau des Grüngürtels und des Wasserschutzes; ein investitionsfreundliches
Klima für eine dynamisch Wirtschaft; ein sparsamer Umgang mit der Ressource
Boden; die bauliche Entwicklung entlang leistungsfähiger öffentlicher
Verkehrsmittel, um damit den Anteil am Verkehrsverbund zu erhöhen und den
Anteil am motorisierten Individualverkehr zu senken, generell aber
Verkehrsentstehung schon im Ansatz womöglich zu verringern; die Lebensqualität aller
WienerInnen, wie bereits beim Strategieplan umrissen, erhöhen.
Der Stadtentwicklungsplan 05 ist allerdings auch
eine zentrale Richtschnur für Flächenwidmungen, und dabei haben die
Magistratsabteilungen 21 A und B Enormes geleistet. Rasch, kompetent
und genau haben die Kollegen und Kolleginnen der Abteilungen mit Dipl
Ing Vatter und Dipl Ing Binder an der Spitze qualitativ und
quantitativ Enormes geleistet. Enormes geleistet wurde sowohl bei der Erfüllung
des Zehnjahresflächenwidmungsprogramms als auch bei den laufenden, aktuellen
Aufgabenstellungen. Die rasche Flächenwidmung ist ja oft die Initialzündung zum
eigentlichen Start groß angelegter oder bedeutender Projekte. Dafür sage ich
den Kollegen und Kolleginnen dieser Abteilungen ein herzliches Dankeschön! (Beifall bei der SPÖ.)
So ein laufendes Projekt ist zum Beispiel der Bahnhof
Wien - Europa Mitte. Ja, wir bekennen uns zu Europa Mitte, auch zu dieser
Benennung des Bahnhofs. Die Transeuropäischen Verkehrsnetze TEN weisen Wien
noch als so einen bedeutenden, zentralen Knoten aus. Noch! Denn diese TEN
verlangen die Durchlässigkeit, und erst der Durchgangsbahnhof Wien Mitte wird
die verlangte Durchlässigkeit auch gewähren. Diesen Zentralbahnhof plant und
schafft Wien jetzt gemeinsam mit dem Bund und den Österreichischen Bundesbahnen
bis 2010.
Unser einstimmiger Beschluss des
Masterplans war
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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